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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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tief in ihrem Herzen danach lechzten, in die Geschichte einzugehen wie ein gerissener Sherlock Holmes, der schließlich das große italienische Geheimnis lüftete. Kommunisten, die kreischten, dass die Demokratie ausverkauft würde. Christdemokratische Falken, die den militanten Antikommunismus im Schatten der NATO aufrechterhalten wollten. Christdemokratische Tauben, die sich im Beichtstuhl die Frage nach den Lügen des Nordatlantikbundes stellten. Sozialisten, die Hiebe nach rechts und nach links austeilten und derweil auf ihrem mit Goldbarren gepflasterten Weg weitergingen. Und alle klopften bei ihm an: Warum gehen Sie nicht in Pension? Aber warum gehen Sie nicht auf die ausgezeichneten Bedingungen ein, die Ihnen geboten werden? Eine mehr als anständige Pension ... Arroganz und Einsamkeit ...
    Und alle fragten sich mit Panik im Blick: Würde er reden? Hat er irgendwo ein Testament hinterlassen? Und wenn er beschlösse auszupacken? Würmer. Widerwärtige, elende Würmer. Schmierenkomödianten!
    Man stahl den Opfern den Schmerz und den Mördern die Ehre. Einfach so. Wie immer in Italien.
    Und das Ballett der schönen Seelen, bei dem die regimetreuen Zeitungsschmierer in Jubelschreie ausbrachen ... Leitartikler & Edelfedern: Wie ich persönlich zum Fall der Mauer beigetragen habe. Bescheidener Vorschlag: um eine festere und widerstandsfähigere zu errichten. Eine humanitäre, wohlverstanden. Aber was wissen sie schon, was wissen sie schon.
    Vecchio würde nicht reden. Das machte ihn gleichzeitig traurig und fröhlich. Er würde seine Geheimnisse mit ins Grab nehmen, und das Wissen, dass nur er sie kannte. Vecchio und seine Geheimnisse ... die der Roten und die der Schwarzen ... pfui! Sie sollten an ihrer Wut ersticken, die Untermenschen ... Aber irgendetwas musste dennoch überbleiben. Ein Vermächtnis, ein Erbe, nein, besser gesagt ein Netzwerk ...
    Dann hatte Vecchio mit einer zugleich gewalttätigen und zärtlichen Bewegung seine Hand väterlich in die seine genommen.
    – Sie müssen etwas für mich tun.
V.
    Fierolocchio war zurückgekehrt, weil er keine Lira mehr in der Tasche hatte, und Bufalo hatte ihn gerettet. Pischello hatte Rossana bereits satt. Zu anhänglich. Außerdem liebte er das Abenteuer. Und damit basta. Sie bezogen Stoff vom Bruder Turis in Palermo und von Turco. Pippo Funciazza machte ihnen einen Freundschaftspreis. Turco war ein Bekannter von Conte Ugolino. Als Junge war er ein idealistisches Mitglied der Grauen Wölfe gewesen. Er rühmte sich, Ali Agca persönlich zu kennen. Er war zu dreihundert Jahren Knast verurteilt worden. Nach einem Feuergefecht hatte man ihn offiziell für tot erklärt. Die Polizei hatte eine entstellte Leiche hergezeigt. Aber Turco hatte ein Abkommen mit dem Geheimdienst geschlossen. Sie hatten ihm eine neue Identität, Waffen und Geld besorgt. Im Austausch hatte er ihnen den Kopf des Chefs der kurdischen Separatisten versprochen. Reine Aufschneiderei. Kaum hatte er kassiert, kündigte er das Abkommen und floh auf den Balkan. Er schmuggelte Waffen für zahlreiche mehr oder weniger nationalistische Bewegungen und für die Freiheitsbewegungen, die in Jugoslawien ein Blutbad anrichteten. Seit dem Ende des Kommunismus waren die Balkanrouten Autobahnen, die von allen befahren wurden. Der reiche Westen kaufte alle möglichen Güter im Supermarkt der schmutzigen Geschäfte. Huren und unterbezahlte Arbeitskräfte für die Väter. Heroin in allen Varianten und Reinheitsgraden für die Söhne. Turco war eine falsche Schlange und versuchte sie auf jede nur erdenkliche Art und Weise über den Tisch zu ziehen. Bufalo sagte, früher oder später würde er bezahlen. Aber fürs Erste half er ihnen dabei, sich über Wasser zu halten. Insgesamt warfen Bufalo und die Seinen pro Monat zwei bis drei Kilo Stoff auf den Markt. Sie verkauften nur in der Toskana, wo sie sich auf Freunde von Conte Ugolino verlassen konnten. Bufalo mied Rom. Wegen Dandi, sagte er. Pischello hatte nichts Persönliches gegen Dandi. Sie waren einander nur einmal kurz begegnet, ohne Freundschaft zu schließen. Aber wenn Bufalo beschlossen hatte, ihn umzulegen, auch recht. Mehr als alles andere liebte Pischello die Aktion. Und er verstand nicht, warum sie so vorsichtig waren.
    – Dandi nervt? Wo liegt das Problem? Legen wir ihn um.
    Aber Bufalo sagte, sie sollten noch zuwarten. Worauf, das wusste nur er. Der Gewinn war selbst nach Abzug der Anteile für Pippo Funciazza und Turco hoch genug, um sich ein schönes

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