Rubinrot
verwandt.«
»Und er ist auch nicht schwul«, sagte Leslie.
»Wetten, dass? Guck dir doch mal seinen Siegelring an!«
Charlotte strahlte Gideon noch einmal an und ging beschwingten Schrittes davon. Offensichtlich war ihre miese Stimmung wie weggeblasen.
Gideon wandte sich zu uns um. Mir war klar, was wir für einen Anblick boten: vier Mädchen und Gordon, gaffend und kichernd auf der Treppe.
Ich kenne Mädchen wie dich.
Ganz nach Erwartung. Na toll.
»Gwendolyn!«, rief Gideon. »Da bist du ja endlich!«
Kollektives Luftanhalten von Cynthia, Sarah und Gordon. Und mir selber, um ehrlich zu sein. Nur Leslie blieb cool. Sie gab mir einen kleinen Schubs. »Beeil dich mal ein bisschen. Deine Limousine wartet.«
Während ich die Treppe hinunterging, spürte ich die Blicke der anderen in meinem Rücken. Wahrscheinlich standen ihre Münder weit offen. Der von Gordon auf jeden Fall.
»Hi«, sagte ich, als ich bei Gideon angelangt war. Mehr brachte ich gerade nicht heraus. Im Sonnenlicht waren seine Augen noch leuchtender grün als sonst.
»Hi.« Er betrachtete mich, vielleicht eine Spur zu gründlich. »Bist du über Nacht gewachsen?«
»Nein.« Ich zog die Jacke über der Brust zusammen. »Die Schuluniform ist eingelaufen.«
Gideon grinste. Dann schaute er über meine Schulter. »Sind das deine Freundinnen da oben? Ich glaube, die eine fällt gerade in Ohnmacht.«
Oh mein Gott. »Das ist Cynthia Dale«, sagte ich, ohne mich umzudrehen. »Sie leidet unter erhöhtem Östrogenspiegel. Falls du Interesse hast, stelle ich gern den Kontakt her.«
Gideons Lächeln vertiefte sich. »Vielleicht komme ich ja mal darauf zurück. Los jetzt! Wir haben heute noch viel vor.« Er nahm meinen Arm (von der Treppe ertönte ein lautes Quieken) und dirigierte mich zur Limousine.
»Ich soll nur meine Hausaufgaben machen. Im Jahr 1956.«
»Die Pläne haben sich geändert.« Gideon öffnete mir die Wagentür. (Synchron-Kreischen von der Treppe.) »Wir besuchen deine Ururgroßmutter. Sie hat ausdrücklich nach dir verlangt.« Er legte mir die Hand auf den Rücken, um mich ins Auto zu schieben. (Nochmaliges Kreischen von der Treppe.)
Ich ließ mich auf den Rücksitz fallen. Mir gegenüber wartete bereits eine vertraute, rundliche Gestalt.
»Hallo Mr George.«
»Gwendolyn, mein tapferes Mädchen, wie geht es dir heute?« Mr George strahlte mit seiner Glatze um die Wette. Gideon setzte sich neben ihn.
»Ähm, gut, danke.« Ich wurde rot, weil ich daran dachte, was für ein Bild des Jammers ich gestern Abend abgegeben haben musste. Aber wenigstens hatte Gideon keine ätzende Anspielung gemacht. Er benahm sich, als wäre gar nichts gewesen. »Wie war das mit meiner Ururgroßmutter?«, fragte ich hastig. »Das habe ich nicht verstanden.«
»Ja, wir haben das auch nicht so ganz verstanden«, sagte Gideon seufzend.
Die Limousine setzte sich in Bewegung. Ich widerstand der Versuchung, durch das Rückfenster nach meinen Freunden zu schauen.
»Margret Tilney, geborene Grand, war die Großmutter deiner Großmutter Arista und die letzte Zeitreisende vor Lucy und dir. Die Wächter haben sie nach ihrem zweiten Zeitsprung 1894 problemlos in den ersten, den ursprünglichen Chronografen einlesen können. Den Rest ihres Lebens - sie starb 1944 - hat sie regelmäßig mithilfe des Chronografen elapsiert, die Annalen schildern sie als freundliche, kooperative Person.« Mr George rieb sich mit der Hand nervös über die Glatze. »Während der Bombardements von London im Zweiten Weltkrieg ist eine Gruppe von Wächtern mit ihr und dem Chronografen aufs Land gezogen. Dort starb sie dann siebenundsechzigjährig an den Folgen einer Lungenentzündung.«
»Wie - Ähm - traurig.« Ich verstand nicht genau, was ich mit diesen Informationen anfangen sollte.
»Wie du weißt, hat Gideon bereits sieben aus dem Kreis der Zwölf in der Vergangenheit besucht und ihnen das Blut für den zweiten, den neuen Chronografen abgenommen. Sechs, wenn man die Zwillinge als einen zählt. Mit deinem und seinem Blut fehlen also nur noch vier im Kreis. Opal, Jade, Saphir und schwarzer Turmalin.«
»Elaine Burghley, Margret Tilney, Lucy Montrose und Paul de Villiers«, ergänzte Gideon.
»Die vier müssen noch in der Vergangenheit besucht und ihr Blut abgezapft werden.« Das hatte ich schon verstanden, ich war ja nicht ganz blöd.
»Genau. Wir haben nicht gedacht, dass es bei Margret irgendwelche Komplikationen geben könnte.« Mr George lehnte sich im Sitz zurück. »Bei
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