Roulette der Liebe
die Arme um Calebs schlanke Hüften legte.
»Keine Bange, Liebes. Den Job habe ich Rafe überlassen. Er freute sich so sehr darauf, daß mir Reno schon fast wieder leid tat.«
Bevor Willow sprechen konnte, küßte Caleb sie. Es dauerte lange, bis er den Kopf wieder hob.
»Schläft Ethan?« flüsterte er.
»Ja«, murmelte sie.
»Hast du Lust, mehr über die schöne Kunst des Forellenfangs mit bloßen Händen zu lernen?«
»Wer wird denn diesmal die Forelle sein?« fragte Willow lächelnd.
Caleb lachte leiste. »Wir wechseln uns ab.«
Eve saß an dem einzigen Tisch in dem aus einem Raum bestehenden Blockhaus und beobachtete, wie Mondschein und Lampenlicht sich einander überschneidende Schatten über die hölzerne Tischplatte warfen, während sie mechanisch ein Spiel Karten mischte. Jedesmal, wenn sie neu mischte, glitten mehrere Karten aus dem Stapel und rutschten über die Tischplatte.
Eve runzelte geistesabwesend die Stirn und beugte und streckte ihre Finger. Sie waren viel gelenkiger als noch vor ein paar Tagen, als sie auf Calebs Ranch angekommen war. Trotzdem waren sie immer noch ungeschickt und steif von den grauenvollen Stunden in der Mine, als sie sich verzweifelt durch das Geröll gegraben hatte - auf der Suche nach etwas, das wertvoller war als alles Gold der Welt.
Hat das betrügerische Saloongirl etwas von dem Gold zurückgelassen?
Langsam ballte Eve ihre Hände zu Fäusten, und ebenso langsam öffnete sie sie wieder. Sie legte ihre Handflächen auf den Tisch und preßte hart, um das Zittern zu unterdrücken, das sie bei der Erinnerung an Renos Worte überkam.
Nach einer Weile holte Eve tief Luft und sammelte die Karten ein. Sie legte sie sorgfältig aufeinander und begann wieder zu mischen. Als Karten aus dem Stapel herausfielen, ignorierte sie sie. Nach mehrmaligem Mischen ließ sie ihre Finger spielen, ordnete die Karten wieder und mischte sie erneut.
Eve wußte, sie sollte schlafen, denn der Ritt nach Canyon City würde lang und ermüdend sein. Dennoch konnte sie keine Ruhe finden. Immer, wenn sie die Augen schloß, hörte sie Felsen mahlen und knirschen und in einer langsamen, vernichtenden Welle über Reno zusammenschlagen.
Von der Scheune klang das gedämpfte Murmeln von Männerstimmen herüber. Eve legte den Kopf schief, betrachtete prüfend den Stand des Mondes und kam zu dem Schluß, daß Pig Iron seinen nächtlichen Rundgang heute reichlich früh begann.
Nachdenklich streckte sie die Finger, hob die Karten auf, die ihr entglitten waren, und starrte darauf. Je mehr sie ihre Hände trainierte, desto geschmeidiger wurden sie, aber ihre normale Geschicklichkeit hatte sie noch lange nicht wiedererlangt.
Ein kühler Luftzug wehte von der Tür her, gerade als Eve besonders konzentriert beim Mischen war, bemüht, diesmal keine Karte fallen zu lassen. Erschrocken blickte sie auf.
Reno stand in der offenen Tür. Er starrte Eve an, wie er es in Gold Dust Saloon getan hatte. Er sah das rote Kleid, die ruhigen goldenen Augen und ihre zitternden Lippen.
Er war erschöpft von dem langen Ritt, und sie sah die Kratzer und Schnittwunden in seinem Gesicht, und dennoch fand sie ihn in diesem Moment noch attraktiver, als sie ihn in Erinnerung hatte. Seine Augen waren ein hungriges grünes Feuer.
Als Reno auf Eve zuschritt, glitten ihr die Karten aus den Händen. Blind versuchte sie, sie wieder einzusammeln, aber ihre Hände zitterten zu sehr. Sie ballte sie zu Fäusten und verbarg sie in ihrem Schoß.
Reno zog den zweiten Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich. Mit einer einzigen Armbewegung wischte er sämtliche Karten vom Tisch. Wie Herbstblätter flatterten sie zu Boden. Er knöpfte seine Jacke auf und zog ein frisches Päckchen Karten aus seiner Hemdtasche.
»Fünf Karten für jeden«, sagte er heiser. »Zwei zusätzliche Karten sind das Limit, fünf Dollar Einsatz, ich gebe.«
Die Worte waren Eve vertraut. Es waren genau die gleichen Worte, die sie vor einer Ewigkeit zu Reno gesagt hatte. Damals im Gold Dust Saloon hatte er sich einen Stuhl herangezogen, sich zwischen den beiden Banditen niedergelassen und sich an ihrem Tisch Karten geben lassen.
Eve versuchte aufzustehen. Aber vergeblich; sie war zu schwach. Sie starrte auf die Schattenmuster auf dem Tisch und wagte es nicht, Renos Blick zu begegnen. Sie würde es nicht ertragen, ihn anzublicken und dabei zu wissen, was er in ihr sah.
Saloongirl. Falschspielerin. Ein Etwas, das aus einem Waisenhaus gekauft worden war.
»Ich habe
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