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Rubinrot

Rubinrot

Titel: Rubinrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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sein«, sagte Gideon.
    »In vier Stunden kommt man doch in dieser Zeit niemals von London nach Paris, geschweige denn, dass man da noch Zeit hätte, Gavotte zu tanzen und jemandem Blut abzunehmen.«
    »Das stimmt. Und deshalb sind wir
vorher
mit dem Chronografen nach Paris gereist, Dummerchen«, sagte Gideon. »Dasselbe haben wir in Brüssel, in Mailand und in Bath gemacht. Die anderen habe ich in London aufsuchen können.«
    »Verstehe.«
    »Wirklich?« Gideons Lächeln war wieder einmal voller Spott. Diesmal ignorierte ich es.
    »Ja, doch, so allmählich wird mir einiges klar.« Ich sah aus dem Fenster. »An diesen Wiesen sind wir aber auf dem Hinweg nicht entlanggekommen, oder?«
    »Das ist der Hyde Park«, sagte Gideon, plötzlich hellwach und angespannt. Er lehnte sich hinaus. »Hey, Wilbour oder wie immer Euer Name war: Warum fahren wir hier entlang? Wir müssen auf dem schnellsten Weg nach Temple!«
    Die Antwort von dem Mann auf dem Kutschbock konnte ich nicht verstehen.
    »Haltet auf der Stelle an«, befahl Gideon. Er war blass geworden, als er sich wieder zu mir umwandte.
    »Was ist denn los?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Der Mann behauptet, Order zu haben, uns an das Südende des Parks zu einem Treffpunkt zu kutschieren.«
    Die Pferde waren zum Stehen gekommen und Gideon öffnete den Wagenschlag. »Irgendetwas stimmt hier nicht. Wir haben nicht mehr lange bis zu unserem Zeitsprung. Ich werde die Pferde übernehmen und uns nach Temple fahren.« Er stieg aus und schloss die Tür wieder. »Und du bleibst in der Kutsche, egal, was passiert.«
    In diesem Augenblick knallte es. Instinktiv duckte ich mich. Obwohl ich das Geräusch nur aus Filmen kannte, wusste ich sofort, dass es ein Schuss gewesen sein musste. Man hörte einen leisen Aufschrei, die Pferde wieherten, die Kutsche machte einen Satz nach vorne, blieb dann aber schaukelnd wieder stehen.
    »Kopf runter!«, rief Gideon und ich warf mich flach auf die Bank.
    Ein zweiter Schuss fiel. Die Stille, die dem Geräusch folgte, war nicht auszuhalten.
    »Gideon?« Ich richtete mich auf und sah hinaus.
    Vor dem Fenster auf der Wiese hatte Gideon seinen Degen gezogen. »Unten bleiben, hatte ich gesagt!«
    Gott sei Dank, er lebte noch. Allerdings möglicherweise nicht mehr lange. Wie aus dem Nichts waren zwei Männer aufgetaucht, schwarz gekleidet alle beide, ein dritter näherte sich aus dem Schatten der Bäume auf einem Pferd. In seiner Hand lag eine silbern glänzende Pistole.
    Gideon focht gegen beide Männer gleichzeitig, sie blieben alle stumm, bis auf ihr Keuchen und das Klirren der Degen, wenn sie aufeinanderprallten, war nichts zu hören. Für ein paar Sekunden schaute ich fasziniert zu, wie geschickt Gideon sich anstellte. Es war wie bei einer Filmszene, jeder Ausfallschritt, jeder Hieb, jeder Sprung saß perfekt, als hätten Stuntmänner tagelang an der Choreografie gefeilt. Als aber der eine Mann aufschrie und in die Knie ging, während Blut aus seinem Hals schoss wie aus einer Springbrunnenfontäne, kam ich wieder zur Besinnung. Das war kein Film, das war
echt.
Und auch wenn die Degen eine tödliche Waffe sein mochten (der getroffene Mann lag inzwischen zuckend am Boden, fürchterliche Laute ausstoßend), so schienen sie mir doch gegen Pistolen wenig ausrichten zu können. Warum trug Gideon denn keine Pistole? Es wäre doch ein Leichtes gewesen, so eine praktische Waffe von zu Hause mitzubringen. Und wo blieb der Kutscher, warum kämpfte er nicht an Gideons Seite?
    Der Reiter war inzwischen herangekommen und vom Pferd gesprungen. Zu meiner Verblüffung hatte auch er einen Degen gezogen, mit dem er sich auf Gideon stürzte. Warum benutzte er die Pistole nicht? Er hatte sie ins Gras geschleudert, wo sie keinem nützlich war.
    »Wer seid Ihr? Was wollt Ihr?«, fragte Gideon.
    »Nichts weiter als Euer Leben«, sagte der Mann, der als letzter dazugekommen war.
    »Nun, aber das werdet Ihr nicht bekommen!«
    »Wir werden es uns holen! Verlasst Euch drauf!«
    Wieder glich der Kampf vor dem Fenster einem eintrainierten Ballett, wobei der dritte, der verletzte Mann, nun leblos am Boden lag und die anderen um ihn herumkämpfen mussten.
    Gideon parierte jeden Angriff, als würde er im Vorhinein ahnen, was sie vorhätten, aber die anderen hatten ohne Zweifel auch von Kind an Fechtunterricht gehabt. Einmal sah ich den Degen seines Gegners auf seine Schulter zuzischen, während er damit beschäftigt war, den Schlag des anderen zu parieren.
    Nur eine

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