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Rotglut

Rotglut

Titel: Rotglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liliane u Rist Biggi Skalecki
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Zimmermädchen schaute ihn aus großen Augen an, nickte und schob seinen Wagen weiter. Bevor es die nächste Tür aufschloss und im Zimmer verschwand, beäugte es noch einmal misstrauisch die beiden Beamten.
    Raum Nr. 87 war hell und sauber, an den Wänden hingen zwei futuristische Bilder – Fotodrucke mit Motiven, die entfernt an verzerrte Hochhäuser beziehungsweise an auf Dreiecke reduzierte Rennwagen erinnerten – und ein Flachbildfernseher. In einer Ecke neben dem Bett befand sich eine Stehlampe mit einem Schirm aus durchscheinendem Plastik, der einer geöffneten roten Blüte glich. Die Bettwäsche war ebenfalls in einem hellen Rotton und lag zerwühlt auf dem Bett, das Kopfkissen war zusammengeknüllt. Vor dem großen Fenster standen ein kleiner Schreibtisch und ein weißer Plastikstuhl.
    Harry zückte die Kamera und machte einige Bilder, bevor er den kleinen Schrank öffnete. Am Boden des Schranks stand ein schwarzer Hartschalenkoffer, auf den wenigen Kleiderbügeln hingen zwei Hosen und ein Jackett, das seine besten Tage auch schon hinter sich hatte. In den Schubfächern der bunten Kommode lagen einige T-Shirts, zwei Hemden, etwas Unterwäsche und Socken.
    Peter durchsuchte das Jackett und fand in der linken Innentasche einen Reisepass.
    »Yves Renard«, las er vor, »kommt von der Cote d’Ivoire, so wie’s aussieht. 69 Jahre alt.« Er blätterte weiter. »Ist das erste Mal verreist, zumindest gibt es nur diesen einen Stempel. Eingereist in Deutschland am 16. Juni, Visum ist also noch gültig bis Ende September.«
    Harry hatte sich mittlerweile mit dem Hartschalenkoffer beschäftigt und war in der Seitentasche fündig geworden. Er pfiff leise durch die Zähne.
    »Schau dir das an. Das sind bestimmt an die 10.000 Euro.« Er ließ die Finger durch das Geldbündel laufen.
    Peter Schipper runzelte die Stirn. »Das ist so in etwa die Summe, die man beim Zoll noch nicht angeben muss. Aber mal ehrlich, nach Geld sah der nicht aus, dieser Renard, zumindest, wenn man der Schilderung Mullers glauben darf, und daran habe ich keinen Zweifel. Hier ist was faul.«
    »Geldwäsche«, mutmaßte Schipper.
    Peter zuckte die Schultern. »Schon möglich. Was ich allerdings merkwürdig finde, ist, dass hier kein Flugticket zu finden ist.« Er sah sich um und entdeckte einen kleinen Papierkorb unter dem Schreibtisch. Dahnken bückte sich und zog den Korb hervor, in welchem sich zusammengeknülltes Papier befand. Nach kurzem Durchwühlen zog er ein Ticket hervor.
    »Schau mal her. Das ist ein One-Way-Ticket. Renard hatte offensichtlich nicht vor, an die Cote d’Ivoire zurückzukehren.«
    Harry schnaubte leise durch die Nase. »Meine Güte, kannst du nicht einfach Elfenbeinküste sagen wie jeder andere auch? Egal, das ist auf jeden Fall seltsam. Am besten, wir starten eine Anfrage bei den Ivorern.« Er grinste seinen Kollegen an. »Das hättest du nicht gedacht, dass ich das weiß. Hast wahrscheinlich geglaubt, ich sage Elfenbeinküstler.«
    Peter gab seinem Freund einen kleinen Schubs. »Red nicht so einen Scheiß, lass uns lieber zurückfahren. Hier ist weiter nichts zu finden.«

    *

    Im Obduktionssaal stand Hölzle neben Staatsanwältin Henriette Deuter und beobachtete Dr. Adler-Petersen bei ihrer Arbeit. Über dem Edelstahltisch, auf dem die Leiche lag, hingen helle Lampen und ein Mikrofon, um das Gesprochene aufzunehmen, damit später der Obduktionsbericht geschrieben werden konnte.
    Die Rechtsmedizinerin deutete auf größere, dunkel gefärbte Flecken an den Oberarmen der Leiche.
    »Der Täter hat ihn an den Armen gepackt und mit Wucht gegen den Stein geschleudert. Das Letzte, was dieser arme Mensch womöglich mitbekommen hat, war das Geräusch seines knackenden Schädels.« Sie griff zum Skalpell und eröffnete mit dem Y-Schnitt den Brustkorb und die Bauchhöhle.
    »Allgemeinzustand und Ernährungszustand sind schlecht«, erzählte sie nebenbei und widmete sich den inneren Organen. »Oh, schau mal einer an. Ich glaube, das habe ich zuletzt während meines Studiums gesehen«, nuschelte sie hinter ihrem Mundschutz, »sieht ganz nach einer Tuberkuloseinfektion aus.« Adler-Petersen hob die abgetrennte Lunge heraus und legte sie in eine Schale. »Schauen Sie mal, Herr Hölzle, diese krümelige Substanz hier, die einen an Frischkäse denken lässt, das sind sogenannte verkäsende Nekrosen.«
    Hölzle warf vorsichtig einen Blick auf die Schale und erkannte die von der Pathologin erwähnten weißlichen Krümel auf dem

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