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Rotglut - Kriminalroman

Rotglut - Kriminalroman

Titel: Rotglut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zornig an ihren Freund, »erzähl nicht so einen Quatsch. Du weißt ganz genau, dass du nicht die zweite Wahl für mich bist.«
    Carola legte ihrer Schwester den Arm um die Schulter. »Harry hat recht, lasst uns gehen, dann kommt ihr auf andere Gedanken.«
    Heiner gab nach, konnte sich aber einen abschließenden Kommentar nicht verkneifen. »Das Ganze ist noch nicht ausgestanden, nur aufgeschoben.«

    Eine Viertelstunde später betraten Carola und Christiane den Laden von Irene Stolze. Die Schwestern stürzten sich auf die ätherischen Öle, die überall herumstanden, und schnüffelten an den Düften. Harry und Hölzle zogen es vor, erst gar nicht mitzukommen und lieber in dem angrenzenden kleinen Café etwas zu trinken. So hatte Hölzle auch Gelegenheit, seine schlechte Laune etwas zu vertreiben, denn er nutzte die Kaffeepause, um Harry bezüglich Carola auf den Zahn zu fühlen. Es amüsierte ihn geradezu zu sehen, welche Blicke die beiden tauschten. Harry frisch verliebt, na, das konnte ja was werden.
    Nach dem zweiten Cappuccino hatten die Männer genug von der Warterei und spazierten gemächlich zurück in den Laden. Zwei weitere Frauen drängten sich ebenfalls in dem engen Verkaufsraum und unterhielten sich mit der Inhaberin. Als Irene Stolze die beiden Kriminalbeamten wiedererkannte, weiteten sich ihre Augen, nicht erstaunt, sondern ängstlich, wie Hölzle interessiert bemerkte. Eine der Kundinnen, die mit dem Rücken zur Ladentür stand, kam ihm vage bekannt vor. Dann drehte sich die schwarzhaarige Frau um und er erkannte Hannelore Uhlenbruck. Sie nickte ihm kurz zu, um sich dann sofort wieder Irene Stolze zuzuwenden. Die andere war, wie er feststellte, als sie über ihre Schulter blickte, Saskia Uhlenbruck, die Tochter.
    ›Was für ’n Zufall‹, dachte er, um dies gleich darauf zu verwerfen. ›Des isch koin Zufall, die kennet sich scho länger, so wie’s aussieht.‹
    Saskia Uhlenbruck löste sich von der Frauengruppe und sprach ihn leise an. »Hallo, Hauptkommissar Hölzle, gibt es schon eine Spur, wer meinen Vater umgebracht hat?«
    Hölzle schüttelte den Kopf. »Ermittlungsergebnisse diskutiere ich nicht in der Öffentlichkeit, Frau Uhlenbruck. Das müssen Sie verstehen. Sollten wir neue Erkenntnisse gewinnen, die für Sie von Interesse sind, werden wir uns natürlich mit Ihnen und Ihrer Familie in Verbindung setzen,« fügte er etwas milder hinzu, als Saskia ihn aus großen Augen anstarrte.
    Harry Schipper stand als aufmerksamer Beobachter daneben, und er registrierte das leichte Händezittern Irene Stolzes und den feinen Schweißfilm auf ihrer Stirn. ›Wovor hat diese Frau Angst?‹, dachte er. Auch Schipper glaubte nicht daran, dass Mutter und Tochter Uhlenbruck hier nur rein zufällig als Kunden waren. Die drei Frauen kannten sich, das war unübersehbar. Und dies nicht als Kundinnen und Ladeninhaberin, sondern etwas anderes schien zumindest die beiden älteren Frauen zu verbinden. Das konnte er an den Blicken sehen, die Hannelore Uhlenbruck und Irene Stolze wechselten.
    »Ich glaube, das wird noch dauern. Carola ist gerade mal beim dritten Flakon angekommen.« Harry zwinkerte in Richtung der Schwestern, und die beiden Männer entschlossen sich, wieder zu gehen, als sie erkennen mussten, dass es noch dauern würde bis ihre Begleiterinnen sich durch alle Düfte geschnuppert hatten. Sie riefen Carola und Christiane zu, dass sie sich beeilen sollten, es gäbe schließlich noch andere Läden. Beim Verlassen des ›Mondenschein‹, er hatte gerade die Türklinke heruntergedrückt, ließ Hölzle eine Frage von Saskia Uhlenbruck kurz in der Tür verharren. »Tante Neni, ist dir nicht gut? Du bist ganz blass.«
    Das war ja interessant. Offenbar handelte es sich bei Irene Stolze um die Tante Neni, die Stegmann in seinem Abschiedsbrief erwähnt hatte.

9. Dezember 1974, Etelser Holz, Langwedel – Landkreis Verden, Niedersachsen
    Er liebt die Stille und er liebt die Kälte. Er hat sie schon immer geliebt. Ganz im Gegensatz zu seiner Frau. Rosi war immer eine Sonnenanbeterin gewesen. Jedes Jahr gab es die gleichen Diskussionen: Urlaub an der Adria oder endlich, endlich einmal irgendwohin, wo es nicht so extrem heiß ist.
    In diesem Jahr ist er pensioniert worden, er, Diplom-Finanzwirt Joachim Warneke, Finanzbeamter. Und in diesem Jahr hatte er sich endlich durchsetzen können. Nicht die Adria im Sommer sollte das Ziel sein, sondern die Tiroler Alpen im Oktober. Ja, und dann war Rosi plötzlich gestorben.

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