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Rubinrot

Rubinrot

Titel: Rubinrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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gewürgt hat.«
    »Aber wer hat uns diese schwarzen Männer im Hyde Park auf den Hals gehetzt? Der Graf doch nie im Leben! Er braucht Gideon ja, damit er die anderen Zeitreisenden besucht und ihnen Blut abnimmt, um den Kreis zu schließen.«
    »Ja, das stimmt.« Leslie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. »Aber vielleicht gibt es in diesem Film ja mehrere Bösewichte. Lucy und Paul könnten ebenfalls die Bösen sein. Immerhin haben sie den Chronografen geklaut. Was ist eigentlich mit dem schwarzen Mann in Nummer achtzehn?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Heute Morgen stand er da wie immer. Wieso, meinst du, er würde demnächst auch einen Degen ziehen?«
    »Nein. Ich tippe eher, er gehört zu den Wächtern und steht da einfach nur aus Prinzip dumm herum.« Leslie widmete sich wieder ihrer Akte. »Über die Wächter als solche konnte ich übrigens nichts finden, das scheint eine sehr geheime Geheimloge zu sein. Aber einige der Namen, die du genannt hast - Churchill, Wellington, Newton -, kann man auch bei den Freimaurern finden. Es ist also davon auszugehen, dass beide Logen zumindest eine Verbindung zueinander haben. Über einen ertrunkenen Jungen namens Robert White habe ich im Internet nichts gefunden, aber in der Bibliothek kann man alle Ausgaben der Times und des Observer der letzten vierzig Jahre einsehen. Ich bin sicher, dass ich da etwas finden werde. Was war noch? Ach ja, Eberesche, Saphir und Rabe ... - also, man kann das natürlich auf alle möglichen Arten deuten, aber bei diesem Esoterik-Kram kann alles immer auch alles bedeuten, weshalb man keine zuverlässigen Aussagen treffen kann. Wir müssen versuchen, uns mehr an den Fakten zu orientieren als an diesem Chichi. Du musst einfach noch mehr herausfinden. Vor allem über Lucy und Paul und warum sie den Chronografen gestohlen haben. Offensichtlich wissen sie etwas, das die anderen nicht wissen. Oder nicht wahrhaben wollen. Oder worüber sie grundsätzlich anderer Meinung sind.«
    Wieder öffnete sich die Tür. Die Schritte waren diesmal recht schwer und energisch. Und sie kamen zielstrebig auf unsere Kabinentür zu.
    »Leslie Hay und Gwendolyn Shepherd! Ihr werdet jetzt sofort da rauskommen und zurück in den Unterricht gehen!«
    Leslie und ich schwiegen perplex. Dann sagte Leslie: »Sie wissen schon, dass das hier das
Mädchenklo
ist, oder, Mr Whitman?«
    »Ich zähle bis drei«, sagte Mr Whitmann. »Eins . . .«
    Bei »drei« hatten wir bereits die Tür geöffnet.
    »Das gibt einen Eintrag ins Klassenbuch«, sagte Mr Whitman, uns wie ein strenges Eichhörnchen musternd. »Ich bin sehr enttäuscht von euch. Vor allem von dir, Gwendolyn. Nur weil du jetzt die Position deiner Cousine eingenommen hast, darfst du noch lange nicht tun und lassen, was du willst. Charlotte hat ihre schulischen Pflichten niemals vernachlässigt.«
    »Ja, Mr Whitman«, sagte ich. Dieses autoritäre Gehabe sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Sonst war er immer so charmant und höchstens mal sarkastisch.
    »Und jetzt ab mit euch in die Klasse.«
    »Woher wussten Sie, dass wir hier sind?«, fragte Leslie.
    Mr Whitman antwortete nicht. Er streckte die Hand nach Leslies Aktenordner aus. »Und
das
nehme ich solange in Gewahrsam!«
    »Oh nein, das geht nicht.« Leslie drückte den Ordner an ihre Brust. »Gib her, Leslie!«
    »Ich brauche es aber ... für den Unterricht!!« »Ich zähle bis drei . . .«
    Bei »zwei« gab Leslie den Ordner zähneknirschend heraus. Es war schrecklich peinlich, als Mr Whitman uns in den Klassenraum schob. Mrs Counter nahm unseren Schwänzversuch offenbar persönlich, denn sie ignorierte uns den Rest der Stunde vollständig.
    »Habt ihr was geraucht?«, wollte Gordon wissen.
    »Nein, Blödmann«, fuhr Leslie ihn an. »Wir wollten nur mal in Ruhe miteinander reden.«
    »Ihr habt geschwänzt, weil ihr mal
reden
wolltet?« Gordon schlug sich vor den Kopf. »Echt!
Mädchen!«
    »Jetzt kann sich Mr Whitman deine ganze Akte anschauen«, sagte ich zu Leslie. »Und dann weiß er, dann wissen die
Wächter,
dass ich dir alles erzählt habe. Ganz sicher ist das verboten.«
    »Ja, ganz sicher ist es das«, sagte Leslie. »Vielleicht schicken sie ja einen schwarzen Mann bei mir vorbei, der mich beseitigt, weil ich Dinge weiß, die niemand wissen darf...« Die Aussicht schien sie zu erheitern.
    »Und wenn der Gedanke gar nicht abwegig wäre?«
    »Dann ... - ich besorge dir ja heute Nachmittag Pfefferspray, da kauf ich gleich eins für mich mit.« Leslie klopfte mir

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