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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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in Anspruch nehmen. Wir
haben
uns allerdings darauf geeinigt, dass wir dir einen sicheren Unterschlupf suchen werden.« Anscheinend sah ich beunruhigt aus, denn er fuhr hastig fort: »Nicht, dass du hier nicht sicher wärst. Es ist nur … zu leicht, an dich heranzukommen.«
    »Für wen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn man so ernstzunehmende Feinde hat wie du, ist es das Beste, diese Feinde wissen erst gar nicht, wo man ist.«
    O Mann, ich war
so
froh, dass Dad noch immer offen und ehrlich zu mir war … Dachte er, mir wäre nicht aufgefallen, dass er meine Frage nicht beantwortet hatte?
    »Keine Sorge«, sagte er und nahm noch einen Schluck von seinem Brandy. »Mein Haus ist im Augenblick so sicher wie jedes andere Versteck. Es ist nur keine dauerhafte Lösung.«
    Ich erwiderte nichts, denn ich begann zu spüren, wie die Gitterstäbe eines goldenen Käfigs um mich herum allmählich höher und höher wurden. Bereits jetzt war ich praktisch vierundzwanzig Stunden unter Beobachtung, und ich sah schon kommen, wie die wenigen Freiheiten, die ich noch hatte – wie zum Beispiel Shopping –, ebenfalls verloren zu gehen drohten. Wenn sie mich an einen Ort brachten, an dem niemand mich finden konnte, wäre ich ihnen noch stärker ausgeliefert. Sie würden mich von der Außenwelt abschneiden.
    Es war ein deprimierender Gedanke. Aber wenn ich eine Chance haben wollte, die »Großen Drei« davon abzubringen, brauchte ich etwas Wirksameres als: »Ich will nicht an einem abgelegenen Ort versteckt werden wie die Prinzessin im Märchen.« Im Augenblick war das mein einziges Argument, also beschloss ich, vorerst lieber den Mund zu halten. Vielleicht würde mir nach einer Mütze Schlaf etwas Besseres einfallen.
    Ich zwang mich zu einem gespielten Gähnen, das ziemlich schnell zu einem echten wurde. Dad warf mir einen mitfühlenden väterlichen Blick zu.
    »Es war ein langer Tag für dich«, sagte er. »Vielleicht solltest du dich etwas hinlegen und schlafen.«
    »Ja, ich glaube auch.« Ich unterdrückte ein weiteres Gähnen.
    Es entstand ein peinlicher Moment, in dem keiner von uns zu wissen schien, was er tun sollte. Ich wollte ihm keinen Gutenachtkuss geben oder so etwas, doch da war noch immer dieses unangenehme Gefühl, dass ich ihm meine Zuneigung irgendwie zeigen sollte. Ich glaube, Dad empfand es in dem Augenblick ebenso, war aber mindestens genauso verwirrt wie ich.
    »Tja, dann … Gute Nacht«, sagte ich schließlich.
    »Gute Nacht«, erwiderte er und neigte förmlich den Kopf. »Schlaf gut.«
    Und wahrscheinlich war das für uns beide an liebevollem Umgang miteinander schon das Höchste der Gefühle.

[home]
    21 . Kapitel
    I ch konnte nicht schlafen, so erschöpft ich auch von den furchtbaren Erlebnissen des Tages war, doch mein Verstand weigerte sich, abzuschalten und mich für ein paar Stunden den quälenden Gedanken entfliehen zu lassen. An diesem Abend fühlte sich der Futon so hart an, wie ich es von einem Futon auch erwartet hätte, und ich wälzte mich ruhelos hin und her. Teils war ich nach Avalon gereist, um meiner Mutter und ihren Dramen zu entkommen. Aber teils hatte ich auch gehofft, dass ich bei Dad die elterliche Fürsorge und Führung finden würde, die ich bei Mom vermisste. Ich hatte mir jemand Älteren und Weiseren gewünscht, der mir half, in meinem Leben einen Sinn zu sehen und einen Plan für die Zukunft zu machen.
    Jetzt verstand ich auch das alte chinesische Sprichwort, in dem es darum geht aufzupassen, was man sich wünscht.
    Ich schob die zerwühlte Decke von mir, setzte mich auf und schaltete das Licht an. Wenn ich schon nicht schlafen konnte, musste ich mich anderweitig beschäftigen, denn sonst würde ich nur daliegen und mir den Kopf bis zum Morgengrauen zermartern. Ich warf einen Blick auf die Uhr und sah, dass es fast ein Uhr morgens war. Das bedeutete, dass in den USA gerade die beste Sendezeit war. Vielleicht hatte ich diesmal Glück, und Mom ging ans Telefon. Aller guten Dinge sind schließlich drei.
    Ich hielt den Atem an, als ich wählte, und konnte kaum glauben, wie sehr ich mir wünschte, die Stimme meiner Mutter zu hören. Auch wenn sie betrunken und verschwommen klingen sollte. Ja, selbst wenn sie toben und schreien und dann in Tränen ausbrechen sollte, was ich normalerweise mit aller Macht zu verhindern versuchte.
    Ich keuchte fast auf, als ich das unverkennbare Klicken hörte, das erklang, wenn jemand abnahm. Doch die Stimme, die mich begrüßte, gehörte nicht meiner

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