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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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um seinen Hunger stillen zu können.
    Er trank sein Blut so wie andere ihren Morgenkaffee – aus Gewohnheit und um wach zu werden. Es machte seinen Kopf klar und setzte seinen Organismus in Betrieb.
    Er machte sich nicht die Mühe, zur Körperpflege Kerzen oder Feuer anzuzünden.
    Die Gegebenheiten in Geall begeisterten ihn nicht gerade. Schloss hin oder her, er war wohl in einer mittelalterlichen Umgebung genauso fehl am Platz wie Glenna und Blair.
    Er hatte einmal in dieser Ära gelebt, und einmal war genug. Die modernen Annehmlichkeiten wie fließend kaltes und warmes Wasser und elektrische Energie zog er bei weitem vor.
    Er vermisste sein Auto, sein Bett, seine Mikrowelle. Er vermisste die Lebendigkeit und den Lärm des Stadtlebens mit all seinen Vorzügen. Es wäre wirklich ein Schlag für ihn gewesen, hier, in dieser Zeit, in der er begonnen hatte, sein Leben auch beenden zu müssen.
    Als er angezogen war, machte er sich auf den Weg zu den Stallungen, um nach seinem Pferd zu sehen.
    Die Leute, denen er begegnete – Dienstboten, Wachleute, Höflinge –, lebten und arbeiteten auf Schloss Geall. Die meisten mieden ihn, wandten den Blick ab oder beschleunigten ihre Schritte. Manche machten hinter seinem Rücken das Zeichen gegen das Böse. Es bekümmerte Cian nicht.
    Sie wussten, was er war – und sie hatten auch gesehen, wozu Geschöpfe wie er fähig waren, da Moira, die gelehrte Gladiatorin, gegen einen von ihnen auf dem Turnierplatz gekämpft hatte.
    Es war eine gute Strategie von Moira gewesen, dachte er jetzt, ihn, Blair und Larkin zu bitten, die beiden Vampire zu fangen, die ihre Mutter, die Königin, getötet hatten.
    Moira hatte begriffen, wie wichtig es war, die Vampire lebendig zurückzubringen, damit ihr Volk sie sehen konnte. Zugleich hatte Moira sich als Kriegerin bewiesen, weil sie gegen einen gekämpft und ihn besiegt hatte.
    In wenigen Wochen nun würde sie ihr Volk in die Schlacht führen. Wenn ein Land so lange im Frieden gelebt hatte wie Geall, brauchte man eine starke Führungspersönlichkeit, um aus Bauern und Kaufleuten, Hofdamen und Höflingen Soldaten zu machen.
    Cian war sich nicht ganz sicher, ob sie der Aufgabe gewachsen war. Tapfer genug war sie ja, dachte er, während er einen Hof überquerte, der zu den Stallungen führte.
    Und auch intelligent genug. Außerdem hatte sie in den vergangenen beiden Monaten beachtliche Fähigkeiten im Kämpfen entwickelt. Zweifellos war sie seit ihrer Geburt in Staatsführung und Etikette unterrichtet worden, und sie war klug und offen.
    In Friedenszeiten hätte sie ihre hübsche, kleine Welt sicher gut regiert. Aber im Krieg musste ein Herrscher auch General sein.
    Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er Riddock, ihrem Onkel, die Verantwortung überlassen. Aber es ging nicht nach ihm.
    Er hörte sie, bevor er sie sah, und noch eher roch er sie. Fast wäre er auf dem Absatz umgekehrt und wäre wieder in sein Zimmer gegangen. Dass er aber auch ausgerechnet gerade jetzt, wo er an sie gedacht hatte, der Frau begegnen musste!
    Das Problem war, dass er viel zu oft an sie dachte.
    Sie zu meiden hatte keinen Zweck, schließlich waren sie in diesem Krieg auf Gedeih und Verderben miteinander verbunden. Ihr jetzt auszuweichen wäre leicht gewesen, aber auch feige, und wie immer stand ihm dabei sein Stolz im Weg.
    Sie hatten seinen Hengst ganz hinten im Stall untergebracht, weit von den anderen Pferden entfernt. Cian verstand und tolerierte die Tatsache, dass die Pferdeknechte und Stallburschen das Pferd eines Dämons nicht versorgen wollten, und er wusste, dass entweder Larkin oder Hoyt seinen temperamentvollen Vlad morgens putzten und fütterten.
    Heute jedoch schien Moira sich in den Kopf gesetzt zu haben, das Tier zu verwöhnen. Sie hatte Karotten dabei und versuchte gerade, Vlad dazu zu bewegen, eine von ihrer Schulter zu nehmen.
    »Ich weiß doch, dass du sie willst«, murmelte sie. »Sie ist so lecker. Du musst sie dir nur nehmen.«
    Das galt auch für sie selbst, dachte sich Cian.
    Sie trug ein blaues Gewand über einem einfachen Leinenwams, deshalb nahm er an, dass sie heute nicht mehr trainieren wollte. Für eine Prinzessin kleidete sie sich schlicht, am Mieder war nur ein Hauch von Spitze zu sehen. Um den Hals trug sie das silberne Kreuz, eins von neun, die Hoyt und Glenna geschaffen hatten. Ihre glänzenden braunen Haare fielen ihr offen über den Rücken bis zur Taille, und auf ihrem Kopf saß das zierliche Krönchen ihres Amtes.
    Sie war keine

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