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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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»Püppchen« oder »Liebchen« und was es sonst noch für Wörter gibt, bei denen ich fast brechen musste. Warum sagte er nicht einfach Esther? Meine Großeltern haben sie doch nicht umsonst so genannt? Echt, ich wurde immer stinkiger auf meine Mutter. Sie hätte ihm verbieten sollen, uns zu begleiten! Schließlich flogen sie in einer Woche gemeinsam nach Amerika und dann konnten sie aneinanderkleben, so lange sie wollten, ohne dass ich mir das die ganze Zeit anschauen musste!
    Ich stellte meinen Rucksack auf das Gepäckband und checkte ein. Danach wollte meine Mutter unbedingt noch einen Kaffee trinken und ein Käsebrötchen essen. Schon nach zwei Bissen lächelte sie den Saugnapf geheimnisvoll an und kramte anschließend in ihrer Tasche, aus der sie ein Päckchen zum Vorschein zauberte. »Eine kleine Idee von Carl.«
    Ich riss das Papier ab. Es war eine Digitalkamera. Ich hatte vor, ein paar Fotos mit meinem Handy zu machen, aber das hier war natürlich hunderttausendmal besser. Die Kamera hatte viel mehr Pixel und eine Linse, mit der man unglaublich zoomen konnte. Vielleicht war der Saugnapf ja doch nicht so ein Trottel, wie ich dachte.
    »Für deinen Reisebericht«, sagte meine Mutter. »Wenn du eine schöne Reportage machst, kannst du uns später alles zeigen. Dann ist es, als wären wir dabei gewesen.«
    Ich bedankte mich bei ihr mit einem Kuss und gab dem Saugnapf freundlich die Hand. Wenn man gerade eine Kamera von mehreren Hundert Euro bekommen hat, sollte man sich nicht so haben. Die Uhr über der Bar zeigte fünf vor zwei.
    »Ich muss gehen«, sagte ich.
    Sie brachten mich bis zur Absperrung beim Zoll. Ich zeigte meinen Reisepass und durfte durchgehen. Als mein Handgepäck durchleuchtet war, drehte ich mich zum letzten Mal um. Meine Mutter winkte sich fast den Arm aus dem Schultergelenk und der Saugnapf streckte beide Daumen in die Höhe. Ich grüßte zurück und beeilte mich. Bevor ich das Flugzeug bestieg, wollte ich mir noch schnell eine Tüte Chips und eine Dose Cola besorgen.
    Der Flug dauerte rund zwei Stunden. Das reichte gerade, um zu lernen, wie ich meine neue Kamera bedienen musste. Dann berührten die Räder spanischen Boden und der Pilot hieß uns über Lautsprecher willkommen. Es dauerte noch zehn Minuten, bevor wir endlich über die Fluggastbrücke in die Ankunftshalle durften. Während ich am Gepäckband stand, brummte mein Handy. Eine SMS von meiner Mutter. LASS MICH KURZ WISSEN, WENN DU GUT ANGEKOMMEN BIST.
    Mein leicht verschlissener Rucksack rumpelte vorbei. Ich hob ihn vom Band und warf ihn mir über die Schulter. Auf dem Weg zum Ausgang simste ich zurück. ABGESTÜRZT, HAHA! GERADE GELANDET, KANN MARTIJN SCHON SEHEN.
    »Brüderchen.« Martijn schlug mir auf die Schulter. »Guten Flug gehabt?«
    Normalerweise gibt er mir bei jedem Wiedersehen das Gefühl, ich sei irgendein berühmter Sportheld, der eigentlich von einem Blasorchester und tanzenden Cheerleaders empfangen werden müsste, aber heute wirkte er etwas weniger überschwänglich.
    Ich nickte und ließ mich zu seinem Auto mitführen, einem blinkenden SUV, der in der Abhol-Zone geparkt war. Er öffnete die Hecktür und warf meinen Rucksack auf die Rückbank. Es war warm, sogar im Parkhaus. Ich nahm meine brandneue Kamera und fotografierte Martijn am Steuer.
    »Tolles Teil«, sagte er.
    Wir fuhren hinaus, dem strahlend blauen Himmel und der Sonne entgegen. Ich richtete meine Kamera auf eine Palmengruppe und drückte auf den Auslöser. Auch wenn ich Martijn schon zweimal besucht hatte – die Tatsache, dass am Straßenrand Palmen wuchsen, war für mich immer noch etwas Besonderes.
    Die Straße führte in eine lang gezogene Kurve und endete bei einer Ampel. Sie war rot. Martijn bremste und fluchte. Martijn flucht fast nie.
    »Ist was?«, fragte ich.
    »Was soll sein?«
    Die Ampel sprang auf Grün und das Auto fuhr an. Wir verließen das Flughafengelände und kamen an einer riesigen Werbesäule mit einem Foto von Martijn in einem ärmellosen Shirt vorbei. Auf seiner rechten Schulter war »Deseo« eintätowiert und vor seinem Bauch schwebte eine Sprühdose Deseo-Deo.
    Es blieb auch etwas Besonderes, den eigenen Bruder überlebensgroß auf einem Poster zu sehen.
    »Dieses Tattoo?« Ich überprüfte seinen Oberarm.
    »Fake natürlich«, sagte Martijn. »Ich bin doch nicht verrückt.« Er schaltete das Radio ein und klopfte mit den Fingern aufs Lenkrad. »Alles in Ordnung zu Hause?«
    »Ja, klar«, sagte ich, während ich die

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