Rose der Prärie
ihn aus seinen Gedanken. „Ich trockne immer ab.“
Aus den Augenwinkeln musterte Todd den Berg von dreckigem Geschirr. „Als Dank für dieses Essen würde ich das ganze Geschirr sogar zweimal waschen.“
„Danke für das Kompliment, Mr Valmer.“
Als er Miss Roses Stimme hörte, fuhr Todd herum. Ihre Stimme klang traurig, so ganz anders als vorhin. „Onkel Bo, ich kümmere mich nachher um das Geschirr. Mr Valmer, wir müssen über Ihre Mutter sprechen.“
Maggie kam durch die Küche auf ihn zu. „Würden Sie lieber unter vier Augen mit mir sprechen, Mr Valmer?“
Er dachte einen Moment nach. „Geht es um etwas, das eine Frau lieber im Privaten besprechen würde?“
Sie kämpfte dagegen an, ihre Schultern einfach nach vorne sacken zu lassen. Die schlechte Nachricht, die sie überbringen musste, lastete schwer auf ihr. Am besten sagte sie es ihm geradeheraus, damit er gleich wusste, worauf er sich einstellen musste. „Was Ihrer Mutter fehlt kann jeden treffen – egal ob Mann oder Frau. Außerdem wird es kein Geheimnis bleiben.“
Mit den guten Manieren eines Gentleman zog er einen Stuhl für sie heraus und bedeutete ihr, sich zu setzen. Dann setzte er sich ihr gegenüber und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch, ohne auf seine Manieren zu achten. „So, dann erzählen Sie es mir.“
„Ihre Mutter hatte einen Schlaganfall. Wie schlimm der Anfall war, wird die nächste Zeit zeigen. Manche Leute sind schon nach ein paar Tagen wieder auf den Beinen. Andere erholen sich nie wieder von dem Anfall. Die meisten Leute sind irgendwo dazwischen, und mit viel Übung und harter Arbeit schaffen sie es mit der Zeit auch, die meisten Sachen wieder zu lernen.“
Maggie schwieg einen Moment, damit Todd die Schwere der Situation erfassen konnte und trank einen Schluck Tee, den ihr Onkel ihr gebracht hatte. Der Tee war bitter, aber sicher nicht so bitter wie das, was sie als Nächstes sagen musste. „Schon in dem Moment, als ich die Decke zurückschlug und der linke Arm Ihrer Mutter einfach schlaff herabhing, habe ich vermutet, dass sie einen Schlaganfall hatte. Ich habe Bücher und eine medizinische Fachzeitschrift darüber. Sie stimmen auch alle darin überein, dass ein Patient nach einem solchen Anfall normalerweise sehr erschöpft und verwirrt ist.“
Seine hellbraunen Augenbrauen zogen sich fragend in die Höhe. „Verwirrt?“
„Die Patienten wissen nicht, wo sie sind, wer sie selbst sind oder die Menschen um sie herum. Allerdings bin ich mir fast sicher, dass Ihre Mutter weiß, wer Sie sind, so wie sie auf Ihre Nähe reagiert. Doch sie hat kein Wort mit mir gesprochen. Hat sie nach ihrem Sturz irgendetwas zu Ihnen gesagt?“ Bitte, sagen Sie ja. Bitte erinnern Sie sich daran, dass sie wenigstens ein paar Sätze gesagt hat ...
Mit seiner rauen Handfläche fuhr sich Mr Valmer ein paar Mal über sein besorgtes Gesicht. „Geräusche. Sie hat immer wieder Geräusche gemacht. Aber Worte ...“ Langsam nahm er die Hand vom Gesicht. „Was würde das bedeuten?“
Die Erfahrung hatte Maggie mit der Zeit gelehrt, eine kleine gute Nachricht bis zum Ende aufzusparen, wenn alle schlechten Nachrichten auf dem Tisch waren. Deshalb faltete sie jetzt die Hände auf dem Tisch und blickte ihm direkt in die Augen. „Wenn jemand wie Ihre Mutter einen Schlaganfall hat, bei dem die Person die Fähigkeit zu sprechen verliert, behält sie die Fähigkeiten ihrer rechten Körperhälfte. Wahrscheinlich wird Ihre Mutter Probleme haben zu sprechen, aber dafür wird sie immer noch eine Menge anderer Dinge tun können.“
Die Muskeln seines Kiefers zuckten, während er bei jedem ihrer Worte die Zähne fester aufeinanderpresste. Das zeugte von Willenskraft und Sturheit – und Mr Valmer würde in den nächsten Monaten ein große Portion Sturheit und Ausdauer brauchen, um seine Mutter dazu zu bringen, die wichtigen Dinge neu zu lernen. „Mas linke Seite ist gelähmt? Aber sie ist Linkshänderin.“
„Ich verstehe.“ Maggie merkte sofort, dass sie ihre nächsten Worte sorgfältig auswählen musste. Bedächtig wiegte sie den Kopf, um noch etwas Zeit zu gewinnen. „Wir müssen abwarten, wie gut sie ihre Gliedmaßen bewegen kann. Wie ich schon sagte, es ist durchaus möglich, dass sie einige ihrer Fähigkeiten zurückerlangt. Da sie Linkshänderin ist, bedeutet das, dass sie höchstwahrscheinlich ihre Fähigkeit zu sprechen nicht verloren hat. Gott sei Dank – dann wird sie sich verständlich machen, singen und beten
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