Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rotes Pferd mit schwarzer Mähne

Rotes Pferd mit schwarzer Mähne

Titel: Rotes Pferd mit schwarzer Mähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
vor dem Gebäude halten. Die Aufschrift auf ihren Seitenwänden belehrte ihn, daß sie von der Roosevelt-Rennbahn in Westbury, Long Island, kamen.
    Als sie Feuerteufel das Geschirr abnahmen und sein verschwitztes Fell mit dem Schwamm abwuschen, warfen beide heimliche Blicke hinüber nach den Pferden und den kostbaren Ausstattungsgegenständen, die aus dem Transporter ausgeladen wurden. Es war das erstemal in dieser Saison, daß sie auf einen der großen Ställe stießen. Sie hatten ganz vergessen, wie das auf Hochglanz polierte Leder, die Messing- und Nickelbeschläge aussahen.
    Tom kannte keinen der beiden Fahrer. Er mutmaßte, daß einer jener Ray O’Neil sein könnte, der damals in Reading Jimmys Sulky zuschanden gefahren hatte.
    «Hast du denn nicht gelesen, daß O’Neil jetzt für Philip Cox fährt?» fragte Georg, während er Feuerteufel mit einem trockenen Tuch abrieb. «Ihm verdankt Silver Knight alle seine Rekorde auf der Roosevelt-Bahn.»
    Am frühen Nachmittag kam Miß Elsies Transportanhänger, von ihrem Jeep gezogen, den Weg zwischen den Ställen entlanggefahren. Alle Pferdepfleger eilten neugierig herbei, um einen der besten Zweijährigen des Jahrgangs zu sehen. Miß Elsie hielt vor einem leeren Stall an. Georg und Tom begrüßten sie und erkundigten sich nach ihrer Stute.
    Miß Elsie strahlte. «Oh, sie ist tatsächlich mein Traumpferd!»
    «Sie werden im Zukunftsrennen morgen wieder siegen! Es wagen ja nur drei andere Zweijährige gegen Sie anzutreten, alle übrigen Gemeldeten haben es aufgegeben!»
    «Ich glaube schon, daß Princess kaum Mühe haben wird, die Spitze zu nehmen», sagte Miß Elsie zuversichtlich. «Kein anderer Zweijähriger kommt an sie heran, nicht einmal Silver Knight. Dem wird sie es am Samstagabend zeigen!»
    «Auf der Roosevelt-Bahn?» fragte Georg schnell.
    Miß Elsie nickte. «Jawohl, im Championatsrennen der Zweijährigen!» Damit ging sie, um beim Ausladen ihres Lieblings zugegen zu sein.
    Princess Guy trabte am anderen Tag mit spielender Leichtigkeit und einer neuen Weltbestzeit in allen drei Läufen zum Sieg.
    Georg sagte auf dem Rückweg in den Stall: «Sie gleicht einem Vogel, sie fliegt förmlich über die Bahn!»
    Tom fragte, ob Georg der Meinung sei, daß Miß Elsie das Letzte aus ihrer Stute herausgeholt habe?
    «Mir scheint, ja!» gab Georg zurück. «Ich glaube, daß sie ihr auf dem ganzen Weg die Zügel freigegeben hat. Wenngleich man es der Stute nicht ansah — ihre Aktion ist mühelos!»
    Georg und Tom waren auch für diesen Abend auf die Farm eingeladen. Sie stiegen eben in Onkel Wilmers klappriges Auto, als ihnen ein Brief von Dr. Morton überbracht wurde.

    Lieber Georg,
    Ich muß Euch mitteilen, was wir herausgefunden haben und was zu tun ist. Jimmys Zustand ist ernst, es haben sich schlimme Komplikationen ergeben. Ein Magengeschwür ist durchgebrochen, das heißt, die Magenwand hat ein richtiges Loch. Ein chirurgischer Eingriff ist unerläßlich. Es wird eine heikle Operation, weil Jimmys Allgemeinbefinden nicht das allerbeste ist. Ich lasse einen Spezialisten aus Boston kommen. Er fliegt heute hierher und wird morgen früh operieren.
    Ich berichte sofort, wie alles verlaufen ist. Habt keine Angst, Jimmy ist in besten Händen. Nach der Operation werden wir Jimmy als gesunden Mann entlassen.
    Denkt immer daran, daß Jimmy ebenso mein Freund ist wie der Eurige. Ich werde das möglichste für ihn tun. Herzliche Grüße
    Dr. Henry Morton

    Nachdem Georg und Tom den Brief gelesen hatten, reichten sie ihn wortlos Onkel Wilmer und Tante Emma. In bedrücktem Schweigen fuhren sie zur Farm.
    «Demnach ist er heute operiert worden», stellte Tom beim Abendessen fest. «Wäre es nicht besser, wenn wir gleich nach Hause führen?»
    «Was nützte das?» gab Georg zurück. «Wir müssen jetzt versuchen, mehr Geld zu beschaffen. Was meinst du, was ein solcher Spezialist kostet?»
    Im Radio lief gerade eine Werbesendung. Ein Ansager lud die Hörer ein, die Abendrennbahn in Westbury zu besuchen. Auf der Roosevelt-Bahn fände am kommenden Samstag eine Reihe spannender Rennen statt, darunter das spektakuläre Zweijährigen-Championatsrennen, in dem zum erstenmal die beiden Spitzentraber der Saison aufeinanderstoßen würden, nämlich Silver Knight und Princess Guy.
    Georg wandte sich an Onkel Wilmer. «Wie weit ist es eigentlich von hier nach Westbury?»
    «Ich war noch nie da, aber es dürften nicht ganz zweihundert Kilometer sein.»
    Tom sah Georgs Augen aufblitzen.

Weitere Kostenlose Bücher