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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Gesicht. Seine Hände zitterten leicht. Das geht schief, dachte Winter. Ich kann besser und richtiger fluchen als er, aber das hilft mir jetzt nichts. Wo zum Teufel sind Aneta und Halders?
    »Warum haben Sie sie erschossen?«
    »Sie haben die Welt beschmutzt«, sagte Kerim. »Die neue Welt. Sich. Ihre Landsleute.«
    Seine Hand zuckte. Die Finger. Winter schloss die Augen. Jetzt hatte er keine Kopfschmerzen mehr, nicht die Spur. Bald würden sie mit dem Rest seines Kopfes in der Ewigkeit verschwinden.
    »Feuer reinigt«, hörte er Kerims Stimme wie aus einem weit entfernten Tunnel, vom anderen Ende des Gårdstenstunnels, über den er zum letzten …
    Und der Schuss zerriss sein Trommelfell. Er stürzte zu Boden, wartete auf den Schmerz oder die Dunkelheit. Dies ist meine letzte Sekunde, man hat eine Sekunde. Er spürte etwas Weiches unter sich. Er war auf Alans Körper gefallen. Es war ein furchtbares Gefühl. Im Zimmer roch es entsetzlich, der Rauch, das Schrot, die Explosion in unmittelbarer Nähe. Er war blind. Er war taub. Er war gelähmt.
    Er lebte.
    Er war nicht taub. Er hörte Anetas Rufe.
    »Winter! Winter!«
    Er war nicht blind. Er sah Aneta. Sie stand über Mozaffar Kerim gebeugt, das, was einmal Mozaffar Kerim gewesen war.
    Aneta schaute auf.
    »Ich konnte nicht einfach durch den Flur laufen, dann hätte er dich und mich erschossen. Als er mich entdeckte, richtete er das Gewehr auf sein Gesicht.«
    Winter sah Kerims Hinterkopf. Er wollte es nicht. So etwas hatte er schon öfter gesehen.
    »Ich konnte nicht eingreifen, Erik. Die Zeit war zu knapp.« Winter spürte, wie sich etwas an seinem Bein bewegte. Er zuckte vor Schreck zusammen. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, als wollte es hinaus.
    Er schaute nach unten.
    Alan Darwish bewegte den Arm.

    Alan wurde mit dem Krankenwagen weggebracht. Aneta Djanali begleitete ihn. Winter hatte die Sirene gehört, während er immer noch spürte, wie Alans Körper sich auf dem Fußboden bewegte.
    Die Feuerwehr war vor Ort.
    Mozaffar Kerim wurde mit einem Leichenwagen weggebracht, ohne Sirene.
    Es hatte aufgehört zu regnen, die schwarzen Wolken waren weiter gestürmt über das Meer. Der Asphalt dampfte. Die Luft war frisch.
    Halders schaute auf die Straße, Krankenwagen und Leichenwagen waren mit unterschiedlichen Reisezielen für Darwish und Kerim verschwunden.
    »Hat der junge Alan zusammen mit Mozaffar Kerim mit den Gewehren herumgeballert?«
    »Im Laden? Wir werden sehen.«
    »Alan hat nicht gerade munter gewirkt.«
    »In einigen Tagen können wir ihn vernehmen.«
    »Kerim hat bei seinem Abgang eine Menge Informationen mitgenommen.«
    »So wollte er es wohl.«
    »Warum hat er es getan? Warum hat er sie erschossen?«
    »Ihm hat ihr Treiben nicht gefallen.«
    »Was genau haben sie getrieben?«
    »Auch das werden wir bald erfahren.«
    »Von wem?«
    »Zum Beispiel von dem einen oder anderen Taxifahrer.«
    Halders warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    »Hält Bertil nicht gerade ein Schwätzchen mit Reinholz?«
    »Ja, ein langes, hoffe ich.«
    Winter öffnete die Autotür.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte Halders.
    »Zurückfahren natürlich.«
    »Das wirst du schön bleiben lassen. Du zitterst viel zu sehr, und du hast zu viel Rauch geschluckt. Eigentlich hättest du mit Alan im Krankenwagen mitfahren müssen. Fast wäre Kerims Transportmittel deins geworden. Ich möchte nicht mein Leben verlieren, nachdem ich es bis jetzt geschafft habe, es mir zu erhalten.« Halders streckte die Hand aus. »Her mit den Schlüsseln.«

    Winter dirigierte die Fahrt.
    »Dahinten nach links.«
    »Das ist aber nicht der direkte Weg.«
    »Doch. Nach Bergsjön schon.«
    »Was zum Teufel willst du jetzt in Bergsjön?«
    »Ich muss was überprüfen.«
    »Was? Wen?«
    »Wir haben Hussein Hussein gesucht und jetzt haben wir ihn gefunden.«
    »Wirklich? Ist er wieder in Bergsjön?«
    »Nein.«
    »Das musst du mir schon erklären, Erik.«
    »Alles zu seiner Zeit, Fredrik.«
    »Alles zu seiner Zeit? Was ist das für ein altmodisches Motto?«
    »Fahr zur Tellusgatan, Fredrik. Ich muss einen Moment die Augen zumachen.«
    Winter schloss die Augen und fühlte, wie die Welt vorbeifuhr, nicht umgekehrt. Die alten Kopfschmerzen waren zurückgekehrt wie ein falscher Freund, der abhaut, wenn es brenzlig wird. Er hatte noch den Gestank in den Nasenlöchern, Gestank für jedes Nasenloch, und er wünschte, die verdammten Kopfschmerzen könnten ihn riechen.
    Er hatte die Augen immer noch geschlossen, als

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