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Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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Sie nahm ihren Tee und ging ins Haus. »Wenn du nicht in fünf Minuten da bist, fange ich ohne dich an.«
    Um meine Unabhängigkeit zu beweisen, ließ ich sie gute drei Minuten zappeln. Ihre Lippen schmeckten nach Mayonnaise und Zitrone. Ich weiß nicht, wonach meine am Anfang schmeckten, aber nach einer Weile schmeckten sie bestimmt nach ihr.

    Vorhin erwähnte ich schon eine Flut, und als ich am späten Nachmittag ins Büro zurückkehrte, hatte ich schon wieder eine; diesmal eine willkommene Flut von Arbeit und/oder möglicher Arbeit. Große Anwaltsbüros, mit, sagen wir mal, einem Dutzend Senior- und Juniorpartnern und allen möglichen Untergebenen, Sekretärinnen, Laufburschen und was weiß ich für Leuten, leisten sich meist einen eigenen Ermittler, weil sie sowieso mehr als genug Arbeit für ihn haben. Kleine Firmen hingegen müssen bei Bedarf auf Leute wie mich zurückgreifen. In entsprechender Umgebung (einer Bar) hatte ich neulich einen netten, gelassenen Typen namens Mel Evans kennengelernt, der sein Zwei-Männer-und-eine-Frau-Büro unten in der Nähe des MacArthur-Parks hatte, was nicht der berühmte MacArthur-Park aus dem Song ist, der, glaube ich, in San Francisco liegt; L.A.s MacArthur-Park ist höchstens berühmt für die Anzahl der Trinker pro Parkbank oder der Süchtigen pro Quadratmeter Rasen.
    Vor ein paar Wochen hatte Mel mich überraschend angerufen und gefragt, ob ich das Alibi eines seiner Klienten verifizieren könnte, der sonst wahrscheinlich echte Probleme bekäme, darunter fünf Jahre wegen Totschlags. Ich sagte, ich würde es versuchen, und nach drei Tagen nervtötender Gespräche mit Leuten, die mit niemandem sprechen wollten, und persönlich Unterzeichneter Aussagen von Leuten, die niemals etwas unterschrieben, nicht mal einen handgeschriebenen Brief, gelang es mir auch. Dieses Mal wollte Mel nur, daß ich freundlich, aber bestimmt, wie er es ausdrückte, jemand, den er für einen wichtigen Zeugen in einem Versicherungsfall hielt, von seinem Zuhause zum alten Gericht in der Stadt begleitete, und zwar am Dienstag, dem 7. August, um zwei Uhr nachmittags. Ich sah in meinem Terminkalender nach und erklärte mich einverstanden.
    Anschließend wollte er wissen, was es kosten würde, sämtliche Unterlagen — Geburtsregister, Heiratsregister, Sterberegister, Grundbuch, KfZ-Anmeldungen, Handelsregister und so weiter — für einen weiteren seiner Klienten zu überprüfen, weil der ein Testament anfechten wollte. Ich dachte einen Moment nach, erfand einen Stundensatz, Mel sagte, er werde mich nächste Woche wieder anrufen, aber er glaube schon, daß es soweit käme, ich solle mir etwas Zeit freihalten. Ich sagte, es würde mich freuen, Einzelteile, Bruchstücke... Die unterschiedlichen, vielfarbigen Kleinteile, die das Lebensmosaik eines Ermittlers für alle Fälle bilden...
    Mel hatte gerade aufgelegt, als die Nervensäge wieder anrief und sich beschwerte, sie hätte es schon zweimal bei mir versucht, aber ich wäre nicht da gewesen, und warum ich mir keinen Anrufbeantworter zulegte, oder, besser noch, eine Sekretärin, jemand Junges, Pfiffiges, deren Tapferkeit und Phantasie erwiesen war und die auch schon recht gut tippen konnte. Ich sagte, das sei wirklich keine schlechte Idee, und ich würde die Augen offenhalten nach so jemandem. Sie sagte, Suze sei schon lange zurück, und zwar mit den Walkie-Talkies, und ich schulde ihr, Suze, fünfundzwanzig Grüne, und wenn ich sie nicht binnen 24 Stunden zurückgab, nochmal fünfundzwanzig.
    »Roger, over and out«, sagte ich.
    Wenig später stattete mir eine muntere junge Frau einen Besuch ab, deren Gesicht fast hinter einer großen, runden Sonnenbrille mit weißem Gestell verschwand und deren pinkfarbene Visitenkarte mich darüber aufklärte, daß sie (Ms.) M. Margaret Mehan war. Ms. Mehan war Anzeigenverkäuferin beim lokalen Wochenblatt und beehrte hin und wieder alle regelmäßigen und unregelmäßigen Inserenten, um ihnen ein paar Spaltenzentimeter mehr als sonst aufzuschwatzen. Ich war ein unregelmäßiger Inserent — ein paar Mal pro Jahr leistete ich mir eine kleine, geschmackvolle Anzeige, die unter »Verschiedenes« zwischen Angeboten für Heimwerkerarbeiten und »500-500-500 Briefmarken — 99 Cents plus Porto!« eingekeilt wurden. Manchmal annoncierte ich auch eine kleine Box, in der jedermann eine Belohnung für Hinweise auf den Verbleib gestohlener Waren geboten wurde — ohne weitere Fragen —, oder in der nach einem oder einer

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