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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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größer als eine Sommersprosse, krabbelte an Dotties Bein hoch. Als sie an ihrem Knie ankam, zerquetschte Dottie sie. »Die Dinger beißen«, sagte sie. »Neulich hat mich was gebissen, und als ich nachgeschaut habe, war es eine von denen.«
    »Mich haben sie noch nie gebissen«, sagte ich.
    »Doch, bestimmt. Du hast es nur nicht gemerkt.«
    Madeline setzte sich anders hin. Ein leichter Wind spielte mit der Ecke ihres Papiers. Dottie zupfte ein kleines Unkrautblatt aus, das wie ein Löffel geformt war, und zog die Adern am Stängel und auf der Rückseite ab. Dann warf sie das sezierte Blatt auf den Rasen. »Weißt du, ob Grand Kekse hat?«
    »Nein«, sagte ich. »Aber sie lässt uns bestimmt welche backen.«
    »Wir müssen sie selber backen?«, fragte Dottie, und, zu Madeline gewandt: »Ma, wann können wir schwimmen gehen? Bist du bald fertig?«
    »Nein«, sagte Madeline, und ihre Stimme klang sehr weit weg. »Ich brauche noch eine Weile.«
    »Komm, wir gehen zu Grand und backen Kekse«, schlug ich vor. »Bis wir fertig sind, ist Flut, und dann können wir schwimmen gehen.«
    »Okay«, sagte Dottie. »Immer noch besser, als hier rumzusitzen.«
    Grand saß im Wohnzimmer und sah sich eine Seifenoper an, als wir durch die Fliegentür polterten.
    »Was wollt ihr denn hier?«, rief sie.
    »Können wir Kekse backen?«, fragte ich.
    »Immer langsam mit den jungen Pferden«, entgegnete Grand. »Lisa sagt Bob gerade, dass sie ihn wegen Howard verlässt. Darauf warte ich schon seit Monaten. Geduldet euch noch einen Moment.«
    Dottie und ich ließen uns in die Schaukelstühle auf der Veranda fallen. Grand hörte nicht mehr richtig gut, und der Fernseher war so laut, dass wir mitbekamen, wie Lisa Bob sagte, dass sie ihn verlassen wollte. Lisa klang dabei unglücklicher als Bob. »Es tut mir so leid«, schluchzte sie. »Ich möchte dir um nichts in der Welt wehtun. Ich liebe dich, Bob, wirklich, aber …« Bob murmelte etwas, und Lisa fing von Neuem an.
    »So ein Quatsch«, brummte Dottie.
    »Bist du sauer?«, fragte ich.
    »Nein. Mir ist langweilig. Ich wünschte, Bud und Glen wären hier.«
    »Ja, ich auch«, sagte ich. »Aber immerhin haben wir uns. Das hat Carlie eingefädelt.«
    »Ich weiß, und das ist auch toll, aber ich würd gern mal wieder was zusammen machen.«
    Endlich wurde Bob wütend. »Meinst du, ich habe nicht gemerkt, dass du dich in letzter Zeit seltsam benimmst? Du wolltest nicht mit mir schlafen. Du wolltest mich nicht mal küssen. Ich weiß schon, was los ist, Lisa. Ich bin ja nicht blind!«
    »Blind nicht«, sagte Dottie. »Aber hässlich.«
    Wir kicherten. Dann lief ein Werbespot, und Grand stand auf.
    »Also gut«, rief sie aus der Küche. »Kommt her, Mädchen. Dottie, bring mir mal die Schüsseln von da drüben, und du, Florine, holst Mehl und Zucker.«
    Dottie stellte die Schüsseln auf den Tisch und setzte sich, während Grand und ich die Zutaten zusammensuchten.
    »Dorothea, wir brauchen noch die Butter aus dem Kühlschrank«, sagte Grand.
    »Wer kommt bloß auf die Idee, sein Kind Dorothea zu nennen?«, murrte Dottie. »Ich hasse meinen Namen.«
    »Es ist ein schöner Name«, sagte Grand. »Deine Urgroßmutter Dorothea war eine wunderbare Frau. Schneide die Butter in kleine Stücke, aber wasch dir vorher die Hände.«
    Widerstrebend ging Dottie zur Spüle und drehte den Wasserhahn auf.
    »Mit Seife«, sagte Grand. »Ja, genau so.« Sie sah zu mir. »Du auch.«
    An der Spüle verpasste ich Dottie einen Hüftstoß, sodass ihr die Seife aus der Hand flutschte und auf Grands Küchenboden fiel. Wir bückten uns gleichzeitig danach und stießen mit den Köpfen aneinander.
    »Au!«, rief ich.
    »Mist!«, fluchte Dottie.
    Grand beugte sich hinunter und hob die Seife auf. »War mir nach Klamauk zumute, hätte ich Dick und Doof eingeschaltet. Na, zum Glück habt ihr harte Schädel.«
    Ich rieb mir die schmerzende Stelle. »Läuft das gerade?«, fragte ich hoffnungsvoll. »Was?«, fragte Grand. »Dick und Doof.«
    »Nein, das war nur eine Redewendung. Wollt ihr zwei nun Kekse oder nicht?«
    »Ich schon«, sagte Dottie. »Und tut mir leid, dass ich geflucht habe.«
    »Entschuldigung angenommen«, sagte Grand.
    Ich vermischte weißen und braunen Zucker, schlug Eier auf, ließ Vanillepulver auf einen Löffel rieseln und sog gierig den Duft ein. Grand maß Mehl, Backnatron und Salz ab. Die Butterstücke, die Dottie abschnitt, landeten mit einem Schmatzen in der Schüssel. Ein leichter Wind tanzte durch die

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