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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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Vorsichtsmaßregeln, die ich anzuwenden genöthigt war, nicht einmal wieder daran gedacht hätte. Eine Erinnerung, die statt alles dessen in mir wach blieb, war die an meine letzte Lektüre in der Nacht vor meiner Abreise. Ich gedachte auch der Idyllen Geßners, die mir sein Uebersetzer Hubert vor einiger Zeit geschickt hatte. Diese beiden Erinnerungen waren so lebhaft und nahmen meinen Geist so in Anspruch, daß ich den Versuch machen wollte, sie dadurch zu verbinden, daß ich die Geschichte des Leviten von Ephraim in Geßnerscher Manier behandelte. Für einen so entsetzlichen Gegenstand schien diese idyllische und naive Dichtungsart nicht sehr geeignet, und es war nicht gut anzunehmen, daß mir meine gegenwärtige Lage sehr freundliche Gedanken an die Hand geben würde, um ihn anmuthiger zu machen. Gleichwohl versuchte ich es, lediglich um mich in meinem Wagen zu erheitern und ohne eine Hoffnung auf Erfolg. Kaum hatte ich den Anfang gemacht, als ich über die wohlthuende Heiterkeit meiner Gedanken und über die Leichtigkeit erstaunte, mit der ich sie wiederzugeben im Stande war. In drei Tagen arbeitete ich die drei ersten Gesänge dieses kleinen Gedichts aus, welches ich später in Motiers vollendete, und ich bin überzeugt, in meinem ganzen Leben nichts geschaffen zu haben, worin eine rührendere Sittenreinheit, ein frischeres Colorit, naivere Schilderungen, eine entsprechendere Einkleidung, eine antikere Einfachheit in allem herrscht, und dies alles trotz der Gräßlichkeit des Stoffes, der im Grunde abscheulich ist, so daß mir außerdem noch das Verdienst zufiel, die Schwierigkeit überwunden zu haben. Der »Levit von Ephraim« wird, wenn es auch nicht das beste meiner Werke ist, mir doch immer das liebste sein. Nie habe ich es wiedergelesen, nie werde ich es wiederlesen, ohne in meinem Innern den Beifall eines Herzens ohne Galle zu fühlen, das durch sein Unglück nicht nur nicht erbittert wird, sondern sogar gegen dasselbe in sich selbst Trost und Ersatz findet. Nehme man alle die großen Philosophen zusammen, die in ihren Werken über Widerwärtigkeiten, die sie nie erfuhren, so hoch dastehen; versetze man sie in eine Lage wie die meine und gebe man ihnen in der ersten Empörung über ihre gekränkte Ehre eine gleiche Arbeit zu vollenden, und man wird sehen, wie es ihnen gelingen wird.
    Als ich von Montmorency abreiste, um mich in die Schweiz zu flüchten, hatte ich mir vorgenommen, in Yverdun anzuhalten und meinen alten Freund, Herrn Roguin, zu besuchen, der sich seit ewigen Jahren dorthin zurückgezogen und mich sogar eingeladen hatte. Unterwegs erfuhr ich, daß ich über Lyon einen Umweg machen würde; dies hielt mich ab, meinen Weg über diese Stadt zu nehmen. Aber dafür mußte ich Besançon berühren, eine Festung, in der ich folglich derselben Unannehmlichkeit ausgesetzt war. Ich beschloß also vom geraden Wege abzuweichen und über Salins zu reisen, unter dem Vorwande, Herrn von Mairan, einem Neffen des Herrn Dupin, der bei der Saline angestellt war und mich früher dringend zu sich eingeladen hatte, einen Besuch abzustatten. Dieser Ausweg brachte mich zum Ziele; ich traf Herrn von Mairan nicht. Sehr froh, mich nicht aufhalten zu brauchen, setzte ich meine Reise fort, ohne daß mir jemand ein Wort sagte.
    Als ich das Berner Gebiet betrat, ließ ich anhalten; ich stieg aus, warf mich nieder, breitete die Arme aus, küßte die Erde und rief in meinem Freudentaumel: »Himmel, Beschützer der Tugend, ich preise dich; ein freies Land betritt mein Fuß!« So habe ich mich, voll Blindheit und Zuversicht auf meine Hoffnungen, beständig für das begeistert, was mein Unglück hervorrufen sollte. Mein verwunderter Postillon hielt mich für toll; ich stieg wieder in meinen Wagen, und wenige Stunden darauf hatte ich die eben so reine wie lebhafte Freude, mich von den Armen des ehrwürdigen Roguin umschlungen zu fühlen. Ach, schöpfen wir bei diesem ehrwürdigen Gastfreunde erst einige Augenblicke Athem! Ich muß hier wieder Muth und Kräfte gewinnen, denn ich werde sie bald gebrauchen.
    Bei dem eben Erzählten habe ich mich nicht ohne Grund über alle Umstände verbreitet, deren ich mich entsinnen konnte. Obgleich sie nicht sehr klar scheinen mögen, können sie doch, wenn man einmal den Faden des Gewebes besitzt, Licht auf den Zusammenhang werfen und zum Beispiel viel zur Lösung des Räthsels beitragen, das ich deutlich zu machen suchen will, ohne den ersten Gedanken dazu einzugeben.
    Nehmen wir an, daß die

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