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Rot Weiß Tot

Titel: Rot Weiß Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Salomon
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lädierte 2 CV kein klassischer Fall von Besitz. Er war eher mit Arko zu vergleichen als mit einem richtigen Auto.
    Der Citroën war aufgebockt. Das rechte Hinterrad fehlte. Immerhin hatte der Wagen in der vergangenen Nacht die größte Leistung seiner letzten fünfzehn Jahre vollbracht. Vielleicht war ein Plattfuß seine Art, eine Pause zu erzwingen. Trotz schlechter Erfahrungen wollte Albin dem Wirt vertrauen und auf den Tankwart warten.
    Er lehnte sich im Beifahrersitz zurück, um den Brief zu lesen, den er in der Hütte am Hals der Puppe gefunden hatte. Noch ehe er ihn aus der Tasche gezogen hatte, schlief er ein.
    »Was ist mit meinem Hinterrad?«
    Es war fast dunkel. Der Hauptplatz war voller Menschen. Der Wirt stand vor seinem Lokal. Albin rannte auf ihn zu, das Brot in der Hand, das er nicht einmal im Schlaf losgelassen hatte. Seine Stimme überschlug sich. Träumte er das alles nur?
    »Beruhigen Sie sich«, sagte der Wirt.
    Nein, er war munter, eben aufgewacht, nachdem er viel zu lange geschlafen hatte. Es musste mindestens acht Uhr abends sein. »Ich habe die ganze Zeit auf den Tankwart gewartet«, sagte er.
    »Er war doch da. Er hat das Rad wieder montiert. Jetzt trinkt er ein Bier.« Der Wirt deutete mit dem Daumen über die Schulter zu seinem Lokal.
    Wortlos machte Albin kehrt, um zur Kirche zurückzurennen.
    »Die Rechnung zahlen Ihre Freunde von heute Morgen«, rief ihm der Wirt nach. »Sie sind der Held des Tages.«
    Albin blieb stehen. Er suchte nach Ironie im Gesicht des Mannes.
    »Im Ernst«, sagte der. »Wie Sie den Platz in Richtung Mole überquert haben, hatte Klasse.«
    Albin spürte die Abschürfungen am rechten Ellbogen, die er sich dabei geholt hatte. War das Ganze nicht vielleicht doch ein Traum?
    Das reparierte Rad war tatsächlich schon montiert. Albin wählte Sarahs Nummer, doch sie hob nicht ab. Also ließ er den Citroën zurück zum Hauptplatz rollen. Er zeigte dem Wirt das Bild von Chefinspektor Bergmann. Der nickte: »Natürlich kenne ich den Mann. Er war hier.«
    »Wann?«
    »Zum ersten Mal kam er vor zwei Jahren. Er hat in Vodice gewohnt und einen Abstecher zu uns gemacht.«
    »Was wollte er?«
    »Gewöhnlich wollen Mitteleuropäer hier Urlaub machen.«
    »Wie oft kam er wieder?«
    »Einmal, glaube ich. Oder zweimal? Viele Gäste verlieben sich in diese Region.«
    »Wann genau war er zuletzt hier?«
    »Nageln Sie mich nicht fest. Ich denke, es war im Juni. Oder im Juli?«
    »War er bei den Inseln?«
    »Urlaub machen bedeutet hier, zu den Inseln zu fahren.«
    Albin verabschiedete sich abrupt. Im Auto wählte er abermals Sarahs Nummer. Niemand nahm das Gespräch an. Das war ungewöhnlich. Wenn sie nicht erreicht werden wollte, schaltete sie sonst das Telefon ab. Während er durch das karge, raue Land nach Norden fuhr, hinterließ er eine Nachricht für sie: »Bitte melde dich.«
    Der Wagen schien durch den Abend zu schweben. Über weite Strecken konnte Albin kaum glauben, dass er es war, der ihn durch die Kurven lenkte. Er stand fast ununterbrochen voll auf dem Gaspedal. Dreimal musste er tanken. Der 2 CV soff fast so viel wie eine schwere Limousine.
    Der Brief in seiner Hosentasche fiel ihm wieder ein. Ohne anzuhalten faltete er ihn auseinander. »Liebe Olga«, lautete die Überschrift.
    Ehe er weiterlas, wählte er wieder Sarahs Nummer. Vielleicht war ja alles in Ordnung und Sarah würde sich bald über die Spuren seiner Telefonierwut auf ihrem Display wundern. Doch etwas sagte ihm, dass nichts in Ordnung war. Und sie hob wieder nicht ab. Er schlug mit der Faust auf das Lenkrad. Bergmann, dachte er. Wo steckte dieser verdammte Bursche? Wo steckte Sarah? Und was war zu Ende?
    »Liebe Olga«, stand in dem Brief. »Ich mache nur eine kleine Reise, einen Abstecher in die Vergangenheit.
    Ich erledige, was zu erledigen ist. Danach wird unser Leben noch freier als jetzt sein. Ich trage Deinen Ring, ich küsse ihn und denke an Dich. Ich liebe Dich. Ronald.«
    Albins Telefon piepste. Eine neue Nachricht war eingegangen. Er hatte kaum den Mut, sie zu lesen. Er legte den Brief auf den Beifahrersitz und klammerte sich mit beiden Händen am Lenkrad fest. Der Motor lief so ruhig, dass er das Summen der Reifen auf dem Asphalt hören konnte. Um zehn Uhr vormittags würde er in Wien sein, früher ging es nicht. Auch das schaffte er nur, wenn er nicht vorher umkippte. Doch er würde nicht umkippen. Er nahm das Telefon. »Zeit, zum Heidentor zu kommen«, lautete die SMS.
    Albins Gedanken drehten sich

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