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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Schrank auf. »Bleib hier.« Das galt Willy.
Und dann wieder nach unten, um ihm entgegenzutreten. Runter in die Küche. Hektisch fummelte sie noch an der Schußwaffe herum.
Sie vergaß die korrekte Stellung, und sie vergaß das Visier, aber sie hatte die Pistole mit ihren beiden Händen gut im Griff, als die Tür nach innen aufflog. Sie verpaßte ihm ein häßliches Loch durch seinen Oberschenkel »Muhner!« -, und sie schoß ihn mitten ins Gesicht, als er an der Tür zu Boden sank, und sie schoß ihn noch einmal ins Gesicht, als er auf dem Boden saß, und dann stürzte sie auf ihn zu, um ihn zwei weitere Male ins Gesicht zu schießen, während er, alle viere von sich gestreckt, an der Wand zu Boden rutschte. Sein Haar hatte inzwischen Feuer gefangen.
Willy riß ein Laken in Streifen und machte sich auf die Suche nach Will. Er hatte fürchterlich weiche Knie und fiel mehrmals hin, als er den Platz vor dem Haus überquerte.
Die Wagen des Sheriffs und die Krankenwagen kamen bereits, bevor Molly überhaupt daran denken konnte, sie zu verständigen. Sie stand gerade unter der Dusche, als sie mit vorgehaltenen Pistolen ins Haus schlichen. Sie schrubbte wie eine Besessene an den von Blut und Knochensplittern herrührenden Flecken in ihrem Gesicht und in ihrem Haar, und sie war nicht fähig zu antworten, als ein Hilfssheriff durch den Duschvorhang mit ihr zu sprechen versuchte.
Schließlich griff einer der Hilfssheriffs nach dem vom Tisch baumelnden Telefonhörer, um mit Crawford in Washington zu sprechen, der die Schüsse gehört und daraufhin sofort den Sheriff verständigt hatte. »Ich weiß es nicht. Sie bringen ihn gerade«, sagte der Hilfssheriff. Er sah aus dem Fenster, als Graham auf einer Trage zum Krankenwagen geschafft wurde. »Es sieht nicht gut aus, wenn Sie mich fragen.«

54. K APITEL

    A n der Wand über dem Fußende des Betts hing eine Uhr, deren Ziffern groß genug waren, daß er sie trotz der Medikamente und der Schmerzen lesen konnte.
    Als Will Graham schließlich sein rechtes Auge öffnen konnte und die Uhr sah, wußte er, wo er war - auf der Intensivstation. Auf die Uhr zu sehen, half ihm. Die Bewegung der Zeiger verhalf ihm zu der Gewißheit, daß dies vorüberging, vorübergehen würde.
    Dazu war es ja auch da.
Die Zeiger standen auf vier Uhr. Er hatte keine Ahnung, welches vier Uhr, und es war ihm auch egal, solange sich nur die Zeiger bewegten. Er dämmerte wieder ein.
Als er das Auge neuerlich aufschlug, stand die Uhr auf acht.
Jemand war neben ihm. Vorsichtig verdrehte er sein Auge. Es war Molly; sie sah aus dem Fenster. Sie war auffallend mager. Er versuchte zu sprechen, aber als er seinen Unterkiefer bewegte, breitete sich in seiner linken Kopfhälfte ein unerträglicher Schmerz aus. Sein Kopf und seine Brust pulsten nicht gleichzeitig, sondern in Synkopen versetzt. Als sie den Raum verließ, gab er ein Geräusch von sich.
Hinter dem Fenster war es hell, als sie an ihm zogen und zerrten und Dinge mit ihm anstellten, so daß die Schläuche in seinem Hals spürbar wurden.
Gelbes Licht, als er Crawfords Gesicht über sich sah.
Graham schaffte sogar ein Zwinkern. Als Crawford grinste, entdeckte Graham einen Spinatrest zwischen seinen Zähnen.
Komisch. Crawford mochte doch kein Gemüse.
Graham machte auf dem Laken unter seiner Hand Schreibbewegungen.
Darauf schob ihm Crawford seinen Notizblock unter und steckte ihm einen Stift zwischen die Finger.
»Willy okay«, schrieb er als erstes.
»Ja, es geht ihm gut«, antwortete Crawford. »Und Molly ebenfalls. Sie ist die ganze Zeit hier gewesen, während du geschlafen hast.
Dolarhyde ist tot. Will, ich versichere dir: Er ist tot. Ich habe ihm selbst die Fingerabdrücke abgenommen und sie von Price vergleichen lassen. Es steht völlig außer Frage. Er ist tot.«
Graham zeichnete ein Fragezeichen auf das Papier.
»Dazu werden wir noch kommen. Ich bin in der Nähe, und wenn du dich besser fühlst, werde ich dir alles erzählen. Im Augenblick darf ich nur fünf Minuten mit dir sprechen.«
»Jetzt«, schrieb Graham.
»Hat der Doktor schon mit dir gesprochen? Nein? Was dich betrifft, wird alles wieder gut werden. Deine Augen sind lediglich von einer tiefen Stichwunde im Gesicht zugeschwollen. Keine Sorge, sie haben das glänzend hingekriegt, aber es wird eben seine Zeit dauern. Außerdem mußten sie dir die Milz rausnehmen. Aber wer braucht schon eine Milz. Price hat seine ´41 in Burma gelassen.«
Eine Krankenschwester klopfte gegen die Glastür.
»Ich muß

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