Rotglut
falsch gemacht habe, dass du dich so einem an den Hals schmeißt, aber es wäre nett gewesen, du hättest vorher mit mir geredet, wenn dir was an unserer Beziehung nicht mehr passt.« Dann fasste er sich ein Herz und stellte die Frage, mit der er sich seit Tagen herumschlug.
»Liebst du mich denn überhaupt noch?«
Christiane schlug die Hand vor den Mund. »Oh Gott, Heiner, natürlich liebe ich dich. Keine Ahnung, was mit mir los war. Ich fand’s einfach nur toll und schmeichelhaft, dass sich so ein toll …«, sie korrigierte sich schnell, »… ich meine, noch ein anderer Mann für mich zu interessieren schien, und …«
Er zog sie an sich. »Lass gut sein, ich will’s gar nicht wissen. Ich weiß, dass es manchmal nicht leicht für dich ist, weil ich so oft unterwegs bin, nachts, am Wochenende und so weiter. Aber glaub nicht, dass ich dir das so einfach durchgehen lasse.«
Sie schaute zu ihm auf. Zögernd fragte sie nach endlos langen Sekunden des Schweigens: »Und welche Strafe hast du dir ausgedacht?«
Seine Lippen verzogen sich zu einem maliziösen Grinsen.
»Die Jungs haben mir zum Geburtstag eine Eintrittskarte zum Abschiedskonzert der Flippers im November geschenkt, und du musst mit. Sie wussten nicht, dass ich mir schon längst selbst ein Ticket besorgt hatte. Das heißt im Klartext, du wirst mich zum Konzert begleiten.«
Christiane schluckte. »Das ist die Höchststrafe. Findest du das nicht ein wenig übertrieben?«
»Kein bisschen«, erwiderte er, »und wenn Delano sich noch einmal in deine Nähe wagt, dann mach ich Kartoffelpüree aus ihm.«
Er drückte sie fest an sich, glücklich, dass er sie nicht verloren hatte. Die Spätzle und das Züricher Geschnetzelte konnten warten.
7 Schwäbischer Kraftausdruck. Im Mittelalter wurde eine übergroße Männlichkeit durch Ausstopfen mit Lumpen an entsprechender Stelle vorgetäuscht.
15. August 2010, Bremen
Peter Dahnken gab es auf, seinen Chef ans Handy zu bekommen, er erreichte immer nur die Mailbox. Er war total aus dem Häuschen, nachdem er herausgefunden hatte, wer sich hinter Hans-Joachim Teschen verbarg. Der Mann war Diplomat in Abidjan.
Peter wählte Harrys Nummer, der auch prompt nach zweimaligem Klingeln verschlafen abnahm.
»Sag mal, weißt du, wie spät es ist?«, war Harrys Begrüßung. Dann glaubte Peter, ein Flüstern zu hören.
»Ja, kurz vor halb zwei oder so. Na, hast du heute Nacht etwa Gesellschaft?«, interpretierte er die Hintergrundgeräusche. »Etwa Hölzles Schwägerin in spe, Carola? Oh, oh, mein Freund Harry hat sich verknallt.«
»Ach, halt die Klappe, Schönling. Sag mir lieber, warum du mich um diese Uhrzeit belästigst«, knurrte Harry in den Hörer.
»Heiner geht nicht ans Telefon, da dachte ich, ich rufe dich an. Pass auf, ich habe heute meinen Opa besucht und er hat mir ein altes Fotoalbum gezeigt. Darin waren Bilder von Rosenbergs 60. Geburtstag. Und rate mal, wer neben anderen dort auch zu Gast war?« Er machte eine kleine künstlerische Pause.
»Au, Mann«, beschwerte sich Harry, »komm zum Punkt, ich bin müde.«
»Okay, okay. Irene Stolze, Knut Harmsen – unser Toter – und ein weiterer Mann namens Hans-Joachim Teschen. Dieser Teschen ist an der Deutschen Botschaft in Abidjan. Und weißt du, was ich glaube? Dieser Teschen ist unser Mörder.«
Harry war nun hellwach. »Hör zu, wir waren doch heute bei Rosenbergs Tochter, Elvira Theuerholz. Sie hat auch einiges erzählt, und dabei kam mir der Gedanke, dass Irene Stolze möglicherweise ähnlich vorgegangen ist wie Susanne Albrecht, die Terroristin von der RAF. Ponto hat doch nur durch sie seine Mörder überhaupt ins Haus gelassen.« Er schwieg einen Augenblick. »Wenn Teschen unser Mörder ist, dann muss er sich ja hier aufhalten. Hast du schon eine Anfrage an die Elfenbeinküste geschickt, ob er zurzeit in Bremen ist?«
»Ja, klar. Ich sitze quasi vor meinem Laptop und warte auf eine Antwort.«
»Aber selbst wenn Teschen sich hier aufhält, welche Beweise haben wir denn gegen ihn in der Hand?«, überlegte Harry. »Das ist für den Richter ein bisschen zu dünn, um einen Haftbefehl auszustellen.«
»Das stimmt«, gab Peter Dahnken zu. »Die Verbindung zwischen der Rosenberg-Entführung und Stegmann können wir auch nicht belegen. Nichts als bloße Vermutungen, es ist doch zum Kotzen«, ereiferte er sich.
Am anderen Ende herrschte Stille.
»Harry? Bist du noch dran?«
»Ja, ja. Ich dachte nur eben, wenn das stimmt und Teschen unser Mörder
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