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Rot Weiß Tot

Titel: Rot Weiß Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Salomon
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letzter Zeit selten«, sagte die Frau und zeigte nach unten. »Vierter Stock, Tür achtzehn.«
    Albin war sicher, dass er die Tür mit einem Bündel Prospekte an der Klinke vorfinden und sein Klopfen unbeantwortet bleiben würde. »Wo ist sie? In ihrer Firma weiß man nichts.«
    »Vielleicht lebt sie inzwischen nur noch vom Unterricht«, sagte die Frau und rief nach hinten, dass jemand die Katze wegsperren solle. »Zu uns kommt sie nicht mehr. Dieses Pack hat zwei Geigen zertrümmert.« Sie zeigte nach hinten in die Wohnung. »Danach habe ich es aufgegeben.«
    Geigen? Albin fragte sich kurz, ob ihn seine vermeintlich heiße Spur nicht einfach zu einer falschen Olga Dacia geführt hatte. Diese hier schien jedenfalls eine Geigenlehrerin zu sein.
    »Vielleicht hat sie jetzt einen Freund und ist bei ihm«, mutmaßte die Frau mit den vollen Lippen weiter. »Ich habe dauernd zu tun, und wenn mir jemand nicht von selbst über den Weg läuft, verliere ich ihn aus den Augen. Woher kennen Sie Olga?«
    »Aus der Werbeagentur.«
    »Arbeiten Sie auch dort?«
    Die Spur war also richtig.
    »Nicht direkt. Wann haben Sie Olga zuletzt gesehen?«
    »Es ist erschütternd«, sagte die Frau nachdenklich. »Es könnte ein Jahr her sein. Vielleicht auch zwei. Sie muss noch hier wohnen. Sonst hätte sie sich verabschiedet. Oder ist ihr etwas zugestoßen? Gott bewahre! Sie war immer so nett.«
    »Ein Jahr oder zwei?«
    »Eher zwei.«
    »Danke.«
    Albin ging nach unten. Sein Klopfen und Läuten bei Tür achtzehn war tatsächlich vergeblich, sein Ausflug nach Favoriten dagegen nicht: In das schwarze Loch der fehlenden beiden Jahre im Leben des Werbetexters fiel endlich etwas Licht. Olga Dacia, die Markovics’ Tonbänder abgetippt hatte, war gleichzeitig mit ihm verschwunden. Eine Geigenlehrerin mit Nebenjobs, Trägerin eines Smaragdringes und Fahrerin eines violetten Toyotas, stand jetzt neben dem Werbetexter.
    »Wie kommst du mit dem Lernen voran?«, fragte Albin eine Stunde später Sarah am Telefon.
    »Es geht so. Neuropsychologie ist der Horror.«
    Albin hatte geduscht und sich in einen der zwei Dutzend weißen Frottee-Bademäntel für die einstigen Gäste des Fitnessstudios gehüllt. Sarah räumte um diese Zeit gewöhnlich ihren Tisch im Lesesaal der Universitätsbibliothek. An diesem Tag war sie schon zu Hause.
    »Schade, dass du nicht hier bist«, sagte Albin.
    »Am Wochenende möchte ich Pause machen. Hast du schon etwas vor?«
    Albin hatte nie etwas vor, wenn Sarah diese Frage stellte. »Wir könnten Arko abholen«, sagte er.
    »Das wäre schön.«
    »Hoffentlich gewöhnt er sich nicht zu sehr an uns. Am Ende gefällt ihm das Leben im Tierheim nicht mehr.«
    »Du hast bloß Angst vor Verantwortung. Wie kommst du in dem Mordfall voran?«
    »Ich weiß jetzt, wer Markovics beobachtet hat.«
    »Hat dir das dieser Bergmann erzählt?«
    »Ich habe es selbst herausgefunden. Es war die Frau hinter dem Tonband. Sie dürfte ebenfalls vor zwei Jahren verschwunden sein.«
    »Das ist ein Fortschritt. Weiß die Polizei auch davon?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was tust du als Nächstes?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Vertraust du dem Chefinspektor?«
    »Ich denke schon.«
    »Sprich lieber offen mit ihm«, sagte sie ein wenig kleinlaut. »Du musst ja nicht schneller als die Polizei sein, nur schneller als die anderen Journalisten.«
    Wenige Minuten später rief Chefinspektor Bergmann von selbst an. Albin war verwirrt. Es war, als hätte der Polizist sein Gespräch mit Sarah abgehört. Das wäre auch kein Wunder gewesen. Wenn ein Mann mit seiner Vergangenheit im Zusammenhang mit einem Mordfall auftauchte, reichte das allemal für einen Lauschangriff. Die Polizei warf wohl auch Werbetexter und Zeitungsschreiber in einen Topf. Das bedeutete weitere Verbindungen. »Ich wollte Sie eben anrufen«, sagte Albin.
    »Soll ich raten?«
    »Wenn Sie wollen.«
    »Es geht um Olga Dacia.«
    »Hören Sie mich ab?«
    Der Chefinspektor lachte.
    »Sie hören mich ab.«
    Albin fragte sich, worüber er mit Sarah noch gesprochen hatte. Nichts davon war ihm unangenehm. Sie führten keine peinlichen Gespräche. Sarah und er gingen fast mit dem Respekt von Fremden miteinander um. Vielleicht entstand ihre Nähe gerade daraus.
    »Regen Sie sich nicht auf«, sagte Bergmann. »Wir haben Olga Dacia schon vor zwei Jahren überprüft. Jetzt steht sie wieder auf unserer Liste. Als wir heute dort waren, hat uns die Frau des Hausmeisters von Ihnen erzählt.«
    »Sie hat mich gar nicht

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