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Rotglut - Kriminalroman

Rotglut - Kriminalroman

Titel: Rotglut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wutschnaubender Stier, dem man mit einem roten Tuch vor der Nase herumwedelt. Sehr merkwürdig. Auf dem Flur wäre er beinahe mit Christiane zusammengeprallt, die, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, auf Hölzles Büro zusteuerte. Noch bevor Hölzle sein ›Gespräch‹ mit Delano fortsetzen konnte, platzte Christiane herein.
    »Hi, Heiner, oh, entschuldige, ich wusste nicht, dass du Besuch hast.« Sie musterte Delano mit aufkeimendem Interesse und hielt ihm die Hand hin. »Christiane Johannsmann.« Delano erhob sich, doch Hölzle fuhr dazwischen.
    »Herr Belana«, Hölzle war gerade der Name einer Kartoffelsorte eingefallen, »wollte gerade gehen. Nicht wahr?«
    Mark Delano warf ihm einen bitterbösen Blick zu. »Wir sprechen uns noch, Herr Hölzle.« Er nickte Christiane zu und schenkte ihr ein, wie er wusste, unwiderstehliches Lächeln. Dann war er weg.
    »Gott sei Dank«, atmete Hölzle auf und ließ sich in seinen Schreibtischstuhl fallen. »Was willst du eigentlich hier? Müsstest du nicht längst im Archiv sein?«
    »Wer war das denn? Also der sah ja aus, als wäre er einem Modemagazin entstiegen.« Christiane war sichtlich beeindruckt von Delanos Erscheinung.
    »Nicht du auch noch! Die Maier war vorhin schon hin und weg von diesem Model für Arme«, wetterte Hölzle.
    Christiane grinste, kam um den Tisch herum und legte ihm die Arme von hinten um den Hals. »Komm, du musst zugeben, dass der Typ echt klasse aussieht. Aber dich finde ich süß.« Sie drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange.
    »Süß. Na, klasse. Ich bin also süß, soll das jetzt ein Kompliment oder ein Trost sein? Apropos süß – das ist genau das, was ich jetzt brauche.« Er machte sich los und kramte einen Schokoladenkeks aus seiner Schublade. »Jetzt weiß ich immer noch nicht, warum du hier bist.« Er fegte sich die kleinen Krümel vom Hemd, die beim Abbeißen vom Schokokeks nicht nur sein Hemd, sondern auch seine Schreibtischunterlage verunziert hatten.
    »Du hast deinen Terminplaner liegen lassen, und ich weiß doch, dass du ohne den aufgeschmissen bist.« Christiane zog den Planer aus ihrer übergroßen Handtasche – dem Koffer, wie Hölzle die Tasche zu nennen pflegte.
    »Oh, danke. Du bist ein Schatz.« Heiner nahm ihr das Ding aus der Hand und legte es auf den Tisch. »Hör mal, Süße, ich muss dich jetzt aber rauswerfen, wir sehen uns später zum Essen. Was gibt’s eigentlich?«
    »Labskaus«, sagte sie mit todernster Miene. »Tante Marthe freut sich schon darauf, wir sind doch heute bei ihr zum Essen eingeladen.«
    Hölzles Magen zog sich instinktiv zusammen. Labskaus gehörte, gelinde ausgedrückt, nicht gerade zu seinen Leibspeisen. Mit angeekeltem Blick fragte er: »Muss das sein?«
    Christiane grinste schelmisch. »Keine Sorge. Wir werfen den Grill an.«
    »Uff«, Heiner wischte sich den imaginären Schweiß von der Stirn.
    Christiane wandte sich zum Gehen, doch in der Tür stoppte sie. »Jetzt sag doch mal, wer dieser Typ war?«
    »Niemand von Belang«, winkte Hölzle ab, und Christiane wusste, dass sie keine bessere Antwort bekommen würde. Sie warf ihm ein Kusshändchen zu und verschwand.

    An der Pforte des Präsidiums wartete Delano auf die hübsche junge Frau, die er soeben bei Hölzle gesehen hatte. Wenn ihn nicht alles täuschte, war sie die Freundin des Kriminalbeamten. Er hatte das Aufleuchten in Hölzles Augen, als sie hereingekommen war, genau registriert. Auch Christianes Blicke, die ihm selbst gegolten hatten, hatten für sich gesprochen. ›Wie praktisch‹, überlegte er, ›die Kleine ist empfänglich für ein bisschen Aufmerksamkeit, und Hölzle liegt ihr zu Füßen. So kann man den kleinen Polizisten auch von der Arbeit abhalten.‹
    Als Christiane Johannsmann in Sichtweite kam, bog er um die Ecke und stieg in sein Auto. Den Kopf hielt er gesenkt, dazu die Sonnenbrille vor den Augen, so würde sie ihn nicht erkennen, wenn sie denn überhaupt einen Blick an seinen Wagen verschwenden würde. Christiane ging vorbei, wie Delano es erwartet hatte, und stieg in ihren Mini. Delano folgte ihr unauffällig, als sie wegfuhr.
    Mark Delano beobachtete Christiane zwei Tage lang, bis sich endlich die Gelegenheit ergab, auf die er gewartet hatte. Hölzles Freundin verbrachte ihre Mittagspause auf der Terrasse eines netten italienischen Lokals im Fedelhören, gleich gegenüber dem Staatsarchiv. Das Restaurant war gut besucht. Christiane saß an einem kleinen Zweiertisch und studierte die Tageskarte.
    Delano

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