Rosen lieben Sonne
zu erledigen.«
»Solch erniedrigende Beschimpfungen sollten unter Ihrer Würde sein, Lieutenant«, sagte ich, »falls so etwas überhaupt möglich ist. Also. Kennen Sie jemanden im Sheriff s Department?« Ich wollte das wissen, weil der Topanga Canyon nicht im Einsatzgebiet des Los Angeles Police Departements lag, wohl aber ein Teil der rund 4000 Quadratkilometer war, für die der County Sheriff und seine Mannen zuständig waren.
»Vielleicht könnte ich mich an ein oder zwei Namen erinnern«, gab Lieutenant Conyers zögernd zu. »Wenn es wichtig genug ist, was ich bezweifeln möchte.«
»Dann hören Sie mal gut zu«, sagte ich und verriet ihm genug Hintergrundinformationen, um ihn neugierig zu machen, was nicht allzu lange dauerte, denn er wußte nicht nur, wer Marco Bellman war, sondern er hatte ihn auch einmal, als er noch bei der Sitte war, eingebuchtet, oder es zumindest versucht. Minderschwere Körperverletzung einer Minderjährigen, bloß war der Fall nie vor Gericht gekommen, weil jemand wenig später den Körper besagter Minderjähriger so schwer verletzt hatte, daß eine ganze Weile lang nicht klar war, ob sie jemals wieder würde aussagen (oder überhaupt etwas sagen) können, selbst wenn sie wollte.
Die Tatsache, daß Lieutenant Conyers nicht die besten Erinnerungen an Marco Bellman hatte, war recht hilfreich. Er erklärte sich bereit, einen Sheriff’s Deputy, den er kannte, anzurufen und zu überreden, mit mir heute abend nach Topanga zu fahren.
»Aber Sie, Daniel, Sie sollten sich aus der Sache besser raushalten«, sagte Shorty, bevor er auflegte. Gehässig wie immer.
»O ihr, deren Glück so klein ist«, sagte ich weise und legte ebenfalls auf.
Und bei denen auch alles andere klein ist, hatte ich hinzufügen wollen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe nichts gegen kleinwüchsige Menschen per se. Ich nehme an, daß es irgendwo in der Welt auch ein paar ausgeglichene, nicht besonders aggressive, zufriedene, friedliche, gutgelaunte Schrumpfköpfe gibt, aber ich habe einfach noch keinen davon getroffen, und, wenn ich das so sagen darf, ich bin ganz schön weit rumgekommen.
Unter Aufbietung meiner ganzen Willensstärke widmete ich mich wieder dem elenden Papierkram, mit dem ich mich vor dieser Flut von Telefongesprächen beschäftigt hatte. Ich blätterte gerade in meiner bereits erwähnten Sammlung von Briefpapieren und Formularen, auf der Suche nach etwas, das Samuel Beakins, den Besitzer von drei kleinen Waschsalons in Studio City, davon überzeugen könnte, daß es ein kluger Zug wäre, meine Rechnung zu begleichen. Zum Beispiel die Vordrucke, die (zumindest so aussahen, als ob sie) von den State of California Wasserwerken stammten. Da klingelte schon wieder das Telefon. Diesmal war meine Lieblingsnervensäge dran, um mir zu sagen, daß sie und Willy zur Basis zurückgekehrt waren und alle etwas zu tun hatten außer ihr, ob ich nicht irgendeine Aufgabe für sie hätte?
Ich warf einen Blick auf meine eigene Aufgabenliste und hatte eine großartige Idee.
»Was auch immer Suze gerade tut«, sagte ich, »du übernimmst ihren Job und schickst sie zu einem Laden für Sicherheitsvorrichtungen draußen in Glendale. Willy weiß, wo der ist. Sag ihr, sie soll ein bißchen Geld einstecken und ein paar Walkie-Talkies leihen. Und sie soll Phil sagen, daß sie für mich sind, vielleicht kriegt sie dann Prozente. Verstanden?«
»Klar, Paps.«
»Sie soll auch neue Batterien besorgen«, sagte ich. »Und spielt nicht solange damit rum, bis die neuen Batterien alle sind.«
»Daran hätte ich niemals auch nur gedacht«, sagte Sara. Sie schmatzte einen Kuß ins Telefon und legte auf.
Ich widmete mich wieder dem unseligen Mr. Beakins. Nachdem er verarztet war, rief ich Evonne an und fragte, ob sie mich nicht zum Lunch zu sich einladen wolle.
»Aber klar, Sugar«, sagte sie. »Wenn du den Lunch mitbringst.«
Also machte ich auf dem Weg Station bei Fred’s Deli, kaufte ein und lümmelte mich wenig später in einem Liegestuhl in Evonnes Garten, bewunderte ihre langen, sonnengebräunten Beine und knabberte an einem Sandwich mit Zungenwurst und scharfem Senf, während sie bereits die dritte Portion Kartoffelsalat verschlang. Nach dem Essen goß sie uns beiden noch ein wenig Eistee ein und fuhr mir durch das lockige Haar. »Wie wäre es mit einer kleinen Matinee, mein großer Junge?«
»Ach, ich weiß nicht«, sagte ich. »Normalerweise gucke ich am Nachmittag keine Filme.«
»Sehr lustig«, sagte sie.
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