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Rot wie das Meer

Titel: Rot wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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prüfend.
    Dann dreht er sich um, kehrt dem Meer den Rücken. Sein Kopf schnellt hoch, als sein verletztes Bein den Boden berührt, doch er macht einen weiteren mühevollen Schritt, bevor er abermals nach mir ruft. Corr entfernt sich einen Schritt von der Novembersee. Dann noch einen.
    Er ist sehr langsam und die See ruft nach uns beiden, aber er kommt zu mir zurück.

Nachwort
    Als Teenager war ich immer fasziniert, wenn ich Berichte über Autoren las, die monate- oder jahrelang Ideen für ihre Romane im Kopf umherwälzten, bevor sie wussten, wie sie sie aufschreiben sollten. Als Nachwuchsautorin, die ihre Ideen sofort niederkritzelte, sobald sie ihr durch den Kopf gingen, erschien mir das fremd und seltsam. Wie kann man nicht wissen, wie man seine eigene Geschichte schreiben soll?, dachte ich, während mir ein erbärmlicher Roman nach dem anderen aus der Feder floss.
    Tja, und hier sitze ich nun und bin genau so eine Autorin geworden. Ich hatte schon ewig eine Geschichte über Wasserpferde schreiben wollen. Ein paarmal hatte ich es sogar versucht. Das erste Mal zu Collegezeiten, dann noch einmal kurz danach. Fast hätte ich aufgegeben, aber dann, vor ein paar Jahren – nachdem ich schon drei Romane veröffentlicht hatte und eigentlich so etwas wie ein Profi hätte sein müssen –, stürzte ich mich ein weiteres Mal auf die Legende. Und scheiterte wieder.
    Mit dem einzigen Unterschied, dass der Misserfolg mich diesmal nicht wie ein Hammerschlag traf, sondern nur noch verzweifelt aufwinseln ließ.
    Das Problem war nicht nur, dass dieser Mythos kompliziert und unzusammenhängend war, dass ihm keine Erzählung zugrunde lag, an der eine verzagte Autorin sich hätte orientieren können. Es gab auch noch viele unterschiedliche Versionen der Wasserpferde: eine Variante von der Isle of Man namens Glashtin, irische Ausführungen namens Capaill Uisge, Cabyll Ushtey und Aughisky, schottische Ver-
    sionen mit Namen Each Uisge oder Kelpie. Doch davon abgesehen, dass sie fast durchweg geradezu unaussprechbar daherkamen (der Name, für den ich mich letztlich entschieden habe, wird übrigens KAPpl ISCHke ausgesprochen), bezeichneten sie alle dasselbe: ein im Wasser lebendes, gefährliches Mythenpferd.
    Viele der magischen Elemente daran gefielen mir auf Anhieb: die besondere Bedeutung des Monats November, Pferde als gefährliche Raubtiere und die Tatsache, dass sie die besten Reittiere abgeben, die man sich nur vorstellen kann, wenn es einem gelingt, sie aus dem Ozean zu locken ... bis sie wieder mit Salzwasser in Berührung kommen.
    Außerdem aber umfasste der Mythos ein gruseliges Element der Gestaltwandlung. In einigen Versionen war von einem Wasserpferd die Rede, das sich in einen schönen jungen Mann mit kastanienfarbe-nem Haar verwandelte. Dieser frischgebackene Mensch sollte an den Meeresufern umherwandern und Jungfrauen zu sich locken – denn was könnte schließlich verlockender sein als ein wunderlicher, rothaariger Junge, der leicht nach Fisch riecht? –, um seine Opfer ins Meer zu entführen und sie dort zu verschlingen. Nur Lunge und Leber sollten später an Land gespült werden.
    An diesem zweiten Teil biss ich mir die Zähne aus. Jedes Mal, wenn ich mich daranmachte, dieses Wesen – halb Mann, halb Pferd – zu erschaffen, ertappte ich mich dabei, dass ich eine Geschichte erzählte, die ich eigentlich gar nicht erzählen wollte. Erst nachdem ich die Nach dem Sommer- Trilogie mit ihrer ziemlich abgewandelten Form des Werwolfmythos geschrieben hatte, kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht gar nicht alle Einzelheiten der Wasserpferdlegende übernehmen musste. Ich konnte mir einfach aus der Mythologie herauspicken, was ich wollte.
    Also habe ich alles gestrichen, was ich nicht unbedingt brauchte, und heraus kam Rot wie das Meer, eine Geschichte, bei der es im Kern gar nicht um Wasserpferde oder irgendwelche Zauberwesen geht, wenn ich recht darüber nachdenke.
    Wer mehr über diese gruseligen Rotschöpfe mit Seetang in den Haaren herausfinden möchte, dem kann ich nur empfehlen, sich auf die Suche nach Katharine Briggs' An Encyclopedia of Fairies: Hobgoblins, Brownies, Bogies, and other Supernatural Creatures zu machen, denn dieses Buch bietet eine wunderbare Grundlage für alles, was mit übernatürlichen Wesen zu tun hat.
    Ich halte es noch immer für möglich, dass ich eines Tages vielleicht auch noch über die andere Hälfte der Legende schreibe.
    Oder nein. Eigentlich doch nicht.
Danksagung
    Ich könnte diese

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