Rosentraeume
glaubst wohl, daß du der einzige Mann bist, der sich nach dem Ruhm einer Schlacht sehnt? Glaubst du, du bist der einzige Mann in England, der Mut genug hat, in den Krieg zu ziehen? Da draußen tummelt sich eine Menschenmenge, so weit das Auge reicht, und sie alle sind gewillt und bereit zu kämpfen! Glaubst du etwa, wir brauchen Araber, die unsere Kriege für uns führen?«
»Ich bin viel mehr Normanne als Araber«, fluchte er.
»Bist du das wirklich?« rief sie. »Ein ehrenhafter normannischer Ritter würde niemals einen Bruder, der ein zerschmettertes Bein hat, übervorteilen, und er würde ihn auch keinen Feigling nennen, weil er nicht kämpfen kann! Es war Gnasher, der in
Roberts Wunde gebissen hat, so daß sie sich entzündete. Hast du etwa absichtlich das Frettchen auf ihn gehetzt?«
Er hob den Arm, um sie zu schlagen, dann donnerte seine Faust gegen den hölzernen Bettpfosten; er war kurz davor, seine Selbstbeherrschung zu verlieren. »Ich werde dafür sorgen, daß dieser Hundesohn rechtzeitig auf zwei gesunden Beinen steht, um für sein Land anzutreten.«
»Helf’ der Himmel, daß dir das gelingt!« äußerte sie heftig. »Mein Schuldgefühl bringt mich um.« Sie ging zur Tür.
»Wo, zur Hölle, willst du hin?« bellte er und zog hastig seine Hose und sein Wams über.
»Zurück nach Windsor. Ich hätte gar nicht hierherkommen dürfen.«
»Das könnte dir so passen, in der Nacht durch London zu rennen! Hast du denn den Verstand verloren?«
Brianna hob trotzig und stolz ihr Kinn. »Eine kurze Zeit habe ich das leider. Allerdings habe ich ihn jetzt wiedergefunden.«
Er starrte ihr eine ganze Minute nach, ehe er sich in Bewegung setzte. »Sag Edward, ich bin nach Windsor zurückgekehrt.«
In den Gemächern nebenan flüsterte Joan gerade sehnsüchtig: »Ich wünschte, ich könnte in diesem Augenblick die Zeit anhalten, damit wir für immer glücklich in diesem Haus zusammen sind.«
»Seit den letzten Wochen scheint die Zeit zu verfliegen. Der Grund dafür ist unsere bevorstehende Abreise nach Frankreich. Alles muß in solcher Eile geschehen.«
Joan zögerte, sie wollte keinen Schatten auf die kurze Frist werfen, die ihnen blieb. Doch Edward blieb ihre Stimmung nicht verborgen. »Was ist los, mein süßes Herz?«
»Die Gräfin von Salisbury drängt mich wegen der Verlobung. Sie will sie noch ankündigen, ehe ihr Sohn ins Feld zieht.«
»Verdammt, nein! Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wie ich ihren Plan vereiteln kann. Als einzigstes könnten wir erklären, daß es bereits einen älteren Ehevertrag gibt.« Er faßte sie liebevoll unters Kinn. »Was hältst du von Sir John Holland?«
Hollands Bild erstand vor ihrem inneren Augen. Er hatte kastanienbraunes Haar und ein rötliches Gesicht. Seine mittelgroße,
muskulöse Statur sowie der kräftige Nacken nötigten ihr Respekt ab. Er war einer der jungen Männer des Prinzen, der ihr schon seit ungefähr zwei Jahren den Hof machte. »Ich halte nicht viel von ihm«, antwortete sie vorsichtig, weil sie Edward nicht ohne Grund eifersüchtig machen wollte.
»Infolge seines Ehrgeizes kann man ihn leicht unter Kontrolle halten. Er bittet mich ständig um ein königliches Amt. Eine oder zwei Positionen sind noch frei, weil der König und ich im Augenblick andere Dinge im Kopf haben. Sicherlich wäre er bereit zu behaupten, daß du dich heimlich mit ihm verlobt hast. Es klänge sogar glaubhaft, denn ich erinnere mich an seine Schwäche für dich.«
Joan leckte sich über ihre Lippen, die plötzlich ganz trocken geworden waren. »Aber wie soll uns das helfen? Was macht es denn für einen Unterschied, wenn ich mit Holland verlobt bin anstatt mit de Montecute?«
»Du kleine Unschuld, deine Verlobung mit Holland würde nur auf dem Papier bestehen. Sie war der nötige Hinderungsgrund für eine Verbindung mit Montecute!«
»Oh, ich verstehe«, meinte Joan erleichtert und lachte nervös auf.
Edward zog sie an sich. »Wärst du bereit, das für mich auf dich zu nehmen?« fragte er.
»Du weißt, ich würde für dich alles tun, Edward.«
Ihre Unterwerfung unter seine Wünsche stärkte seine Zuversicht. »Dann überlaß alles mir, ich werde es schon arrangieren.« Ehe er sie ein dutzendmal geküßt hatte, hatte Joan bereits Holland, William de Montecute und die ganze Welt vergessen.
John Holland konnte sein Glück kaum fassen, als Prinz Edward ihn zu einem privaten Treffen bestellte. Er hatte sich um die er-, sehnte Position als Haushofmeister des königlichen
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