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Rot Weiß Tot

Titel: Rot Weiß Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Salomon
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könnten«, sagte er.
    »Der arme Arko kann nicht mitkommen.«
    Albin schwieg. Wenn sie einmal darüber zu reden begannen, würde es nicht mehr lange dauern, bis der Hund wirklich bei ihm wohnte.

 
    Kapitel 10
     
    Genießen Sie mit Ihrer Freundin ein friedliches Wochenende?«
    Frank Gregoritsch schien keine Sekunde auf die Idee zu kommen, dass er dabei stören könnte. Vor allem schien er zu denken, dass Albin einen Sonntag auch schon um acht Uhr morgens genießen konnte. Was de facto nicht der Fall war. Sarah war daheim bei ihren Eltern. Albin lag noch im Bett. Das Telefon hatte ihn aus dem Schlaf gerissen.
    »Ich habe über etwas nachgedacht«, sagte er und stand auf. Er wollte ein wenig saunieren und dann wieder schlafen gehen. So ließ sich der Tag vielleicht noch retten.
    »Sie denken über die Morde nach?«
    Es war, als hätte ihm Gregoritsch den Rucksack wieder umgehängt, den er für die Nacht abgestellt hatte.
    »So ist es«, sagte er.
    »Gut so. Ein junger Journalist wie Sie kann mit so einem Fall berühmt werden. Ich möchte Ihnen dabei helfen.«
    Morgennebel machte den Tag grau. Hier in der Kraftkammer wollte Albin nicht beurteilen, ob die Sonne tagsüber eine weitere Chance bekommen würde. Er steckte seine nackten Füße in die Turnschuhe neben dem Bett und ging mit dem Telefon über die eiserne Wendeltreppe nach oben. »Helfen?«, fragte er.
    »Genau. Amerikanische Behörden binden bei komplizierten Verbrechen Drehbuchautoren ein, um von deren Phantasie zu profitieren. Sie als Journalist sind so eine Art Behörde. Ich bin Lektor, befasse mich seit Jahren mit Kriminalromanen und habe damit einen speziellen Zugang zur Phantasie von Mördern und Tätern. Wären wir nicht ein gutes Team?«
    Albin schaltete den Saunaofen ein und schloss die Tür aus Rauchglas, damit sich der Raum aufheizen konnte. Bald würde es hier angenehm heiß sein. »Ist das ein Angebot?«, fragte er und hoffte, dass es keines war.
    »Was sonst«, sagte Gregoritsch ungeduldig. »Lassen Sie mich nicht zappeln. Sie dürfen mich auch weiterhin unter die Tatverdächtigen einreihen. Wir können trotzdem gemeinsam Fakten sammeln und Hypothesen entwickeln.«
    Gregoritsch hielt nun einen langen Monolog über die amerikanischen Kooperationen zwischen Kripoleuten und Autoren sowie über die Verbindung von Kunst, Schmerz und der Fortentwicklung der Menschheit. Albin schlüpfte in seine Kleidung, um inzwischen die Sonntagsblätter zu holen.
    »… und dann liest man auch noch in den Zeitungen so gut wie nichts«, sagte Gregoritsch gerade. »Wie weit sind wir gekommen, wenn nicht einmal so viel Grausamkeit aufrüttelt?«
    Der Arm, mit dem Albin das Handy hielt, schlief ein, und er musste die Seite wechseln. Gregoritsch redete immer weiter und Albin hörte immer weniger zu. Er brummte nur gelegentlich, zum Zeichen, dass er noch da war.
    Draußen hatten die Straßenkehrer die Spuren der samstäglichen Einkaufsschlacht längst beseitigt. Nur die Cafés und Würstelstände waren jetzt offen. Ein paar einsame Spaziergänger flanierten zwischen dem Westbahnhof und der Ringstraße auf und ab. In der schmalen Fahrrinne in der Straßenmitte war kaum ein Auto unterwegs. Als sich Albin mit den Zeitungen auf eine Kraftbank des Fitnessstudios fläzte, redete Gregoritsch noch immer.
    »… Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Natürlich.«
    Albin blätterte die Zeitungen durch. Sie hatten tatsächlich auch dem zweiten Mord am Heidentor überraschend wenig Bedeutung beigemessen. Eine Viertelseite da, ein Dreispalter dort. Die Polizei hatte offenbar die groteske Bestattung der Toten heruntergespielt. Es gab keine Fotos vom Tatort, nur Bilder vom Heidentor aus dem Archiv der Austria Presse Agentur. Die waren uralt. Im Hintergrund waren frühsommerliche Maisfelder zu sehen.
    »Habe ich nicht Recht?«, sagte Gregoritsch.
    »Wie bitte?«
    »Habe ich nicht Recht?«
    »Natürlich.«
    Chefinspektor Bergmann war offenbar zu keiner offiziellen Stellungnahme bereit gewesen. Er wurde nirgends zitiert. Albin durfte sich geschmeichelt fühlen. Auch die Informationen über das Opfer waren nicht üppiger als in den Radionachrichten vom Vortag. Von einer möglichen Liaison zwischen Olga Dacia und Ronald Markovics stand nichts in den Artikeln.
    »Einverstanden?«, fragte Gregoritsch.
    Albin hatte keine Ahnung, wovon der Lektor redete.
    »Darf ich Ihnen eine Gegenfrage stellen?«, zog er sich aus der Affäre.
    »Nur zu.«
    Albin war wieder unterwegs zur Sauna. »Kannten Sie Olga

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