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Rotglut

Rotglut

Titel: Rotglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liliane u Rist Biggi Skalecki
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Wozu?« Hölzle war mit den Gedanken völlig woanders.
    »Au, Mann, hörst du mir jemals zu? Na, zu der Party Anfang August. Wir haben doch gerade eben noch darüber gesprochen.«
    Hölzle legte die Gabel weg und sah sie an. »Also, da hab ich jetzt echt nicht dran gedacht. Mal abgesehen davon, ist das deine Party und nicht meine, also lade die Leute doch selbst ein. Schick ’ne E-Mail oder ’ne SMS. Und wenn wir schon dabei sind: Muss das sein, dass deine Familie mit dabei ist? Deine Mutter ist ja eine Liebe, aber du weißt ja …«
    Christiane stand auf, kam um den Tisch herum, stellte sich hinter Heiners Stuhl und schlang die Arme um seinen Hals. »Jetzt komm schon. Mein Papi braucht eben etwas länger als andere Väter, wenn es um die Akzeptanz von potenziellen Schwiegersöhnen geht.«
    Hölzle machte sich los und aß weiter. »Etwas länger, so, so. Bei sich selbst ist er da aber nicht so wählerisch. Das hättest du mal erleben sollen, wie er die Adler-Petersen angegraben hat. Ich dachte, ich fall vom Glauben ab.«
    »Ja, gut. Ich weiß ja, wie er ist, was Frauen anbelangt, aber er ist nun mal mein Vater und ich mag ihn trotz seiner Fehler. Und meine Mutter ist einfach zu schwach, um sich zu wehren. Sie leidet einfach still. Und da kann ihr keiner helfen. Ich hab’s jedenfalls aufgegeben.«
    Hölzle legte das Besteck beiseite und lehnte sich satt in seinem Stuhl zurück. »War lecker, obwohl man bei den Temperaturen vielleicht nur Eis essen sollte. Wo willst du denn überhaupt feiern? Unsere Wohnung ist nicht groß genug und Marthes Garten reicht auch nicht.«
    Christiane grinste. »Da mach dir mal keinen Kopf. Petra hat angeboten, ihren Garten zur Verfügung zu stellen. Sie meinte, sie müsste sich endlich mal dafür revanchieren, dass du ihr damals das Leben gerettet hast 6 . Sie hat ja wohl mehr als genügend Platz und freut sich schon.«
    »Wenn sie meint. Okay, wie gesagt, mach, wie du denkst, aber ich habe nichts mit den Vorbereitungen und dergleichen zu tun. Das machst du mal schön allein.« Hölzle stand auf, trug die Teller in die Küche und stellte sie auf die Arbeitsfläche. Ihm ging durch den Kopf, was Peter ihm eben am Telefon mitgeteilt hatte. Spontan entschied er sich, nochmals ins Präsidium zurückzufahren. Im Esszimmer setzte er eine zerknirschte Miene auf: »Sorry, ich muss noch mal los. Ich hoffe, es wird nicht zu spät.«
    »Aber, du hast doch versprochen, dass …«, hob Christiane an.
    »Tut mir echt leid, aber Peter ist auf etwas gestoßen, das will ich mir ansehen.« Heiner drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und verschwand. Christianes verärgerte Miene nahm er nicht mehr wahr.
    6 Schwanensterben. Hölzles erster Fall

Juni 1974, Bremen
    »Elvira, wo steckt denn deine Mutter schon wieder? Ich hab ihr doch gesagt, sie soll mir die beige kurze Hose rauslegen. Wo ist denn das verdammte Ding?« Rüdiger Rosenberg durchpflügt die Schubladen seiner Kommode ohne Erfolg. Die beige Hose bleibt verschwunden. »Elvira!«
    Von unten erschallt die Stimme seiner Tochter.
    »Papa, Mama hat dir doch gesagt, dass sie heute Abend ins Kino wollte. Da läuft ein neuer Film mit Sissi.«
    »Was für eine Sissi?«
    »Papa, stell dich doch nicht dümmer, als du bist, ein Film mit Romy Schneider, Mamas geliebter Sissi. Und wo deine Hose ist, weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich hat Frau Gerstner sie in die Waschküche gebracht. Zieh halt was anderes an. Für deinen Saunaabend kann’s dir doch egal sein.«
    Rüdiger Rosenberg seufzt. Ihm kann es tatsächlich egal sein, nicht aber seinem Bauchansatz. Die beige kurze Hose hat einen Gummizug, ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber allen anderen kurzen Hosen in seinem Besitz. Solche Dinge verdrießen ihn einfach. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, soll es auch so sein. Noch einmal durchwühlt er die vier Schubladen, durchstöbert den Wäschekorb im Badezimmer, nichts. Dann muss er sich eben in seine blauen Shorts zwängen. Hoffentlich platzt ihm da keine Naht, wenn er auf seinem Rad zur Sauna fährt.
    »Sag Mama, sie soll nicht auf mich warten, sie kann schon zu Bett gehen. Meine Freunde und ich gehen hinterher noch einen Wein trinken, da wird es später. Außerdem müssen wir noch unsere Wetten für die Weltmeisterschaft abgeben. Wenn die Deutschen dieses Jahr nicht Fußballweltmeister werden, fress ich ’nen Besen. Freund Klotz will auf die Italiener setzen. Was meinst du, mein Schatz, auf wen würdest du tippen? Elvira,

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