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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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Zeit genommen, Verbesserungen daran vorzunehmen. Inzwischen geschah mein Bruch mit Frau von Epinay; ich gab ihr ihr Porträt zurück, und da nicht mehr die Rede davon war, ihr das meinige zu schenken, wies ich ihm in meinem Zimmer in dem kleinen Schlosse einen Platz an. Herr von Luxembourg sah es dort und fand es gut; ich bot es ihm an und er nahm es an. Ich schickte es ihm. Der Marschall und seine Frau sahen ein, daß es mir große Freude machen würde, die ihrigen zu besitzen. Sie ließen sie von Meisterhand in Miniatur anfertigen, in eine in Gold gefaßte Bonbonniere von Bergkrystall setzen und machten mir in einer sehr verbindlichen Weise, die mich in Entzücken versetzte, ein Geschenk damit. Frau von Luxembourg wollte nie einwilligen, daß ihr Porträt den Deckel des Kästchens zierte. Sie hatte mir mehrmals den Vorwurf gemacht, daß ich Herrn von Luxembourg lieber hätte als sie, und ich wehrte ihn nicht ab, weil er der Wahrheit gemäß war. Sie lieferte mir durch diese Art, ihrem Porträt seinen Platz anzuweisen, in sehr höflicher, aber auch sehr deutlicher Weise den Beweis, daß sie diese Bevorzugung nicht vergaß.
    Ungefähr in der nämlichen Zeit beging ich eine Dummheit, die nicht dazu beitrug, mir ihre Gunst zu bewahren. Obgleich ich Herrn von Silhouette gar nicht kannte und wenig geneigt war, ihn in mein Herz zu schließen, so hatte ich doch eine große Meinung von seiner Verwaltung. Als er anfing, seine Hand schwerer auf den Finanzleuten ruhen zu lassen, sah ich ein, daß er seinen Feldzug nicht in der günstigen Zeit begann. Trotzdem wünschte ich ihm nicht weniger aufrichtig allen Erfolg, und als ich seine Absetzung erfuhr, schrieb ich in meiner Unbesonnenheit folgenden Brief an ihn, den ich sicherlich nicht zu rechtfertigen unternehme.
    Montmorency, den 2. December 1759.
    »Nehmen Sie, mein Herr, freundlichst die Huldigung eines Einsiedlers an, der Ihnen zwar nicht bekannt ist, Sie aber wegen Ihrer Talente liebt, wegen Ihrer Verwaltung vor Ihnen Hochachtung hegt, und Ihnen die Ehre erwiesen hat zu glauben, daß Sie dieselbe nicht lange behalten würden. Da Sie den Staat nur auf Kosten der Hauptstadt retten konnten, die ihn ins Verderben gestürzt, haben Sie dem Geschrei der Geldgewinner Trotz geboten. Als ich Sie diese Elenden zerschmettern sah, beneidete ich Sie um Ihre Stelle; jetzt, wo ich Sie dieselbe aufgeben sehe, ohne sich untreu geworden zu sein, bewundere ich Sie. Seien Sie zufrieden, mein Herr; aus Ihrem Amte folgt Ihnen eine Ehre nach, deren Sie, ohne dabei einen Nebenbuhler zu finden, lange genießen werden. Die Flüche der Schurken bilden den Ruhm des Gerechten.« [Fußnote: Rousseau macht sich wegen dieses Briefes in einem andern Werts, aber unter einem ganz verschiedenen Gesichtspunkte, Vorwürfe. »Das ist,« sagt er, »vielleicht das einzig Tadelnswerthe, das ich in meinem Leben geschrieben habe.« cf. »Briefe vom Berge«. Brief IX.]

1760
    Frau von Luxembourg, welche wußte, daß ich diesen Brief geschrieben hatte, redete mit mir bei ihrer Osterreise davon; ich zeigte ihn ihr; sie wünschte eine Abschrift davon, ich gab sie ihr, aber als ich sie ihr gab, wußte ich nicht, daß sie zu diesen Geldgewinnern gehörte, die bei den Unterpachten betheiligt waren und Silhouettes Absetzung bewirkt hatten. Man hätte bei allen meinen Tölpelhaftigkeiten meinen sollen, daß ich förmlich darauf ausgegangen wäre, den Haß einer liebenswürdigen und mächtigen Frau zu erregen, der ich mich in Wahrheit täglich mehr anschloß und deren Ungnade mir zuziehen zu wollen ich weit entfernt war, obgleich ich mit meinen Plumpheiten alles Nöthige dazu that. Ich halte es für ziemlich überflüssig zu bemerken, daß sich die Geschichte von dem Opiat des Herrn Tronchin, deren ich in meinem ersten Theile erwähnt habe, auf sie bezog; die andere Dame war Frau von Mirepoix. Sie haben mit mir nie wieder davon geredet, noch im Geringsten verrathen, daß sie noch daran dächten, weder die eine noch die andere; allein anzunehmen, Frau von Luxembourg habe sie wirklich vergessen können, scheint mir sehr schwer, selbst wenn man von den unmittelbar darauf folgenden Ereignissen nichts wüßte. Ich für meine Person schlug mir die Wirkung meiner Dummheiten durch das Zeugnis aus dem Sinne, das ich mir gab, keine in der Absicht gemacht zu haben, sie zu beleidigen; als ob eine Frau dergleichen je verzeihen könnte, selbst bei der vollkommenen Gewißheit, daß böser Wille daran nicht den geringsten Antheil gehabt

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