Rosen lieben Sonne
Schlipse. Grüne Hose, gelbe Socken, Naturleder-Schuhe. Sein schmalkrempiger, pseudo-italienischer Fedora lag zwischen uns auf dem Tisch. Ich fragte mich, ob es im Gegensatz zu den »Mr. Big«-Läden auch eine »Mr. Winzling«-Kette gab, wo er einkaufte, oder ob er einfach in die Kinderabteilung ging? Wie dem auch sei, er hatte es jedenfalls leichter als ich; in manchen Städten konnte ich nicht mal Unterhosen in meiner Größe kriegen.
Das Telefon hinter der Bar klingelte. Der Barmann Frank ging ran und winkte mir, wie ich es zuvor mit ihm vereinbart hatte, zu. Ich entschuldigte mich höflich und ging ans Telefon. Es war Suze von der Basis aus.
»Cissy hat gerade angerufen«, sagte sie aufgeregt. (Siehe Zeitplan.) »Alle sind auf Position und einsatzbereit.«
»Roger«, sagte ich. »Wilco. Over and out.« Ich legte auf, bedankte mich bei Frank und schlenderte wieder zurück an meinen Tisch.
«Jetzt geht’s los, Louie«, sagte ich. »Werden Sie langsam nervös? Wollen Sie n Drink, um sich zu beruhigen?«
»Nein«, sagte er. »Ich nehm noch einen CC mit Cola. Und weil Sie’s bezahlen, nehm ich n doppelten.«
Ich holte ihm seinen Drink und mir noch ein Bier und brachte auch Marvelous Marv ein Bier nach draußen, und dann warteten wir. Und warteten. Gott sei Dank stehen manche Leute auf Spannung.
20
»Um Gottes willen«, sagte unser Stargast, »kann mir bitte, bitte, einer von euch erzählen, was nun eigentlich los ist?«
»Aber sicher, meine Liebe«, sagte ich gelassen. »Dein Wunsch ist uns Befehl, mein Herzblatt. Setz dich, lehn dich zurück, entspann dich, streck deine süßen schlanken Beine von dir und mach dich bereit für Bewunderung und Erstaunen.«
Wenn Sie aus diesen Sätzen geschlossen haben, daß ich mich a) mit meiner Lieblingsblondine unterhielt, und zwar b) in einem mittlerweile durchaus bekannten Wohnzimmer in Burbank, und daß ich c) mich wirklich großartig fühlte, dann haben Sie das ganz zu Recht geschlossen. Meine tapferen Truppen waren da, außerdem Rags und die drei Katzen, Sylvester eingerechnet, der auf Cissys Schoß schlief. Wir rauchten, tranken, lebten das Jetzt und gaben uns, in meinem Fall zumindest, ganz nonchalant.
»Sara, meine Liebe«, sagte ich ganz nonchalant, »fang mit dem Anfang an, wenn dein Hirn noch dazu in der Lage ist nach diesem Teufelszeug.«
Sara trank ihr Glas leer, in dem Hawaii-Punsch mit Rum gewesen war, ein Gesöff, dessen bloße Vorstellung einen ernsthaften Trinker wie mich schaudern läßt. Dann sagte sie: »Tja, Evonne, da gab es also dieses Arschloch, und dem wollten wir so richtig eine reinsemmeln.«
»So viel hat mich Mr. Wonderful dort drüben vor ein paar Tagen bereits wissen lassen«, sagte Evonne mit einem liebevollen Seitenblick auf meine Wenigkeit.
»Heute morgen also rief ich diesen Typen, Marco, von einer Zelle an der Ecke aus an, genau wie es auf meiner Aufgabenliste stand, die ein winziger Bestandteil des großen Master-Plans von Mr. Wonderful dort drüben ist.«
»Ach, nennt mich doch einfach Wonderful«, sagte ich.
»Ich verkünde Marco also: >Entschuldigen Sie, Sir, es tut mir leid, wenn ich störe, aber Sie haben einen Abzug des Fotos vergessen, um das Sie sich Sorgen machten.< Er denkt einen Moment lang nach, dann sagt er: >Wer sind Sie?< Und ich sage: >Ich heiße Marge, und meinem Bruder gehört die Dunkelkammer, die Sie zertrümmert haben, aber, Sir, das letzte, was wir wollen, ist noch mehr Ärger, Sie sind uns haushoch überlegen, Sir, wir wollen Ihnen nur das Bild zurückgeben, weil wir es nicht brauchen können, was auch immer eigentlich drauf zu sehen ist, aber wenn es Ihnen recht wäre, Sir, würden wir uns natürlich über ein paar Dollar freuen, für die wir uns eine neue Polaroid kaufen könnten und ein paar andere Kleinigkeiten, die zu Bruch gegangen sind; wissen Sie, Sir, wir haben gerade erst aufgemacht, und glauben Sie mir, Sir, Sie werden nie wieder von uns hören...<
>Klingt fair<, sagt das Schwein.
>Da wäre nur eine Kleinigkeit^ sage ich, >ich hoffe, das ist nicht zu unangenehm für Sie: Ich habe das Bild an meinem Arbeitsplatz, weil mein Bruder es nicht im Haus behalten wollte.<
>Und?< fragt er.
>Und<, sage ich, >vielleicht können Sie heute abend dort vorbeikommen, weil dort nämlich eine Menge Leute sein werden, und, bitte nehmen Sie mir das nicht übel, Sir, aber ich würde Sie nicht gern allein in einer dunklen Seitenstraße treffen, nach dem, was mit meinem Hund passiert ist.< >Was ist denn mit
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