Rose der Prärie
Herd noch. Und ihre Hütte. Sie glitt von Evas Rücken, lief geradewegs in seine Arme und schluchzte: „Ich liebe dich. Ich liebe dich. Dem Herrn sei Dank, dass dir nichts passiert ist!“ Sie ließ ihn gar nicht mehr los.
Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. „Ich liebe dich auch. Wir haben immer noch uns.“
„Ja. Wir haben einander. Das ist alles, was zählt!“
„Aber ich muss dir etwas sagen.“ Er atmete tief ein. Seine trockene Kehle und schmerzenden Lungen sagten ihm, dass er nur durch Gottes Gnade überlebt hatte. „Margaret“, krächzte er. „Ich habe das getan.“
„Ich weiß. John und ich haben es gesehen.“ Sie legte die Arme um seine Taille. „Ich bin so stolz auf dich.“
„Nur das Haus ist noch da. Alles, selbst die Scheune –“
„Du hast die Felder angezündet. ‚Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.‘ Du hast dein Leben riskiert und unsere Lebensgrundlage geopfert. Meine Gedanken waren nicht bei dem, was wir verlieren würden – sondern bei dir.“ Tränen bahnten sich einen Weg durch die Asche auf ihrem Gesicht. „Meine Schätze sind im Himmel, aber mein Herz –“ Sie legte die Hand auf die linke Seite seiner Brust und klopfte sanft. „Mein Herz ist hier. Solange ich dich habe, ist mir alles andere egal.“
Todd hatte alles, wofür sie gekämpft hatten, zerstört. Er hatte getan, was er tun musste, aber sie waren sich einig. Das Feuer konnte ihnen nur Dinge wegnehmen, aber es konnte nicht ihre Beziehung zerstören.
Jakob Stauffer und John kamen auf sie zu.
Todd streckte ihnen die Hand entgegen. Sie schüttelten sie und keiner musste ein Wort sagen. Es war vorbei. Todd hatte der Feuersbrunst auf seinem Land Einhalt geboten durch das Gegenfeuer, das er entfacht hatte. Er hatte ein großes Opfer gebracht, damit seine Nachbarn ihr Leben, ihre Häuser und ihren Lebensunterhalt behalten konnten.
„Ma geht es gut. Sie ist bei Velma und sie werden sich, solange es nötig ist, um sie kümmern.“ Linette glitt von Zanges Rücken. Verstört von dem Geruch und der Hitze tänzelte Zange hin und her. John hielt sie am Halfter fest.
Big Tim war mit ihr gekommen. Er drückte Todd einen Becher Wasser in die Hand. Todd ließ Maggie zuerst trinken, dann nahm auch er einen großen Schluck. Schließlich krächzte er: „Deine Geschichte, Margaret – das ist eine Geschichte für die kommenden Generationen.“
Seine Worte erregten die Aufmerksamkeit von allen und ihre Augen wanderten zu Maggies Rosen. „Gott hat das Rosenbeet als Feuerschneise gebraucht“, sagte Linette ehrfürchtig.
„Und die Erdmauer“, ergänzte John. „Sie hat den Wind in eine andere Richtung gelenkt.“
Linette griff nach Maggies Arm. „Du hast nicht aufgegeben. Du hast die Rosen neu gepflanzt und das hat dein Haus gerettet.“
„Ich habe neu gepflanzt, weil Todd es gerne wollte.“ Maggies Augen füllten sich mit Tränen.
„Ihr werdet doch jetzt nicht aufgeben und hier weggehen, oder?“ Obwohl Linette die Frage gestellt hatte, wusste Todd doch, dass alle anderen dasselbe wissen wollten.
Sein Blick wanderte zum Horizont und er dachte einen Moment nach. „Es ist Erntezeit. Ich werde helfen. Vielleicht schließe ich mich einem Team an und gehe nach Norden, um dort bei der Ernte zu helfen. Was auch immer passiert, wir werden Gott vertrauen. Er lässt uns nie im Stich.“
Am nächsten Morgen sah Todd Maggie dabei zu, wie sie das Frühstück machte. Zum ersten Mal in seinem Leben wartete draußen nicht die Arbeit auf ihn. Dankbar dafür, dass Gott ihr Haus verschont hatte, hatten sie die Nacht trotz des Rauchgeruchs hier verbracht. Da sie wussten, dass Ma in guten Händen war, hatten sie in der Nacht tief und fest geschlafen.
Die Landschaft draußen konnte gegensätzlicher nicht sein – hässliche verbrannte Erde direkt neben den goldenen Weizenähren auf Johns Feldern. Aber darauf konnte Todd sich nicht lange konzentrieren. Sie hatten alles verloren und trotzdem stand seine Frau am Herd und summte vor sich hin. Er hatte alles verloren, aber das Wichtigste war immer noch da: seine Maggie.
Lächelnd wischte Maggie eine feine Schicht Asche aus einer Schüssel. „Hast du gesehen? Gestern Abend hat John neben Linette gestanden und den Arm um sie gelegt.“
„Das hat mich nicht im Geringsten überrascht. Ich konnte allerdings kaum glauben, dass sie es ihm endlich erlaubt hat. Sie war ja in letzter Zeit so scheu wie ein Reh.“
Zum ersten Mal
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