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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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weiter. Auch die beiden Pferde, die Birk und Ronja sich ausgesucht hatten. Jetzt waren sie in Reichweite. Ronja und Birk nickten einander stumm zu, und gleichzeitig  flogen ihre Schlingen durch die Luft. Kurz darauf erscholl im Wald das wilde Gewieher der beiden gefangenen Pferde und das Gedonner vieler Hufe, als die Herde floh und im Wald verschwand. 

    Sie hatten zwei Hengste gefangen, zwei wilde, junge Hengste, die tobend ausschlugen, die sich aufbäumten und zerrten und bissen und wie wahnsinnig kämpften, um freizukommen, als Birk und Ronja sie an zwei Bäumen festbinden wollten. Schließlich gelang es ihnen, aber sie mußten flink außer Reichweite der wirbelnden Hufe springen. Dann standen sie keuchend da und sahen zu, wie die Pferde sich aufbäumten und ausschlugen, daß der Schaum nur so an ihnen runtertropfte.
    »Reiten wollten wir«, sagte Ronja, »aber diese beiden lassen sich fürs erste nicht reiten.«
    Das meinte auch Birk.
    »Erst müssen wir ihnen begreiflich machen, daß wir ihnen nichts Böses wollen.«
    »Das hab ich ja schon versucht«, sagte Ronja.
    »Mit einem Brotkanten. Aber wenn ich die Hand nicht schnell weggezogen hätte, dann hätten bei meiner Heimkehr ein paar abgebissene Finger an meinem Gürtel gebaumelt. Und das hätte Mattis nicht gerade heiter gestimmt.«
    Birk wurde blaß.
    »Hat dieser Racker wirklich nach dir geschnappt, als du ihm Brot geben wolltest? Er wollte dich tatsächlich beißen?«
    »Frag ihn doch«, antwortete Ronja mürrisch. Mißmutig sah sie zu dem tollwütigen Hengst hinüber, der immer noch raste und tobte.
    »Racker, das ist ein guter Name«, sagte sie.
    »So werde ich ihn nennen.«
    Birk lachte.
    »Dafür mußt du jetzt meinem Pferd einen Namen geben.«
    »Ja, deins ist genauso toll«, sagte Ronja.
    »Nenn es doch Wildfang.«
    »Hört ihr das, ihr Wildpferde?« rief Birk.
    »Jetzt haben wir euch Namen gegeben. Racker und Wildfang heißt ihr, und damit gehört ihr uns, ob ihr wollt oder nicht.«
    Racker und Wildfang wollten nicht das merkte man. Sie rissen und bissen an den Riemen. Der Schweiß lief nur so an ihnen herunter, trotzdem hörten sie nicht auf zu toben und auszuschlagen, und ihr wildes Wiehern schreckte alle Tiere im weiten Umkreis.
    Erst als der Tag sich neigte, erlahmten die Hengste, bis sie schließlich mit hängenden Köpfen still an ihren Bäumen standen. Nur hin und wieder noch ließen sie ein mattes und trauriges Wiehern hören.
    »Bestimmt sind sie durstig«, sagte Birk.
    »Wir müssen sie tränken.«
    Und sie banden ihre jetzt so friedlichen Pferde los und führten sie zum Weiher. Dort streiften sie ihnen die Riemen ab und ließen sie trinken.
    » Sie tranken lange. Danach standen sie ruhig und zufrieden da und sahen Birk und Ronja verträumt an.
    »Wir haben sie schließlich doch noch gebändigt«, sagte Birk stolz. Ronja klopfte ihrem Pferd den Hals, sah ihm tief in die Augen und erklärte ihm:
    »Hab ich gesagt, ich werde reiten, dann reite ich auch, verstehst du?«
    packte Rackers Mähne mit festem Griff und schwang sich auf seinen Rücken.
    »Los jetzt, Racker!« sagte sie - und flog in hohem Bogen kopfüber Weiher. Als sie wieder auftauchte, sah sie Racker und Wildfang gerade noch in vollem Galopp zwischen den Bäumen verschwinden.
    Birk reichte ihr die Hand und zog sie ans Ufer. Stumm und ohne sie anzusehen tat er es. Und genauso stumm kam Ronja aus dem Wasser. Sie schüttelte sich, daß es spritzte. Dann lachte sie laut auf und sagte:
    »Heute reite ich wohl nicht mehr!«

    Da lachte auch Birk: »Ich auch nicht!«
    Dann kam der Abend. Die Sonne sank, und die Dämmerung zog herauf. Es war die Dämmerung des Frühlingsabends, die selbst unter den Bäumen nur ein wunderliches Zwielicht blieb und nie zu Dunkelheit und Nacht wurde. Es wurde still im Wald. Amsel und Kuckuck schwiegen. Alle jungen Füchse und Kaninchen krochen in ihren Bau, alle Eichhörnchen in ihr Nest, das Kreuzotterweibchen unter seinen Stein. Nichts war zu hören außer den klagenden Rufen des Uhus aus der Ferne, und bald verstummte auch er. Der ganze Wald schien zu schlafen. Doch kurz darauf erwachte er langsam zu seinem Dämmerungsleben. Alle Wesen der Dämmerung, die dort hausten, begannen sich zu rühren. Es raschelte und krabbelte und trippelte im Moos. Rumpelwichte schlurften zwischen den Bäumen. Zottige Dunkeltrolle krochen hinter den Steinen hervor, und Graugnomen kamen zuhauf aus ihren Schlupfwinkeln gehuscht und fauchten, um alle zu erschrecken, die

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