Rotglut - Kriminalroman
Minuten später, als er sich ein weiteres Bier an der Theke holte, ein Gespräch zwischen Manfred Johannsmann und seiner Tochter mit anhören. Johannsmanns Stimme dröhnte in seinen Ohren. »Sag mal, wer war denn dieser gut aussehende junge Mann vorhin? Du hast ihn mir gar nicht vorgestellt und jetzt ist er leider schon wieder weg.«
»Ach, Papa …«
»Er sah wirklich gut aus, ein interessanter Mann. So distinguiert. Der würde bestimmt besser zu dir passen als …«
»Es reicht!«, unterbrach ihn Christiane scharf.
Hölzle stürzte sein Bier fast in einem Zug hinunter und ließ sich gleich ein weiteres geben. Dann ging er nicht mehr ganz sicheren Schrittes zurück zu seinen Freunden.
Der Sonntagmorgen nach der Party startete sonnig und warm, doch im Hause Hölzle herrschte Eiszeit. Heiner hatte es vorgezogen, auf dem Sofa zu schlafen, geredet hatten sie nicht mehr. Das konnte ja ein toller Tag werden, denn er hatte Christiane eigentlich versprochen, mit ihr durch die Stadt zu schlendern, da verkaufsoffener Sonntag war. Besser, sie ließen das bleiben, angesichts der jetzigen Situation.
Es klingelte an der Haustür und Christiane ging schweigend an ihm vorbei, um zu öffnen. Vor ihr standen ihre Schwester Carola – war sie nicht mit den Eltern zurück nach Hamburg gefahren? – und zu Christianes Überraschung auch Harry Schipper. ›Okay, alles klar, Carola hat offenbar hier übernachtet‹, kombinierte sie.
»Moin, ihr beiden, wir dachten, wir schließen uns eurem Stadtbummel, von dem du mir erzählt hast, an«, begrüßte Carola sie strahlend.
»Gute Idee, dann bekommt Heiner vielleicht bessere Laune«, gab Christiane erleichtert zurück. In Gegenwart der beiden würde Hölzle sein Schweigen nicht aufrechterhalten können.
»Sieh mal, wer da ist!«, rief sie mit aufgesetzter Fröhlichkeit ins Wohnzimmer und ließ Carola und Harry herein.
»Moin«, war alles, was Hölzle hervorquetschte. Mit einem fragenden Blick sah er seinen Kollegen an. ›Was willsch denn du mit Chrischtianes Schweschter?‹ Harry wusste genau, was Hölzle dachte, und grinste nur.
»Ich zieh mir nur schnell was anderes an, dann können wir los«, plapperte Christiane und wollte gerade in Richtung Schlafzimmer.
»Meinst du nicht, es wäre besser, wir zwei bleiben hier und reden über deinen neuen Freund?« Die letzten drei Worte hatten einen verächtlichen Klang.
»Mark ist nicht mein neuer Freund«, antwortete Christiane spitz, »ich kenne ihn ja kaum.«
Carola und Harry blieben unschlüssig vor dem Sofa stehen und fühlten sich unwohl.
»Dann sieh mal genau her«, forderte Hölzle seine Freundin auf und reichte ihr sein Handy mit der geöffneten Mitteilung von letzter Nacht.
Christiane wurde blass. »Was soll das? Wer hat dir das geschickt?«
»Was das soll, das frage ich dich. Und wer das geschickt hat, ist ja wohl klar. Dieser Möchtegernbeau. Hast du eigentlich überhaupt eine Ahnung, wer das ist?«
»Natürlich weiß ich, wer er ist. Ein Polizeireporter, wie du sicherlich auch weißt, und ich finde ihn sehr nett.« Christiane ging auf Konfrontationskurs.
›Eigentlich müsst i ihr sage, wer des wirklich isch‹, dachte Hölzle. Doch er entschied sich dafür, es nicht zu tun, denn nur so würde er herausbekommen, wie Christiane wirklich zu ihm stand.
»Oh, ein Polizeireporter«, höhnte er, »ich bin beeindruckt. Was schreibt er denn so? ›Wie vielen Kollegen habe ich schon die Partnerin ausgespannt?‹«
»Ach, du bist doch …, egal. Ich weiß nicht, womit du ein Problem hast. Hast du was zu verbergen und Angst, er findet es raus?« Hilfesuchend sah sie Harry an, der eine Grimasse zog und mit den Schultern zuckte.
»Ich sag dazu gar nichts, Christiane. Tut mir leid.« Dann wandte er sich an seinen Chef und versuchte, zwischen den beiden zu vermitteln. »Sie hat doch nichts Schlimmes getan. Heiner, jetzt komm schon, lass gut sein, lass uns ins Viertel gehen. Carola wollte unbedingt in diesen Esoterikladen, du weißt schon, welchen.«
»Schlimm genug, dass sie mir nichts erzählt hat und sich offensichtlich schon länger mit ihm trifft. Das spricht ja wohl dafür, dass sie sich nach was anderem umschaut«, bockte Heiner weiter. »Ich bin ja sowieso nur zweite Wahl. Frag ihren Vater«, fügte er beleidigt und gekränkt hinzu.
»Es tut mir leid, okay? Und im Übrigen wäre ich euch dankbar, wenn ihr beide nicht so tun würdet, als wäre ich nicht da!«, ereiferte sich Christiane. »Und du«, wandte sie sich
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