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Rosentod: Thriller (German Edition)

Rosentod: Thriller (German Edition)

Titel: Rosentod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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Österreichs.
    Ein Waldstück am Nordrand der kleinen, ruhigen Montanuniversitätsstadt Leoben. Ein nur noch an der Oberfläche gefrorener Waldboden und ein paar unbedeutende Schneeflecken. Es ist einsam hier und nasskalt. Dazu noch dieser Nieselregen. Ein dichter Buschgürtel und einige aufgelockerte Tannenreihen trennen den Mann von der Kurve, an deren Außenrand er das Auto abgestellt hat.
    Das Ausheben der Grube war eine ziemliche Anstrengung, aber das stört ihn nicht. Er hat kein Problem damit, Dinge zu tun, die getan werden müssen. Um jeden Preis.
    Natürlich darf so etwas nie wieder passieren, sinniert er, stützt sich auf den Spaten und wirft einen bedauernden Blick auf die in den alten Schlafsack gepackte tote Anhalterin zu seinen Füßen. An gestohlener Unterwäsche zu riechen ist schon verwerflich. Aber Mord? Um Gottes willen.
    Gott. Ob es so etwas gibt?
    Gedankenverloren nimmt er eine der Rosen aus Hartplastik, die er auf der letzten Kirmes beim Luftgewehrschießen gewonnen hat, legt sie auf die blutverschmierte Brust der Leiche, streicht der Toten die schwarzen Locken aus der Stirn und zieht den Reißverschluss des Sacks so weit wie möglich hoch. Die angenähte Kapuze klappt er auch noch zur Gänze übers Gesicht der Frau. Rasch umwickelt er den riesigen Beutel mit einer Wäscheleine, die er am unteren Ende verknüpft. Fertig. Mit skeptischem Blick überlegt er.
    Zeugen?
    Sind nicht vorhanden.
    Spuren?
    Hat er vermieden.
    Beruhigt zerrt er den Schlafsack in die angrenzende Grube und schaufelt das Grab zügig zu. Das dauert länger als geplant, und am Ende ist er ganz schön geschafft. Noch rasch mit dem Ärmel den Schweiß vom Gesicht gewischt. Dann stampft er das lockere Erdreich fest und tarnt das Versteck noch mit Tannenreisig.
    Der Mörder blickt sich nicht mehr um, als er den kleinen Pfad zurück zur Straße eilt. Bedächtig verstaut er den Spaten im Wagen und setzt sich hinters Steuer. Ruhig Blut. Alles bestens.
    Es ist, als sei gar nichts passiert. Im Handumdrehen wird es jetzt dunkel. Nachdenklich startet er den Motor und schaltet das Abblendlicht ein.
    Bald kommen die ersten Jäger ins Revier.
    Zeit, hier ganz schnell abzuhauen.
    ***
    Unterdessen wird es auch in Graz langsam Nacht.
    Regen trommelt gegen das Fenster, als gelte es, geheimnisvolle Morsezeichen abzusetzen.
    Als gelernte Historikerin hat es Ulla mit der Vergangenheit. Wahrscheinlich, weil sie im letzten Monat eines besonderen Jahrs, des sogenannten Dreipäpstejahrs, geboren wurde. 1978. Paul VI. und Johannes Paul I. sterben, ehe Johannes Paul II. den Stuhl Petri besteigt. Der Pontifex der Leiden, der später maßgeblicher als die meisten anderen Päpste die Weltgeschichte beeinflusst. Und sonst? In Italien entführen die Roten Brigaden Aldo Moro und töten ihn. In London wird das erste Retortenbaby geboren. Bei der Fußballweltmeisterschaft in Cordoba schlägt Zwerg Österreich den Riesen Deutschland. Ab und zu führt die Österreicherin, die fast ihre gesamte Jugend in Deutschland verbrachte, ihr angeborenes Faible für Benachteiligte auf dieses Ereignis zurück.
    Die Heizung im Wohnzimmer macht Ärger. Die Radiatoren laufen auf Volldampf, lassen sich aber nicht zurückdrehen. Möglicherweise sind die Ventile im Eimer. Das nervt.
    Schwarze Trainingshose und schwarzes Kurzarmshirt. Mitten im Winter. Mürrisch kauert Ulla Spärlich auf dem Sofa, liest und denkt dabei an Schokolade. In der mittleren Küchenlade liegt eine ganze Tafel davon, weiß sie. Selbstverständlich widersteht sie der Versuchung, sie an sich zu nehmen und auf der Stelle aufzuessen. Wenn man Kriminalbeamtin ist, muss man auf sein Gewicht achten. Obgleich es im Augenblick nicht allzuweit her ist mit einer Arbeit im kriminalpolizeilichen Bereich.
    Vor die Wahl gestellt, eine Planstelle in Wien zu akzeptieren oder sich damit abzufinden, nicht zur Leitenden Kriminalbeamtin ernannt zu werden, versagten ihre Nerven. Zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren. Seit einer Woche Schweißausbrüche, Juckreiz und Brechdurchfall. Und die Ärzte? Die verschreiben einem kiloweise Medikamente und verlangen, dass man alles nicht so ernst nimmt. Quacksalber.
    Wenngleich diesem Rat ein Körnchen Wahrheit innewohnt. Mit Wehleidigkeit bekommt sie ihr Dasein natürlich nicht in den Griff. Normalerweise würde sie jetzt das Joggingzeug überziehen, den Arsch zusammenkneifen und einfach drauf loslaufen, aber der Polizeiarzt hat ihr ja Bettruhe verordnet. Dabei tut ihr das Herumlungern

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