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Rot Weiß Tot

Titel: Rot Weiß Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Salomon
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bedeutete.
    Er nahm das Telefon aus der Tasche. Das blaue Licht des Displays leuchtete. Es hatte sich beim Eingang der Nachricht eingeschaltet. Absender: unbekannt. »Zeit, zum Heidentor zu kommen.«
    Trotz allem dachte Albin sofort an Bergmann. Er hatte keine Ahnung, wo er den Chefinspektor um diese Zeit erreichen konnte. Wenn sich in seinem Büro niemand meldete, würde er beim Notruf Alarm schlagen. Er wusste nicht, ob er zu seinem Wagen rennen oder beim Haus bleiben sollte. Was, verdammt noch mal, bedeutete dieses Licht?
    Er konnte nicht mehr darüber nachdenken. Denn in Zimmermanns kleinem Haus wurde es auf einmal unnatürlich hell. Hinter dem Fenster flackerte jetzt ein Feuer. Albin lief zur Haustür. Sie war nicht abgeschlossen. Noch einmal schwankte er. Vielleicht würde er gleich mitsamt dem ganzen Gebäude in die Luft fliegen. Er drückte die Tür auf.
    Ein kurzer Durchgang führte in einen offenen Raum. In der Mitte stand eine Kerze auf einem Couchtisch. Beim Herunterbrennen hatte sie eine Zündschnur angesteckt. Am Boden verschüttetes Benzin war entflammt. Ein beißender Geruch lag im Raum. Rauchschwaden sammelten sich unter der Decke. Albins Stimme überschlug sich. »Ist da jemand?«
    Er bekam keine Antwort und konnte niemanden sehen. Die Hitze hielt sich noch in Grenzen. Trotzdem rann ihm der Schweiß schon in Strömen über das Gesicht. Vor ihm führte eine hölzerne Treppe nach oben. Er stürzte hinauf und stieß dabei mit dem Knie schwer gegen das Geländer. Er spürte keinen Schmerz.
    Oben stand ein niedriges Doppelbett auf einem Bretterboden. Das Zimmer war so niedrig, dass Albin kaum aufrecht stehen konnte. Er erfasste den Raum mit einem einzigen Blick. Er war leer. Doch der nächste Schrei löste sich schon von selbst aus seiner Kehle: »Ist da jemand?«
    Keine Antwort.
    Er würde Zimmermann nicht hier, sondern beim Heidentor finden.
    Albin raste die Stiegen wieder hinunter in den dichter werdenden Rauch. Die Haustür konnte er nur noch an dem Luftwirbel erkennen, der sich vor ihr gebildet hatte. Schwer keuchend stürzte er ins Freie und rannte zu seinem Wagen. Dabei wusste er, dass keine Eile geboten war. Beim Heidentor würde er nur noch einen Toten finden. Und Tote konnten warten.
    Diesmal sprang der Wagen erst beim dritten Mal an. Unterwegs wählte Albin Bergmanns Nummer. Während er auf das Freizeichen wartete, warf er einen Blick in den Rückspiegel. Unbewusst ließ er das Telefon wieder sinken. Der Feuerschein fiel schon auf die Straße. Bald würden die Fenster bersten. Das ganze Gebäude würde niederbrennen. Das eigentlich Erschütternde daran war, dass es seinem Besitzer nicht mehr fehlen würde.
    »Hallo, verdammt noch mal, wer ist da? Sind Sie das, Herr Redakteur? Albin, verdammt noch mal, Albin Fischer?«
    Offenbar verbrachte der Chefinspektor einen langen Abend im Büro. Eine Weile hörte sich Albin seinen Ausbruch an, unfähig, selbst etwas zu sagen. »Es brennt in Hietzing«, erklärte er schließlich heiser. »Sie müssen die Feuerwehr …«
    »Schon erledigt«, sagte der Polizist. »Einer unserer Männer war in Ihrer Nähe. Er hat Sie in das Haus rennen und gleich wieder herauskommen sehen. Was wollten Sie dort?«
    »Es ist Leo Zimmermanns Haus. Jemand hat es mit einem simplen Zeitzünder in Brand gesteckt. Zimmermann ist Frank Gregoritschs einstiger Partner. Ich habe ihn gestern getroffen. Heute hat er mir in einer E-Mail geschrieben, dass er auf eine Spur gestoßen sei.«
    »Das ist das Angenehme an euch Journalisten«, sagte Bergmann. »Ihr könnt das Wesentliche kurz zusammenfassen.«
    »Das Wesentliche fehlt noch.«
    »Was?«
    »Zimmermann.«
    »Wo ist er?«
    Albin schwieg.
    »Spucken Sie es aus. Oder wollen Sie schon wieder Geschäfte mit mir machen?«
    »Sie finden seine Leiche beim Heidentor. Glaube ich.«
    »Was für ein verdammtes, nicht enden wollendes Gemetzel.«
    »Ich habe wieder eine Nachricht erhalten.«
    »Wir reden später weiter. Löschen Sie bitte dieses Mal die Nachricht nicht.«
    Auf der Höhe von Schloss Schönbrunn rief Albin den Chronikchef an. Er hielt das für seine Pflicht. May hob sofort ab. »Es gibt Neuigkeiten vom Heidentor«, sagte Albin. »Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«, fragte May unwirsch. »Und weißt du, wann wir Redaktionsschluss haben?«
    »Es wird heute noch einen Eklat in dem Fall geben«, sagte Albin. »Am Montag werden alle Zeitungen voll davon sein.«
    »Was für einen Eklat?«
    »Wahrscheinlich den nächsten

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