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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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konnten wir eine drahtlose chiffrierte Botschaft auffangen und dechiffrieren. Sie enthielt den Satz: Schlage N. oder M. für England vor. Generalvollmacht.«
    »So, so. Und Farquhar…«
    »Mir scheint, Farquhar hat die Spur von N. oder von M. gefunden. Leider wissen wir nicht, ob es sich um den Mann oder um die Frau handelt. Song Susie klingt zwar sehr geheimnisvoll, aber Farquhars französische Aussprache war nicht eben berühmt. In seiner Tasche fand sich eine Rückfahrkarte nach Leahampton, das gab uns einen Fingerzeig. Leahampton liegt an der Südküste, ein Ort mit Strandhotels und Pensionen. Eine Pension heißt Sans Souci…«
    Tommy wiederholte’: »Song Susie… Sans Souci. Ja, ich verstehe. – Das heißt also, ich soll dorthin gehen und herumschnüffeln.« Er seufzte. Dann reckte er sich. »Ich will’s versuchen. Aber gar so weit her ist es ja nicht mit meiner Schlauheit.«
    »Wie ich höre, haben Sie früher einmal recht Ordentliches geleistet.«
    »Oh, das war reine Glückssache«, entgegnete Tommy hastig.
    »Gut. Glück ist gerade das, was wir brauchen.«
    Tommy überlegte ein oder zwei Minuten. Schließlich bemerkte er: »Also dieses Sans Souci…«
    »Kann ein großer Reinfall sein«, fiel Grant achselzuckend ein. »Ich habe wirklich keine Ahnung. Gott weiß, wie Farquhar auf dieses Sans Souci gekommen ist. Wir sind ganz aufs Raten angewiesen.«
    »Und Leahampton selbst?«
    »Ist ein Ort wie jeder andere dieser Art. Alte Damen, alte Colonels, tugendhafte alte Jungfern, zweifelhafte Kunden, leidenschaftliche Angler, dazwischen ein paar Ausländer.«
    »Und N. oder M. unter ihnen?«
    »Das ist nicht gesagt. Vielleicht nur jemand, der mit N. oder M. in Verbindung steht. Vielleicht aber auch N. oder M. selbst. Das Haus an sich ist ganz unverdächtig, eine Fremdenpension an der Küste.«
    »Sie haben keine Ahnung, ob ich nach einem Mann oder einer Frau forschen soll?«
    Grant schüttelte den Kopf.
    Tommy sagte: »Gut, ich will’s versuchen.«
    »Viel Glück dabei, Beresford. Und jetzt lassen Sie uns noch die Einzelheiten besprechen.«
     
    Als Tuppence eine halbe Stunde später atemlos und glühend vor Neugierde ins Zimmer stürzte, war Tommy allein; er saß in einem Lehnstuhl und pfiff leise vor sich hin.
    »Na?«, fragte Tuppence. Eine ganze Skala von Empfindungen steckte in dieser einen Silbe.
    »Ja«, sagte Tommy ein bisschen unsicher, »ja, sie haben mir also was zu tun gegeben.«
    »Was denn?«
    Tommy zog eine Grimasse.
    »Na ja, Büroarbeit im dunkelsten Schottland. Großes Heimlichkeitsgetue drum herum, aber es klingt nicht gerade sehr spannend.«
    »Wir beide oder nur du?«
    »Leider nur ich.«
    »Der Teufel soll dich holen. Wie kann Mr Carter nur so gemein sein!«
    »Ich denke, dass man bei diesen Aufträgen die Geschlechter trennt – damit keiner abgelenkt wird.«
    »Wirst du chiffrieren oder dechiffrieren? Ist es so was wie Deborahs Arbeit? Pass bloß auf, Tommy, manche Leute werden dabei völlig verdreht, können nicht mehr schlafen und wandern die ganze Nacht stöhnend herum und wiederholen andauernd 978345286 oder so was, und schließlich kriegen sie einen Nervenzusammenbruch und müssen in eine Anstalt.«
    »Ich aber nicht.«
    Tuppence entgegnete düster: »O doch, früher oder später bestimmt. Kann ich mitkommen – nicht für die Arbeit, sondern als deine Frau? Pantoffeln vor den Kamin stellen und etwas Warmes kochen, wenn der Arbeitstag vorbei ist?«
    Tommy sah sehr bedrückt aus.
    »Tut mir schrecklich leid, Tuppence. Wirklich. Ich mag gar nicht ohne dich gehen…«
    »Aber du weißt, dass es nicht anders möglich ist.«
    »Schließlich«, versuchte Tommy schwach einzuwenden, »kannst du ja stricken.«
    »Stricken?«, fuhr Tuppence auf. »Stricken!«
    Sie nahm die Kappe und schmiss sie auf den Boden. »Ich hasse Khakiwolle und Marinewolle und die blaue R.A.F.-Wolle. Jetzt will ich mal etwas Knallrotes stricken!«
    »Das klingt schön militärisch«, sagte Tommy, »fast wie Blitzkrieg.«
    Aber er fühlte sich unglücklich. Tuppence dagegen hielt sich tapfer und meinte, dass er natürlich die Arbeit übernehmen müsse; auf sie komme es gar nicht an. Sie habe übrigens gehört, dass auf der Unfallstation jemand zum Bodenschrubben gesucht würde. Vielleicht könne sie dort ankommen.
    Drei Tage später reiste Tommy nach Aberdeen. Tuppence brachte ihn zur Bahn. Sie sah ganz vergnügt aus, blinzelte zwar ein paarmal, blieb jedoch heiter bis zuletzt.
    Aber als der Zug aus der Halle fuhr

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