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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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holen, und mir klarwurde, dass er vorhatte zu kochen. Das beantwortete meine Frage nach dem Abendessen.
    »Du wirst
nicht
kochen«, sagte ich in einem Tonfall, den ich auch meiner Mutter gegenüber anschlug, wenn sie zu betrunken war, um in die Nähe einer Herdplatte gelassen zu werden.
    Er hob nur eine Augenbraue, während er weiterhin Zutaten zusammensuchte. Offensichtlich plante er, Spaghetti mit Fleischklößchen zuzubereiten.
    »Ich koche, seit ich ungefähr sechs Jahre alt bin«, erklärte ich ihm. »Ein paar Spaghetti kriege ich noch hin. Bitte, setz dich.«
    Peinlicherweise zitterte meine Stimme ein bisschen. Doch nach allem, was er an diesem Tag für mich durchgemacht hatte, versetzte es mir einen Stich, zusehen zu müssen, wie er auch noch für mich kochte, wenn ich das gut selbst tun konnte. Teilweise war ich nach Avalon gekommen, um jemanden zu finden, der sich um mich kümmerte, und um endlich das Kind zu sein, das ich nie hatte sein können. Komisch, dass ich mir jetzt, da ich die Chance dazu bekam, nichts mehr wünschte, als die Zügel wieder in die eigene Hand zu nehmen.
    Finn legte die grüne Paprika ab, die er prüfend betrachtet hatte, und wandte sich mir zu. Mit der Hüfte lehnte er sich an die Anrichte. »Ich koche auch, seit ich sechs bin, und das ist bei mir schon sehr viel länger her als bei dir.«
    »Aber …«
    »Wenn es dir gelungen wäre zu erreichen, dass ich nach Hause geschickt werde, dann würde ich jetzt in meiner eigenen Küche stehen und mein Abendessen kochen.«
    Ich schluckte ein paarmal schwer und hasste es, dass ich über so etwas Albernes wie die Frage, wer denn nun das Abendessen zubereitete, hätte weinen können. Ich hatte den Angriff und die Nachwehen überstanden, ohne in Tränen auszubrechen; ganz sicher würde ich sie jetzt auch zurückdrängen können.
    Finn machte ein paar Schritte auf mich zu, und seine Stimme wurde weicher. Eigentlich hatte er eine sehr schöne Stimme – tief und irgendwie sexy –, wenn er sie denn mal benutzte.
    »Dana, ich weiß deine Sorge um mich zu schätzen«, sagte er. »Aber die Wahrheit ist, dass du viel schlimmer verletzt worden bist als ich.«
    Das reichte, um bei mir sämtliche Schleusen zu öffnen, und die Tränen rannen, egal, wie sehr ich auch versuchte, sie herunterzuschlucken. Ich schlug beide Hände vors Gesicht und bemühte mich mit aller Macht, die Tränen zurückzuhalten. Finn stupste mich an, und ehe ich wusste, wie mir geschah, fand ich mich im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzend wieder, mit einem echten Leinentaschentuch in der Hand und wie ein Baby heulend.
    Finn schwieg, bis der heftigste Gefühlsausbruch vorüber war und das Weinen allmählich abebbte. Ich schniefte und hickste noch immer, als er schließlich das Wort ergriff.
    »Ich bin ein Ritter Faeries«, sagte er. »Ich bin Ritter seit meinem achtzehnten Lebensjahr, und das ist … eine Weile her. Man hat mich mit Schwertern durchbohrt, mit Pfeilen und Kugeln beschossen und auf Arten gequält, die ich dir nicht beschreiben werde. Es ist mein Job, und ich habe diese Aufgabe im vollen Bewusstsein um die Gefahren gewählt.«
    »Sie hätten dich töten können!«, widersprach ich und versuchte, die letzten Tränen mit dem durchnässten Taschentuch wegzuwischen.
    Tatsächlich lächelte Finn. »Das hätten diejenigen, die mich durchbohrt oder angeschossen und mir sonst etwas angetan haben, ebenfalls tun können. Eigentlich hatten die meisten von ihnen sogar ernsthaft vor, mich umzubringen, wohingegen die Ritter von heute Morgen das nicht wollten.« Er wurde wieder ernst. »Nimm dir meinen Schmerz nicht zu sehr zu Herzen. Aber erkenne deinen
eigenen
Schmerz und lass zu, dass ich mich um dich kümmere und dich beschütze.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Also gehört Kochen ebenfalls zu deiner Jobbeschreibung?«
    »Heute Abend schon. Lass mich das wenigstens tun, um wiedergutzumachen, dass ich als Waffe gegen dich benutzt worden bin. Bitte.«
    In den guten alten Zeiten, als ich noch bei meiner Mom gelebt hatte, war ich es gewohnt gewesen, neunzig Prozent unserer Auseinandersetzungen für mich zu entscheiden. Machen wir uns nichts vor: Mein Wille war einfach viel stärker als ihrer. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich in Avalon dagegen noch keinen einzigen Streit gewonnen. Und indem er hervorhob, dass es eine Wiedergutmachung sein sollte, spielte Finn ein unfaires Spiel.
    »Gut!«, sagte ich schließlich unwillig.
    Doch Finn lächelte, und ich begriff, dass ich das

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