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Rot Weiß Tot

Titel: Rot Weiß Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Salomon
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und Frau Sarah Kvicala verhaften lasse oder nicht. Verzeihen werde ich Ihnen auf keinen Fall. Wegen Ihnen muss ich, verdammt noch mal, zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen mein Büro verlassen.«
    »Sie werden danach genug Material haben, um stundenlang Berichte zu schreiben.«
    »Ich hoffe, Sie haben wenigstens die Fingerabdrücke auf dem Ring nicht versaut.«
    »Interdental ist die beste Zahnpasta der Welt.«
    Diesen Satz hörte Albin zehn Minuten nach dem Gespräch mit dem Chefinspektor auf dem Tonband von Ralf Sterns Anrufbeantworter. Albin hatte sich die Nummer des Werbegenies bei dessen einstigem Arbeitgeber, ID-Kommunikation, besorgt. Nun fragte er sich, ob der Anruf anders ausgegangen wäre, wenn Stern persönlich abgehoben hätte.
    In diesem Moment folgte eine Frauenstimme auf die automatische Ansage. »Ja bitte?«
    »Mein Name ist Albin Fischer, Redaktion Report. Ich möchte Ralf Stern sprechen.«
    »Sie möchten ihn … sprechen?« Die Frau war irritiert, als hätte er verlangt, mit einem Gelähmten spazieren zu gehen. »Nun …«
    »Ich bin Edith Stern, seine Frau und Managerin. Ich beantworte auch die Fragen der Journalisten. Was kann ich für Sie tun?«
    Albin hatte sich bereits im Internet über sie informiert. Wenn Ralf Stern von Auftritt zu Auftritt tingelte, war seine Frau stets an seiner Seite. Sie gab Frauenmagazinen Interviews darüber, wie es sich mit einem derart einsilbigen Mann lebte. Sie hatte auch ihren eigenen Bühnenauftritt. Sie behauptete dabei, per Blickkontakt besser mit ihrem Mann kommunizieren zu können als früher mit Worten. Das Publikum forderte sie daraufhin durch Klatschen zum Lesen in seinen Augen auf. »Wollen Sie wirklich wissen, was er mir eben mitgeteilt hat?«, fragte sie danach effekthascherisch. Noch mehr Klatschen.
    »Interdental ist die beste Zahnpasta der Welt.« »Es geht um Ronald Markovics«, sagte Albin jetzt.
    »Da kann ich Ihnen nicht helfen«, antwortete Edith Stern kühl.
    »Er wurde ermordet.«
    »Ich lese Zeitung.«
    »Ihr Mann und er waren mehr als ein Jahrzehnt Kollegen.«
    »Es gibt Menschen, die sind mehr als ein Jahrzehnt verheiratet und wissen doch nichts voneinander.«
    »Waren Sie überrascht über den Mord?«
    »Hören Sie zu, Herr Fischer. So heißen Sie doch? Sie rufen hier an und behaupten, Sie wären vom Report. Geschenkt, obwohl ich es nicht überprüfen kann. Es ist bloß so, dass ich zu diesem Fall nichts zu sagen habe, und mein Mann auch nicht.«
    »Die Kriminalpolizei wird ihm ebenfalls Fragen stellen, falls sie es nicht schon getan hat.«
    »Sie wird die gleiche Antwort bekommen.«
    »Da wünsche ich Ihnen viel Glück.«
    »Kennen Sie das Projekt meines Mannes?«
    »Es geht um mundhygienische Produkte.«
    »Sie haben es offenbar nicht verstanden. Egal. Geldstrafen im Zusammenhang damit bezahlt jedenfalls der Sponsor.«
    »Ich schreibe in jedem Fall über diesen Mord. Ich würde Ihren Mann gerne heraushalten. Dazu muss ich allerdings wissen, was er weiß. Lässt sich das einrichten?«
    »Unterbrechen Sie mich, falls ich Sie falsch verstanden habe: Entweder er redet mit Ihnen, oder Sie ziehen ihn öffentlich durch den Dreck.«
    »Ich möchte Ihrem Mann nicht schaden. Ich finde sein Projekt faszinierend.«
    Zum ersten Mal hatte er den richtigen Ton angeschlagen. Edith Sterns Stimme wurde etwas milder. »Ich denke darüber nach. Geben Sie mir Ihre Nummer.«
    »Hier Albin Fischer vom Report. Kann ich Herrn Gregoritsch sprechen?«
    Während Albin das fragte, hielt er mit dem Hörer am Ohr Ausschau nach dem Ressortleiter. Er wollte nicht bei halb privaten Tätigkeiten ertappt werden, die nichts mit dem Wirtschaftsressort zu tun hatten.
    »Frank Gregoritsch? Er ist bei Terminen.«
    »Würden Sie mir seine Handynummer geben?«
    »Sie werden verstehen, dass wir so etwas nicht machen. Wir geben nicht einmal die Durchwahlen weiter.«
    »Kein Problem. Ich habe die Nummer schon von der Auskunft.« Albin genoss seine Schadenfreude. Der Besitz von Handynummern durchbrach die dumpfe Macht der Sekretärinnen.
    Gregoritsch hob tatsächlich ab. Er klang abwesend, als hätte er geschlafen. »Fischer? Ich kenne Sie nicht. Woher haben Sie meine Handynummer?«
    Von Ihrer Sekretärin, hätte Albin beinahe gesagt. Das hätte er dann doch zu gemein gefunden. »Ich kann auch später wieder anrufen.«
    »Von welcher Zeitschrift, sagten Sie, sind Sie?«
    »Vom Report.«
    Gregoritsch klang jetzt freundlicher. Albin kannte diese Art leicht öliger Herzlichkeit. Sie

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