Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rotes Pferd mit schwarzer Mähne

Rotes Pferd mit schwarzer Mähne

Titel: Rotes Pferd mit schwarzer Mähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
Dr. Mortons überbracht.

    Lieber Georg,
    Ich habe entschieden, daß es das beste ist, Jimmy ins Krankenhaus von Pittsburg zu überführen. Sein Zustand hat sich in den letzten Monaten kaum verändert. Deshalb möchte ich ihn lieber in der Nähe haben, wo ich ihm notfalls sofort die richtige Behandlung verschaffen kann.
    Nur möchte ich Euch um etwas bitten. Ich weiß, Ihr schickt Jimmy Ausschnitte aus Magazinen, die von Rennveranstaltungen berichten. Natürlich tut es Jimmy wohl, wenn er Feuerteufels Namen unter den Siegern findet. Aber ich muß Euch warnen. Schaut genau, was auf der Rückseite der Ausschnitte steht. Vor ungefähr einem Monat las Jimmy auf einer solchen Rückseite, daß Miß Elsie Topper Ohio verlassen hat und mit ihrer schwarzen Stute Princess Guy zu einem Nachtrennen auf der Maywood Park-Rennbahn bei Chicago fuhr. Ihr wißt ja, was Jimmy von Nachtrennen hält. Er fühlte sich von ihr hintergangen, und es kostete mich alle Mühe, ihn zu beruhigen. Seid also künftig recht vorsichtig. Beste Grüße
    Dr. Henry Morton

    Georg und Tom waren beide niedergeschlagen. Freilich hatten sie Jimmy die Ausschnitte in der besten Absicht zugeschickt. Es war einfach töricht von ihm, sich darüber zu erhitzen, was andere Leute taten.
    Während sie Feuerteufel für den zweiten Lauf fertig machten, sagte Tom, sie dürften ihm also den Bericht über ihr gutes Abschneiden in Port Royal auf gar keinen Fall zusenden, weil die ganze Rückseite von einem bombastischen Inserat eingenommen wurde. Die fettgedruckte Überschrift hieß: «Hier ist das neue Silver Knight-Hemd!» Man sah einen jungen Mann, der ein weißes Oberhemd trug. Der Begleittext lautete: «Philip Cox gibt sich die Ehre, seine neueste Schöpfung nach dem Spitzentraber der Saison, dem herrlichen Hengst , zu benennen.»
    «Das darf Jimmy nicht lesen, er würde verrückt!» murmelte Georg bedrückt.
    Eine Viertelstunde später war Tom mit seinem Pferd auf der Bahn, vergaß alles andere und konzentrierte sich ganz auf das Rennen. Da er den ersten Lauf verpaßt hatte, mußte er sich beim zweiten mit der Außenposition begnügen. Er legte sich seine Taktik zurecht. Der Starter mahnte ihn väterlich, er solle sich diesmal davor hüten, daß sein Pferd die Schranke berührte. Tom hielt Feuerteufel wohlweislich zurück. Mit Genugtuung stellte er fest, daß der Hengst keinerlei Furcht vor der Schranke zeigte, was nach dem vorhin erlittenen Schock durchaus hätte der Fall sein können. Die Außenposition war gar nicht schlecht, weil Feuerteufel dadurch weniger vom Staub abbekam, den der Starterwagen aufwirbelte.
    «Los!» schrie der Starter — der Pulk schoß vor. Tom ließ sein Pferd geruhsam hinterhertraben. Das Tempo, das die an der Spitze trabenden Pferde vorlegten, war sehr schnell. Feuerteufel schnaubte, begierig zu laufen, als Tom die Leinen ein wenig lockerer ließ, damit er den Anschluß nicht verlor.
    Alle Pferde gingen in ihren Anfangspositionen um den ersten Bogen, kamen für die erste Runde in die Zielgerade und passierten dicht beieinander die Tribüne. Tom hielt seinen Flengst knapp hinter dem äußersten Pferd. Als sie den Turm des Ansagers passierten, hörte ihn Tom melden: «Sie sind die ersten 800 Meter in 1:05 gelaufen, eine sehr beachtliche Zeit!» Somit hatte Tom das Tempo richtig eingeschätzt. Feuerteufel hatte ungeheure Reserven an Kraft und Ausdauer gewonnen. Wenn jetzt der Vorstoß kam, würde er ohne Überanstrengung 2:10 oder noch schneller laufen.
    Nachdem er um den ersten Bogen getrabt war, berührte Tom die Leinen und lenkte Feuerteufel vom Zaun weg, denn gleich wollte er seinen Vorstoß unternehmen. Doch als er daran war, Feuerteufel das Signal zu geben, auf das dieser so sehnlich wartete, stellte er fest, daß sich die anderen Fahrer nun auf der hinteren Geraden ebenfalls anschickten, ihren Vorstoß zu unternehmen.
    Trotzdem ließ Tom Feuerteufel frei, denn in dem Pulk dort vorn mußten ja jetzt Lücken entstehen, und durch eine würde er schlüpfen können. Er fühlte das ruckartige Yorpreschen, sein Sitz wurde fast unter ihm weggerissen. Er spähte nach rechts und links, um gleich voranzustürmen, wenn sich eine Lücke bot. Aber die Pferde vor ihm hielten miteinander Schritt und nahmen die volle Breite der Bahn ein! Tom zog die Leinen an, um Feuerteufels Tempo zu vermindern.
    Es gab einen Ruck — die Leinen waren gerissen! Toms Oberkörper schnellte mit der Gewalt einer losgelassenen Sprungfeder zurück. Er

Weitere Kostenlose Bücher