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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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verschreckt, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. Er hatte danach gefragt, ob sie jemandem erzählt habe, dass Winter und Ringmar in der Pizzeria gewesen waren, als Kerim und Alan in einem Taxi vor der Tür gehalten hatten. Sie hatte es nicht getan, und auch jetzt sagte sie die Wahrheit.
    Im kurdischen Kultur- und Bildungscenter in Angered kannte man Mozaffar Kerim, wusste aber nicht, wo er sich gerade aufhielt. Winter nahm sich vor, ein ausführlicheres Gespräch mit den Leuten zu führen, doch dafür hatte er heute keine Zeit.
    »Wann willst du den Jungen wieder verhören?«, fragte Ringmar.
    »Morgen.«
    »Hast du vorhin nicht heute gesagt?«
    »Es geht nicht. Vielleicht erkennen wir die Wahrheit durch die Zeugenaussage des Jungen.«
    »Ich halte es nicht mehr aus hier drinnen«, sagte Ringmar.
    »Ich muss unbedingt mit Nasrin Aziz sprechen«, sagte Winter.

    Winter glaubte, dass der Täter noch lebte. Hussein Hussein lebte vielleicht nicht mehr, aber vielleicht war er auch nicht tot. Vielleicht hatte es ihn überhaupt nicht gegeben. Der Gedanke kam schleichend, wie ein Kopfschmerz, der sich nicht vertreiben lässt. Alan Darwish? Ein Täter? Kaum.
    Nasrin wartete unter einem Baum. Es war ein Tag, an dem alle, die er getroffen hatte, Schatten gesucht hatten. Schweden ist ein ganz anderes Land geworden, dachte Winter, es ist so heiß, seit wir wieder hier sind.
    »Ich möchte mich bewegen«, sagte Nasrin. »Ich will nicht hier herumstehen.«
    »In welche Richtung?«
    Sie zeigte unbestimmt nach Südwesten.
    Sie gingen an der Bredfjällschule vorbei, an der Nytorpschule. Zwischen den Straßen und Wegen gab es unzählige Trampelpfade, als würden die offiziellen Wege nicht reichen für die Menschen, die hier wohnten.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie nach einer Weile. Winter hatte nichts gesagt, seit sie sich in Bewegung gesetzt hatten.
    »Vielleicht kommen wir der Sache näher«, sagte er.
    »Welcher Sache?«
    »Wir nähern uns der Lösung des Rätsels.«
    »Sie reden ja selbst in Rätseln«, sagte sie. »Das ist im Schwedischen eigentlich nicht üblich.«
    »Ach, nein?«
    »Nein. Ich bin ja nicht gerade eine Expertin, aber Schwedisch ist anscheinend nicht sehr vielschichtig.«
    »Kann sein.«
    »Alles ist eindeutig«, fügte sie hinzu.
    »Das kann manchmal auch von Vorteil sein«, sagte Winter.
    »Sodass man weiß, was richtig und was falsch ist?«
    »Das ist allerdings häufig sehr schwer zu erkennen«, antwortete er.
    »Stimmt.«
    Sie kamen an Västerslänt vorbei. Es war immer noch ein Stück bis Hjällbo.
    »Wissen Sie, dass Kurdisch an vierzigster Stelle auf der Rangliste der Weltsprachen steht?«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
    »Nein, das wusste ich nicht.«
    »Ungefähr dreißig Millionen Menschen sprechen Kurdisch. Das sind ein paar Millionen mehr als Schweden Einwohner hat.«
    »Tatsächlich«, sagte er.
    »Wollen Sie mich veralbern?«
    »Nein, warum sollte ich?«
    »Sie ahmen mich nach.«
    »Das tu ich doch gar nicht. Ich möchte, dass Sie mir ein bisschen mehr von Ihrer Sprache erzählen.«
    »Darüber gibt’s nicht viel mehr zu erzählen. Soweit ich weiß jedenfalls. Es gibt verschiedene Dialekte, aber die gibt es ja in allen Sprachen.«
    »Was sind das für Dialekte?«
    »Ist das von Bedeutung?«
    »Es interessiert mich.«
    »Es hat also keine Bedeutung für Ihre … Ermittlung oder wie das heißt?«
    »Nennen Sie mir einige der Dialekte«, bat Winter.
    »Tja … Kalhur, Hwrami, Krimanji, Sorani. Einige Dialekte sind sehr alt, viele hundert Jahre. Aber … dann wurde die Sprache verboten. Das wissen Sie doch?«
    »Ja.«
    »Man durfte sie nicht schreiben, man durfte sie nicht sprechen.«
    Winter schwieg. Sie kamen an der Kirche vorbei. Das Kreuz war kaum zu sehen in der Sonne.
    »Man durfte nicht einmal in der Sprache denken«, sagte sie.
    Schweigend gingen sie einige hundert Meter weiter.
    »Ich möchte Sie etwas fragen, Nasrin. Dabei geht es auch um Sprache.«
    Sie antwortete nicht.
    »Wie gut kennen Sie Mozaffar Kerim?«
    »Was soll die Frage?«
    »Sprechen Sie denselben Dialekt?«
    »Ja.«
    »Stammen Sie aus derselben Stadt?«
    »Nein.«
    »Ist er ein Freund Ihrer Familie?«
    Nasrin antwortete nicht. Sie kamen an einer weiteren Kirche vorbei, der Kirche von Hjällbo.
    »Ist er Ihr Freund?«
    »Nein«, antwortete sie.
    »Warum nicht?«
    »Ich könnte Sie dasselbe fragen«, sagte Nasrin. »Ich könnte einen Namen nennen und Sie fragen, ob derjenige Ihr Freund ist, und Sie könnten mit nein

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