Rosendorn
mochte – nicht immer in der Lage sein würde, mich zu schützen. Als der Ritter mich heute gepackt hatte, war ich ungefähr so nützlich gewesen wie die kreischende Hauptdarstellerin in einem Horrorfilm.
»Meinst du, du könntest mir ein paar Grundlagen der Selbstverteidigung beibringen?«, fragte ich Finn, als wir das Essen beendet hatten und den Tisch abräumten.
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er mich an. »Keine Selbstverteidigung der Welt hätte dir gegen die Ritter helfen können«, entgegnete er. »Wenn dein Vater auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätte, dass Ritter hinter dir her sein könnten, dann hätte er dir nur mit einem erheblich größeren Gefolge erlaubt, das Haus zu verlassen.«
Das war nicht das, was ich hatte hören wollen. »Ich bitte dich ja nicht darum, aus mir einen Superninja zu machen oder so. Ich will mich nur nicht mehr so vollkommen wehrlos fühlen.«
»Aber gegen Ritter bist du das.«
»Darum geht es doch nicht«, erwiderte ich und fragte mich, ob er absichtlich so begriffsstutzig war. »Wenn ich wenigstens einen Schimmer von Selbstverteidigung hätte, wüsste ich zumindest, wie ich
versuchen
könnte davonzukommen. Und wenn ich so darüber nachdenke, wie rasend schnell ich mir hier Feinde mache, wäre es übrigens auch leicht denkbar, dass ich von jemand anderem als einem Ritter angegriffen werde.«
Zum ersten Mal sah Finn so aus, als würde er ernsthaft über die Idee nachdenken. Er verschränkte die Arme vor seiner beeindruckend breiten Brust und sah mich abschätzend an.
»Es verstößt gegen unseren Verhaltenskodex, mit jemandem zu trainieren, der selbst kein Ritter ist.« Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch er brachte mich mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Aber«,
fuhr er fort, »vorausgesetzt, dein Vater hat nichts dagegen, kann ich jemanden organisieren, der dir die Grundlagen beibringt.«
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, und ich wurde misstrauisch. »Denkst du an jemand Bestimmtes?«
Finn wirkte beinahe selbstzufrieden. »Das tue ich. Und ich kann dir garantieren, dass du durch ihn die nötige Motivation bekommst, um dir deinen inneren Krieger zunutze zu machen.«
»Was genau soll das bedeuten?«, fragte ich, und mir schwante, dass mir das, um was ich gebeten hatte, vielleicht doch nicht gefallen würde.
»Das lasse ich dich ganz allein herausfinden.«
Und ich schwöre, dass das spitzbübische Funkeln in seinen Augen nur ein ganz klein wenig schadenfroh war.
Dad kam erst gegen zehn nach Hause – es war offenbar ein wirklich ausführliches Dinnermeeting gewesen. Ich saß gerade mit Finn auf dem Sofa und sah mir eine seltsame britische Sitcom an, bei der ich nur ein Drittel aller Witze verstand. Finn lachte sich auch nicht gerade schlapp, doch das leichte Schmunzeln auf seinem Gesicht, das immer erschien, wenn die Lachkonserve losging, ließ vermuten, dass es ihm gefiel.
In den paar Stunden, die wir zusammen verbracht hatten, hatte Finns Zustand sich deutlich verbessert. Er bewegte sich inzwischen viel ungehinderter – auch als er sich nun von der Couch erhob, um meinen Vater zu begrüßen. Die beiden unterhielten sich kurz, bevor Dad sich bei Finn bedankte und ihn dann nach Hause schickte.
Dad öffnete einen Schrank, in dem sich Spirituosen befanden, und schenkte sich einen guten Schluck von einem Getränk ein, das meiner Meinung nach Brandy war. Er schwenkte die Flüssigkeit in seinem Glas, trank jedoch nicht sofort.
»Deiner Miene und der Tatsache nach zu urteilen, dass du dich direkt auf den Schnaps gestürzt hast, ist es vermutlich nicht so gut gelaufen?«, fragte ich.
Seine Miene hellte sich auf, und er lachte leise, ehe er einen kleinen Schluck von seinem Brandy nahm. Er winkte mich zum Sofa, und wir nahmen an den entgegengesetzten Enden Platz.
»Es ist so gelaufen, wie ich es erwartet habe«, sagte er. »Wir waren uns sofort einig, dass wir unbedingt zusammenarbeiten müssen, um dich zu beschützen. Und dann haben wir die nächsten drei Stunden damit verbracht, darüber zu streiten, wie wir das am besten anstellen.« Er schüttelte lachend den Kopf und nippte wieder an seinem Brandy.
Das klang in meinen Ohren nicht besonders lustig. »Also, zu welchem Entschluss seid ihr gekommen?«
»Wir haben beschlossen, dass wir morgen weiterreden.«
Ich stöhnte. »Das kann
nicht
dein Ernst sein.«
Er lächelte schief. »Wir sind Politiker, meine Liebe. Zu einer Einigung zu kommen wird einige Zeit und Energie
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