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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dich irgendwo fest, einmal im Café, dann wieder bei einem Spaziergang. Alle werden sich darüber amüsieren und es sehr komisch finden.«
    »Klingt ganz vernünftig«, stimmte Tommy zu.
    »Alle die alten Witze über die Witwe, die sich einen Mann angeln will«, sagte Tuppence. »Das ist sehr nützlich. Wenn man uns zusammen sieht, wird jeder grinsen und sagen: armer Meadowes.«
    Tommy packte plötzlich ihren Arm. »Sieh mal da vor uns!«
    An einem Gartenzaun lehnte ein junger Mann und sprach mit einem Mädchen. Beide waren völlig in die Unterhaltung vertieft.
    »Carl von Deinim«, flüsterte Tuppence. »Aber wer mag das Mädchen sein?«
    »Weiß nicht. Auf jeden Fall sieht es reizend aus.«
    Tuppence nickte. Sie betrachtete das brünette, lebhafte Gesicht und die Gestalt im eng anliegenden Pullover, der die gute Figur betonte. Das Mädchen redete eindringlich auf den jungen Mann ein, Carl von Deinim hörte aufmerksam zu.
    »Jetzt solltest du besser gehen«, murmelte Tuppence.
    Tommy machte kehrt und schlenderte in entgegengesetzter Richtung davon.
    Am Ende der Promenade traf er Major Bletchley, der ihn zuerst argwöhnisch musterte und dann »Guten Morgen« knurrte.
    »Guten Morgen.«
    »Sie sind also auch ein Frühaufsteher wie ich«, bemerkte der Major.
    »Alte Gewohnheit von Indien her«, sagte Tommy. »Das liegt natürlich schon lange zurück, aber ich wache immer noch früh auf.«
    »Sehr vernünftig«, nickte der Major zustimmend. »Mein Gott, die jungen Bengel von heute, da kann einem ja übel werden. Müssen heiß baden und kommen erst um zehn Uhr zum Frühstück. Kein Wunder, dass da die Deutschen kurzen Prozess mit uns machen. Kein Mark in den Knochen. Verzärtelte Nesthäkchen. Zu unsern Zeiten, da war die Armee etwas anderes! Jammerlappen heutzutage. Wärmflaschen im Bett. Pfui Teufel!«
    Tommy schüttelte betrübt den Kopf, und ermutigt fuhr Major Bletchley fort: »Disziplin, die fehlt uns. Wie sollen wir den Krieg gewinnen – ohne Disziplin? Haben Sie schon gehört, dass einige von diesen jungen Kerlen in Strandhosen zum Kurkonzert kommen? So hat man mir wenigstens berichtet. Und da sollen wir den Krieg gewinnen?! Strandhosen! Meine Güte!«
    Mr Meadowes äußerte die Meinung, dass sich gegen früher wirklich vieles sehr verändert habe.
    »Das ist nur diese Demokratie«, brummte Major Bletchley düster. »Schließlich hat alles seine Grenze. Die übertreiben ja mit ihrer Demokratie. Keine Distanz mehr. Offiziere und Mannschaften essen jetzt alle zusammen in den Restaurants – pfui Teufel! Die Mannschaften mögen das gar nicht. Und die Leute wissen genau, weshalb. Diese Leute haben immer das richtige Gespür für solche Sachen.«
    »Natürlich«, sagte Mr Meadowes. »Ich selbst weiß zwar nicht so genau, wie es heutzutage in der Armee zugeht…«
    Der Major unterbrach ihn und sah ihn prüfend von der Seite an.
    »Im vorigen Krieg gewesen?«
    »Natürlich.«
    »Dachte ich mir. Stramme Haltung. Anständige Schultern. Welches Regiment?«
    »Fünftes Corfeshire-Regiment«, leierte Tommy Meadowes’ militärische Vergangenheit herunter.
    »Ach so, Saloniki!«
    »Jawohl.«
    »Ich war in Mesopotamien.«
    Bletchley versank in Erinnerungen, und Tommy hörte höflich zu. Plötzlich wurde der Major wütend.
    »Aber denken Sie vielleicht, man hätte jetzt Verwendung für mich? Keine Rede davon. Zu alt. Der Teufel soll’s holen. Zu alt! Als ob ich nicht so manchem jungen Tollpatsch beibringen könnte, was Krieg ist.«
    »Jedenfalls könnten sie von Ihnen lernen, wie man es nicht machen soll, nicht wahr?«, sagte Tommy lächelnd.
    »Wie? Waaas?!«
    Sinn für Humor war offenbar nicht Major Bletchleys starke Seite. Er sah Tommy misstrauisch an, sodass dieser schnell das Thema wechselte.
    »Wissen Sie etwas über diese Frau, diese Mrs Blenkensop?«
    »Mrs Blenkensop? Sieht nicht übel aus. Bisschen zu geöltes Mundwerk – redet dauernd. Hübsche Frau, aber albern. Nein, kenne sie nicht. Sie kam erst vor ein paar Tagen an. Warum fragen Sie übrigens?«
    Tommy erklärte sein Interesse: »Ich habe sie eben zufällig getroffen. Ob sie wohl immer so früh unterwegs ist?«
    »Weiß nicht. Glaube aber nicht. Frauen rennen doch gewöhnlich vor dem Frühstück nicht in der Gegend herum – Gott sei Dank.«
    »Galante Konversation vor dem Frühstück ist gar nicht mein Fall. Hoffentlich war ich nicht unhöflich zu der Dame, aber ich wollte laufen und nicht reden.«
    Major Bletchley zeigte sofort volles Verständnis.
    »Ganz

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