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Rotglut - Kriminalroman

Rotglut - Kriminalroman

Titel: Rotglut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Mädchen trinkt den letzten Schluck seiner abgestandenen, lauwarmen Cola-Cognac-Mischung. »Die Idee von Schlaufi, uns nur noch mit Nummern anzusprechen, damit wir unsere Identität verlieren, so wie die Insassen im Foltergefängnis, war ja am Anfang klasse, aber jetzt? Das Seminar ist doch rum, was soll der Unsinn dann noch?« Sie spielt mit dem Bierdeckel, der vor ihr liegt. Ihre Stimme, der sie bewusst eine rauchige Note verleiht, klingt nun nörglerisch, als sie fortfährt:
    »Wenn wir uns schon dem Befreiungskampf anschließen, dann brauchen wir auch richtige Decknamen. Ich nenn mich Gretchen, wie die Frau vom Rudi. Dann bist du der Rudi und dich nennen wir Benno.«
    »Ach nee, guck mal einer an. Wenn’s um die Liebe geht, hört Madame auch zu. Gretchen – sehr schön aufgepasst. Aber ihr seid doch Kindsköpfe. Decknamen, so ein Quatsch«, grinst das Ziegenbärtchen die beiden Freunde an.
    »Nix da, wenn schon, denn schon.« Der Dunkelhaarige zottelt seine Haare zurecht und setzt sich sein grünes Wollkäppi auf. Die Zigarette, die er sich frisch angezündet hat, hängt locker in seinem Mundwinkel, sein linkes Auge hat er leicht zusammengekniffen, weil der Rauch das Auge reizt. Aber Hauptsache, lässig aussehen und versuchen, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Nennt mich fortan Che Guevara«, gibt er großkotzig von sich.
    Das Ziegenbärtchen glotzt seinen Freund an, entlässt Kinn und Bärtchen aus dem Wollpulli.
    »Also, so brauchst du mir auch nicht zu kommen«, raunzt er den Kumpel beleidigt an. »Du pickst dir wohl immer die Rosinen raus. Wenn schon, dann ist das mein Deckname. ›Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche‹, hat Che gesagt. Der Spruch ist auf meinem T-Shirt aufgedruckt. Auf meinem, wie ihr vielleicht mal mitbekommen habt.« Er tippt sich mehrfach mit dem Zeigefinger auf die Brust.
    Das Mädchen versucht zu beschwichtigen, legt die Hand auf seinen Unterarm.
    »Wisst ihr was, wenn ihr euch nicht einigen könnt, dann teilen wir uns den Namen. Ich taufe dich hiermit auf den Namen Che«, sie weist mit dem Finger auf das Ziegenbärtchen und deutet das Kreuzzeichen an. Dann wendet sie sich dem anderen zu. »Du, mein Lieber, sollst auf den Namen Gue hören, und meiner Wenigkeit sei für immer der Name Vara verliehen. Amen.«
    Die beiden Jungs sehen sich an. Was ist denn in die gefahren? Dann prusten sie los.
    »Na dann, auf Che, Gue und Vara.« Die drei stoßen an, lachen sich kaputt.
    Die so eben getaufte Vara seufzt auf. »Der Deckname Tanya würde mir auch gefallen, aber der ist ja schon weg. Dieses Milliardärsmädchen, diese Patty Hearst, ist jetzt ja auch im Untergrund. Im Februar entführt und jetzt schon so von der Sache überzeugt, dass sie Mitglied der Organisation geworden ist und mit denen zusammen Banken überfallen hat. Und sie heißt jetzt wie die Gefährtin von Che, also dem echten Che, meine ich. Tanya. Wie romantisch.« Sie wird rot.
    »Das ist es! Wir machen es wie diese ›Symbionese Liberation Army‹. Die wollten doch ein paar Millionen Dollar für das verwöhnte Püppchen erpressen und das Geld dann den Armen geben. Ihr glaubt gar nicht, wie viele Menschen in den USA so dahinvegetieren. Geld für Waffen haben sie genug, aber nix zu fressen für ihre Armen. Da muss ein moderner Robin Hood ran. Wir schnappen uns irgendeinen Bonzen!« Che reißt begeistert die Arme in die Luft.
    »Jetzt mach aber mal halblang, Kumpel. Ich meine, in Bremen wimmelt es zwar davon, aber du kannst ja nicht einfach bei einem klingeln und ihn bitten, sich für den guten Zweck als Entführter zur Verfügung zu stellen«, wiegelt Gue ab.
    »Ja, ja, ich bitte um einen besseren Vorschlag, Nummer …, eh, Gue.« Che dreht sich eine neue Zigarette, leckt das Blättchen ab und klopft die Enden auf den Tisch, bevor er sie ansteckt. Dann spuckt er mit gespannten Lippen ein paar Tabakfasern aus.
    »Ehrlich gesagt, finde ich die Idee im Grunde gar nicht so schlecht«, räumt Gue ein, »nur dass wir nicht irgendeinen entführen. Denk doch mal nach! Allein unsere Eltern haben Freunde und Bekannte, die ein paar Hunderttausend oder Millionen wert sind. Wir nehmen einen davon mit, lassen uns das Geld geben und bringen ihn wieder zurück. So einfach ist das.« Er sieht seine beiden Freunde Beifall heischend an.
    »Oder wir pressen Inhaftierte aus den deutschen Foltergefängnissen frei«, schlägt Vara eifrig vor. Sie kommt jetzt so richtig in Fahrt. »Wie die Italiener. Habt ihr das vor zwei Tagen nicht

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