Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rotglut - Kriminalroman

Rotglut - Kriminalroman

Titel: Rotglut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
würde seine Mutter niemals durchstehen.
    Stegmann dreht sich um und setzt sich langsam wieder hin. Stock – mit bürgerlichem Namen Lutz Niederbeck – ist zufrieden mit sich.

17. Juli 2010, Bremen
    Schipper parkte vor Hölzles Wohnung und gemeinsam gingen sie von dort die wenigen 100 Meter zum Ostertorsteinweg im Viertel. Der Laden von Irene Stolze lag etwas versteckt in einem Hinterhof. Bevor sie eintraten, betrachteten sie belustigt die Gegenstände im Schaufenster. Die Dekoration bestand aus vielen bunten Kieselsteinen, aus denen Bücher über Heilsteine und Klangschalenmeditation herausragten, darüber pendelten kleine Elfen an silbrigen Nylonfäden, Glaskugeln, bunte Stoffblumen und Amulette.
    Schipper stieß Hölzle mit dem Ellbogen leicht in die Seite.
    »Guck mal, hier, das schenk ich dir zum Geburtstag«, er deutete auf ein Buch über Aurareinigung. »Den tieferen Sinn wahrnehmen lernen, Aktivierung der universellen Energie«, las er den Text auf dem Buchdeckel vor. »Hey, vielleicht erkennst du ja dann den tieferen Sinn der Flipperstexte.«
    Hölzle brummte nur. »Ja, mach dich ruhig lustig über die Musik. Mal abgesehen davon, höre ich auch was anderes. Los jetzt, lass uns da reingehen.« Er drückte die altmodische Türklinke und feine, sanfte Klänge eines Glockenspiels ertönten. Innen roch es nach Sandelholzräucherstäbchen, und das Licht, das von den Kristalllampen ausging, war etwas schummrig. Auch der Boden war mit bunten Kieselsteinen geschmückt, in einer Ecke des Raumes plätscherte ein kleiner, verwunschen aussehender Brunnen vor sich hin. Links klimperten leise die bunten Perlen eines Vorhangs vor einer Tür, die offenbar zu einem weiteren Raum führte. Nichts regte sich, und die beiden Beamten sahen sich erst einmal um.
    »Harry, das ist echt nicht zu fassen, mit was man heutzutage Geld machen kann. Sieh dir das mal an. Meditationskissen für schlappe 50 Euro. Als ob man dazu kein normales Kissen nehmen könnte. Ich glaube, ich mach was falsch.« Harry grinste und griff nach einem kleinen Fläschchen. »Sternenlichtessenz«, las er vor. »Pass auf: ›Heilungsprozessförderung mentaler Energien und Veränderung der DNS durch Meditation.‹ Haha, das schenk ich dem Adlerblick.« Er betrachtete die Rückseite des Fläschchens. »Oh, 25 Euro. Ich glaub, dann lass ich’s doch lieber.«
    Hölzle wollte gerade losprusten, als sich hinter ihnen jemand mit rauchiger Stimme räusperte: »Guten Tag, die Herren, kann ich Ihnen helfen?«
    Die beiden Männer drehten sich mit peinlich berührtem Gesichtsausdruck um. Hölzle fing sich als Erster wieder, zückte seinen Ausweis und hielt ihn der Frau hin.
    »Kriminalhauptkommissar Hölzle, Kripo Bremen. Das ist mein Kollege, Oberkommissar Schipper, er hat gestern mit Ihnen telefoniert«, stellte er sich und Harry vor. »Ich nehme an, Sie sind Frau Irene Stolze?«
    Die hagere Frau mit den dunklen Haaren und dem blassen Teint nickte. »Ja. Ist irgendetwas passiert? Ich war gestern schon irritiert, als Ihr Kollege mich angerufen hat.« Sie wirkte verunsichert.
    »Frau Stolze, wir sind hier wegen eines Falles aus dem Jahre 1974. Das ist nun natürlich schon eine Weile her, aber erinnern Sie sich an die Entführung des Bankiers Rüdiger Rosenberg?«
    Irene Stolze musste nicht lange überlegen. »Das kann man wohl sagen«, sagte sie heiser, »er war der Vater meiner Freundin aus Kindertagen. Elvira.« Sie schien einen versilberten Talisman, der von der Decke baumelte, zu fixieren, als wolle sie auf der sich drehenden und glänzenden Oberfläche einen Blick in die Vergangenheit werfen. Dann fing sie sich. »Und um was geht es jetzt genau? Das ist doch ewig her.«
    Harry stellte das Fläschchen, das er immer noch in der Hand gehalten hatte, zurück auf seinen Platz.
    »Wir haben Grund zu der Annahme, dass Rosenberg damals im Haus Ihrer Eltern festgehalten wurde.«
    Irene Stolzes ohnehin schon bleiches Gesicht wurde noch eine Spur blasser und sie lehnte sich Halt suchend an den Tisch, auf dem eine alte Registrierkasse stand. »Was? Aber, wie …, warum? Das verstehe ich nicht«, stammelte sie. Hölzle ging um den Tisch herum, zog einen Stuhl hervor und drückte die Frau sanft darauf nieder.
    »Im Zuge von Ermittlungen zu einem aktuellen Fall sind wir auf ein Foto gestoßen, das Rosenberg während seiner Gefangenschaft zeigt. Das Foto sollte damals als Druckmittel benutzt werden, die Lösegeldforderung an die Familie zu unterstreichen. Im Hintergrund sind

Weitere Kostenlose Bücher