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Rosentraeume

Titel: Rosentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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Sprache abgefaßt worden zu sein.
    Briannas Gefühle befanden sich in Aufruhr. Sie wußte, daß sie ihre Sehnsucht nach Christian vergessen, ihre Verachtung für Robert überwinden mußte, doch das war leichter gesagt als getan. Insgeheim betete sie um Hilfe und Kraft für ihr weiteres Schicksal. Äußerlich gab sie sich den Anschein, von Ruhe, doch innerlich war ihr, als würde ihr Herz in tausend Stücke bersten.
    Alle Anwesenden unterschrieben das Dokument, nachdem die beiden Verlobten ihre Signatur darunter gesetzt hatten. Die mündlichen Versprechungen dauerten nicht lange, und ehe Brianna es sich versah, steckte ihr Robert eine schwere goldene Verlobungsbrosche an ihr Mieder, dann beugte er sich vor und gab ihr den Verlobungskuß.
    Brianna blickte an den großen Kerzen vorbei zu dem bunten Glasfenster. Ein Heiliger mit einem dunklen Gesicht starrte auf sie herab und deutete mit anklagendem Finger auf sie. Er sah genauso aus wie Hawksblood. Eine Woge der Verzweiflung hüllte sie ein, und sie befürchtete, ohnmächtig zu Boden zu sinken. Als sie die Hand ausstreckte, um sich festzuhalten, legte Robert seine Arme um sie. Der König war überrascht über den zärtlichen Ausdruck auf Warricks Gesicht. Es war der erste sanfte Blick, den er je auf dem wilden Gesicht des Grafen wahrnahm.
    Christian Hawksblood wußte von der Verlobung seiner Lady in dem Augenblick, als sie stattfand. Er sah alles in einer seiner mentalen Visionen. Ihm entging nicht wie Briannas Hand beim Unterschreiben des Vertrages zitterte, er hörte ihr geflüstertes Versprechen und sah auch, wie sie beinahe ohnmächtig zu Boden sank, als sein Halbbruder ihr den Verlobungskuß gab.
    Unter Aufbietung aller Kräfte unterdrückte er seine Wut. In seinem Zorn wollte er den Mann ausradieren, der Augen und Hoffnungen auf seine Lady richtete. Doch dann besänftigte er sich damit, daß eine Verlobung noch keine Hochzeit war, und schwor einen heiligen Eid, daß es niemals zu einer Heirat zwischen Brianna und Robert de Beauchamp käme.
    Hawksblood war dankbar dafür, daß der Feldzug gegen Frankreich so kurz bevorstand. Er wußte, es wäre ihm unmöglich, in Windsor zu sein und sie nicht zu lieben, selbst wenn er sie zwingen müßte. Sein Verlangen nach ihr war kaum zu bändigen. Bitter lachte er auf. Seine Kontrolle der Dinge war also nicht mehr
    vollkommen, so wie vor seiner Begegnung mit Brianna von Bedford! Sie mit ihren unverzeihlich schönen Augen!
    Unruhig lief er in seinem Zimmer auf und ab wie ein eingesperrtes Raubtier. Der Raum war ein schreckliches Gefängnis. In seiner Verzweiflung begann er zu meditieren; er benutzte die uralten Rituale, die ihm sein einstiger Orden beigebracht hatte. Doch obwohl er seine Gedanken alle zügelte, gelang es ihm nicht, das Stadium der Ruhe und des Friedens zu erreichen.
    Seine Vorstellungskraft betrog ihn. Sie zeigte ihm ein Bild seiner Lady, wie sie in ihrem Bett lag und schlief. Ihr herrliches goldenes Haar breitete sich auf der Decke aus und fiel bis auf den Boden. Dieser Anblick war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte.
    Fluchend stand er auf, um wieder hin und her zu stampfen. Ein Gedanke kam ihm, doch schob er ihn beiseite. Er hatte seine »Gabe« noch nie mißbraucht. Die Verlockung wurde hingegen stärker, und er wußte, er würde keinen Frieden finden, bevor er den Versuch nicht gewagt hätte. Sein Herz verriet ihm, was dieses drängende Verlangen in ihm ausgelöst hatte: Er brauchte unbedingt den sexuellen Vorrang. Weil sie einem anderen versprochen war, mußte er seine Herrschaft demonstrieren: um ihnen beiden zu beweisen, daß sie sich ihm zu jeder Zeit, an jedem Ort und auf jede Weise, die er von ihr verlangte, hingeben würde.
    Er wandte sich nach Osten, weil er wußte, daß ihr Zimmer in dieser Richtung lag, dann nahm er all seine Kraft zusammen und konzentrierte sich vollkommen auf Brianna, schloß alles andere aus. Der Befehl, der über seine Lippen kam, war wie schwarzer Samt: »Komm!«
    In dem Bett hinter dem schweren Vorhang bewegte sich Brianna. Sie warf die Decke zurück, setzte sich langsam auf, zog ihre Pantoffeln an und griff nach ihrem Morgenmantel. Ein überwältigendes Verlangen nach frischer Luft hatte sie gepackt, doch wollte sie Adele zu einer so ungastlichen Zeit nicht stören. Leise verließ sie das Zimmer und huschte durch die tiefen Schatten des Schlosses. Ihre Schritte führten sie in Richtung der königlichen Gemächer, wo Prinz Edward seine Räume hatte. Vor einer

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