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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sein.
    »Wir können uns nicht verlaufen. Das ist Teil unserer Gabe. Es ist ein Rapport mit allen unbelebten Gegenständen. Und«, setzte er hinzu, selbst erstaunt über den törichten Stolz darauf, »es ist allemal viel besser, als dich zum Freund zu haben!«
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Natürlich nicht. Und genau deswegen wird eure kostbare Kimri da draußen im Schneesturm sterben.«
    Rhys stemmte die Hände in die Hüften und musterte Diego kritisch. Er sah krank aus.
    »Damit willst du wohl sagen, nur ein Delleray könnte sie finden, weil ihr diese sogenannte Gabe habt? Wie willst du das anfangen, einen Baum fragen, welchen Weg sie genommen hat?«
    »Das könnte ich tun«, antwortete Diego.
    Rhys hob die Augen zur Decke auf. Diego bildete sich offenbar ein, alles fertigzubringen, nur weil er sich draußen nicht verlaufen hatte.
    »Aber so leicht ist es nicht. Wenn ich ausgebildet wäre - aber niemand hält es für wichtig, einen Delleray in einen Turm zu schicken.«
    »Es ist nicht meine Schuld, daß ihr Dellerays euch mit den Aldarans verbündet habt.«
    Diegos Gesicht wurde rot. »Und muß mir ein Vorwurf daraus gemacht werden, was meine Vorfahren getan haben? Ich habe nichts getan, wofür du mich hassen kannst, Rhys.«
    »Beweise es«, verlangte Rhys. »Finde Kimri doch mit deiner Gabe.
    Ich fordere dich heraus!«
    »Ja, du forderst mich heraus, wieder in diesen Schnee zu gehen, und hoffst, diesmal wird er mich begraben.« Diego wußte, der ganze Gedanke war Wahnsinn. Er war nicht ausgebildet. Dafür hatten seine Vorfahren gesorgt. Sie hatten es unmöglich gemacht, mit Laran zu leben. Ohne Ausbildung wurde man verrückt, und davor hatte er mehr Angst als vor dem Tod.
    »Ich werde mit dir gehen.« Rhys ließ die Hände fallen. Seine Augen belebten sich bei dem Gedanken.
    »Als ob Payne dich gehen lassen würde! Bring mich nicht zum Lachen.« Diego ließ sich auf das Bett sinken.
    »Ich mache keine Witze. Ich werde mitkommen. Wenn Kimri stirbt, werde ich noch länger darauf warten müssen, nach Arilinn zu gehen, und das Warten steht mir bis hier.« Rhys hob die Hand über seinen Kopf.
    Diego hörte ihn kaum. Er war sehr beschäftigt, seine Gedanken in irgendeine Ordnung zu zwingen. Wenn Kimri starb, welche Chance hatte er dann, daß ihn ein Turm annahm? Sie hatte wenigstens versprochen, ihn auf Laran zu testen. Das hätte keine der anderen Bewahrerinnen getan.
    »Wenn du da draußen stirbst, hast du überhaupt keine Chance mehr, in irgendeinen Turm zu kommen«, stellte Diego fest. Allein mochte es ihm gelingen, Kimri zu retten, aber wenn Rhys mitging, der überhaupt keine Schneekenntnisse hatte, bedeutete es unter Umständen für sie alle den Untergang.

    Rhys zog es vor, die Bemerkung zu ignorieren. Statt dessen kamen seine nächsten Worte als völlige Überraschung.
    »Finde sie, Diego. Im Namen aller Götter, finde sie, wenn du kannst, und ich will tun, was in meinen Kräften steht, damit du vom Turm angenommen wirst.«
    »Warum willst du das tun?« Die Frage sprang Diego aus dem Mund wie eine Beleidigung.
    »Darum«, erklärte Rhys gereizt.
    Diego setzte sich hoch und zuckte die Schultern.
    »Was kann dich daran hindern, zu sagen, du habest sie gefunden?«
    »Das würde ich nicht sagen!« explodierte Rhys zornig. Draußen schlug der Schnee jetzt in dicken Klumpen gegen die Fensterscheibe.
    Rhys fror schon wieder.
    »Na sicher.«
    »Diego, ich schwöre es. Ich würde so etwas nicht tun.«
    »Und ich sagte, sicher.«
    Rhys drehte sich zu ihm um und zog das kurze Messer aus der Scheide an seiner Seite. Diegos Gesicht wurde blaß. Rhys zielte einen Augenblick auf ihn, dann warf er das Messer auf das Bett.
    »Da! Laß das Messer mein Versprechen sein!« Er schleuderte die Worte durch die gespannte Atmosphäre, die zwischen ihnen herrschte.
    Sprachlos nahm Diego das Messer auf. Das silberne Heft warf Lichtstreifen an die Decke. Rhys mußte ganz schön verzweifelt sein.
    Der Austausch von Messern war eine Geste von bredin. Gab Diego jetzt Rhys sein Messer, wurden sie zu geschworenen Brüdern, durch Eid verpflichtet, sich gegenseitig bis zum Tod zu schützen.
    »Nun? Reicht dir das immer noch nicht?« fragte Rhys ungeduldig.
    »Weißt du, was du tust?« fragte Diego erstaunt.
    »Ja, natürlich, und vielleicht werde ich es später bereuen, aber das liegt ganz bei dir. Ich kann nur sagen, du tätest gut daran, nicht zu lügen.«

    Diego sprang vom Bett, nahm sein eigenes Messer und reichte es Rhys mit dem Heft

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