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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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die Arbeiten an den neuen Rundhütten abgeschlossen waren. Mara erinnerte sich lebhaft daran, wie John und sie dorthin gefahren waren, um sich die Anlage anzusehen. Eine geschwungene Auffahrt führte durch einen Garten in der Größe eines kleinen Parks zu einem gepflasterten Vorhof, der von einer blau-weiß gestreiften Markise überdacht wurde. Sie hatten mit dem Landrover direkt vor der zentralen Lobby angehalten. Mara sah immer noch Johns Gesichtsausdruck, als er den Kopf nach links und rechts drehte, um die schlanken Linien der modernen Fassade zu betrachten.
    Kurz darauf hatten sie festgestellt, dass das Manyala Hotel seinen Gästen nicht nur Tennisplätze, einen Swimmingpool und sogar eine Aussichtsplattform über einem beleuchteten Wasserloch zur Verfügung stellte – sie arrangierten auch Zeltsafaris mit französischen Köchen und drei Berufsjägern.
    In der Lounge-Bar hatten John und Mara etwas zu trinken bestellt. Während der Barkeeper die Drinks vorbereitete, hatten sie sich in düsterem Schweigen umgeschaut. Das Hotel war nur fünf Stunden vom Flughafen in Arusha entfernt, während ihre Lodge noch einen guten halben Tag weiter weg lag und nur über sehr holprige Straßen zu erreichen war. Raynor Lodge befand sich zwar in einer wunderschönen Landschaft, mit verborgenen Tälern, tiefen Schluchten und zahlreichen Seen, aber die Gegend verfügte nicht über ein besonderes Merkmal, das der Agent hervorheben konnte. Und mit dem Ausblick, den die Gäste im Manyala genossen, wenn sie sich auf die Aussichtsplattform stellten, konnte sowieso nichts konkurrieren, denn von dort sah man am Horizont die schneebedeckten Flanken des Kilimandscharo.
    Mara fuhr sich ein letztes Mal mit der Bürste durch die Haare. Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie die Bilder der Vergangenheit wegstoßen, dann schob sie sich die Haare hinter die Ohren und blickte in den Spiegel an ihrer Frisierkommode. Kritisch musterte sie sich. Das einfache Kleid betonte ihre große, schlanke Gestalt. Und ihre dunklen Augen unter den schön geschwungenen Brauen kamen in ihrem gebräunten Gesicht gut zur Geltung. Aber ihr Gesicht glänzte immer noch vor Schweiß. Und auf der Wange hatte sie einen Schmutzfleck. Rasch leckte sie an einem Finger und rieb das Blut, an dem ein Stückchen graue Feder klebte, weg. Mehr Zeit hatte sie nicht.
    Kefa und die Besucher waren nicht im Wohnraum. Mara klopfte ein Kissen zurecht, als sie den Raum durchquerte, dann trat sie auf die Veranda hinaus.
    Der Haus-Boy stand drüben an den Rondavels und sprach mit zwei Männern – einem Afrikaner und einem Europäer. Als sie näher kam, war sie wie immer fasziniert davon, wie wenig bei Kefa Titel und Erscheinung zusammenpassten. Ja, sicher, er war schlank, fast schlaksig wie ein junger Mann – aber in Wahrheit war er im mittleren Alter und Oberhaupt einer großen Familie. Sein Auftreten den Besuchern gegenüber war ruhig und selbstbewusst.
    Mara nahm sich Zeit, die Neuankömmlinge zu mustern. Der Europäer wirkte wohlhabend und gut genährt wie die meisten Jagdkunden, aber anstelle eines Safari-Anzugs trug er ein weites, kurzärmeliges Hemd, das mit Palmen und bunten Blumen bedruckt war. Neben ihm wirkte der Afrikaner in seinem braunen Geschäftsanzug klein und overdressed. Der Europäer machte einen erregten Eindruck und schien Kefa gar nicht zuzuhören. Ständig fuhr er sich mit der Hand durch die Haare, die in Büscheln von seinem Kopf abstanden.
    »Guten Tag«, grüßte Mara und trat zu der kleinen Gruppe. Unwillkürlich nahm sie dabei Johns englischen Akzent an. Die Begrüßungsformel kam ihr immer noch seltsam förmlich vor – in Australien würde man nur »hallo« sagen –, aber sie wusste, dass es die korrekte Begrüßung war, wenn man jemandem zum ersten Mal gegenüberstand.
    Der Europäer blickte sie einige Sekunden lang an, ohne etwas zu erwidern, und Mara fragte sich schon, ob er wohl kein Englisch sprach.
    Der Afrikaner wandte sich zu ihr und sagte höflich: »Mein Name ist Daudi Njoma. Darf ich Ihnen Mr. Carlton Miller vorstellen – aus Amerika.«
    Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht des Amerikaners. »Hi. Freut mich, Sie kennenzulernen, Ma’am.«
    Mara erwiderte sein Lächeln. »Ich bin Mrs. Sutherland, die Frau des Jägers.«
    Jetzt schien Carlton Mara zum ersten Mal richtig wahrzunehmen. Schweigend und aufmerksam musterte er sie.
    Verlegen strich Mara über ihren Rock, um imaginäre Falten zu glätten.
    »Leider ist mein Mann in Dar.

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