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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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noch seine Sachen an, und die Tagesdecke lag auch noch auf dem Bett. Zusammen gingen wir in die Küche und setzten uns an den Tisch.
    »Willst du Milch oder irgendwas?«
    »Nein.«
    »Aber ich nehme mir welche, wenn du nichts dagegen hast.« Er goss etwas Milch in einen kleinen Topf und schaltete den Herd ein. Zischend flammte ein blauer Gasring auf. »Grand hat mir früher manchmal heiße Milch gemacht.«
    »Was ist, wenn Carlie was passiert ist?«, fragte ich.
    »Wir sollten uns keine Sorgen machen. Bestimmt ist sie ins Motel zurückgekommen, als Patty schon geschlafen hat, und sie wollte sie nicht wecken, und deshalb weiß sie nicht, dass Patty hier angerufen hat.«
    Als die Milch anfing zu kochen, drehte Daddy das Gas ab. Er nahm eine Flasche Whiskey aus dem Hängeschrank über dem Herd, goss sich ein Schnapsglas davon ein und kippte es in einen Becher. Dann gab er die heiße Milch darüber und nippte daran.
    »Das sieht lecker aus«, sagte ich.
    Daddy schenkte einen kleinen Schluck von der Mischung in das Schnapsglas und gab es mir. Ich kippte die Flüssigkeit in einem Zug runter und merkte kurz darauf, wie ich müde wurde.
    Daddy brachte mich ins Bett und deckte mich zu; das hatte er schon seit Jahren nicht mehr gemacht.
    »Schlaf jetzt«, sagte er und gab mir einen ganz leichten Kuss auf die Stirn. »Bis morgen früh.«
    Am Donnerstagmorgen rief Carlie nicht an, und Daddy fuhr nicht mit dem Boot raus. Er sprach noch mal mit Patty, und um zehn Uhr, ungefähr vierundzwanzig Stunden nachdem Carlie verschwunden war, rief er Parker Clemmons an, der informierte die Polizeiwache in Crow’s Nest Harbor, und die benachrichtigten die State Police.
    Grand kam zu uns rüber. Um elf rief Parker an und sagte, die Polizei brauche ein Foto. Ob wir eins hätten? Er würde es nach Crow’s Nest Harbor bringen, und Daddy solle mitkommen. Nein, ich solle besser bei Grand bleiben. Ich wurde furchtbar wütend, weil er mich hierlassen wollte, aber Daddy blieb stur. »Hilf mir lieber, ein Foto rauszusuchen«, sagte er.
    Die Fotos lagen kunterbunt durcheinander in einem alten gelben Koffer mit von Mäusen zerfressenen Riemen unter dem Bett meiner Eltern. Carlie hatte mir versprochen, dass wir beide sie irgendwann alle in Alben kleben würden, aber wir waren noch nicht dazu gekommen. Ich schleppte den Koffer in die Küche, und Daddy hob ihn auf den Tisch und löste die Riemen. Dann begannen er, Grand und ich, den Haufen durchzusehen.
    Ich als dickes Baby. Ich, drei Jahre alt, mit Grands schwarzweißem Kater Poker, der schon vor langer Zeit sein Spiel beendet hatte. Daddy als Junge neben Grand, beide herausgeputzt in ihren besten Sonntagskleidern. Daddy und Carlie in einer Umarmung, den Blick zur Kamera gerichtet.
    Carlie allein.
    Ich zog das Foto aus dem Haufen. Carlie stand mit dem Rücken zum Hafen, das Haar vom Wind zerzaust. Sie sah in die Kamera, aber auf ihrem Gesicht lag nicht das vertraute übermütige Strahlen, sondern nur die Andeutung eines Lächelns, und ihre Augen waren ganz dunkel. »Nachdem ich das Foto gemacht hatte, habe ich sie gefragt, ob sie mich heiratet«, erzählte Daddy. »Ich konnte es nicht fassen, als sie Ja sagte.«
    »Natürlich hat sie Ja gesagt«, bemerkte Grand. »Du bist das Beste, was ihr je passiert ist.«
    »Na ja, sie ist auch das Beste, was …« Er legte seine bland auf meinen Kopf. Wir betrachteten Carlie, die uns aus dem Foto anschaute, dann sagte Daddy: »Sie hat sich kaum verändert, abgesehen von dieser blöden Haarfärberei. Ich denke, das können wir nehmen.«
    Am Nachmittag gegen drei brachen Daddy und Parker nach Crow’s Nest Harbor auf. Grand blieb über Nacht bei mir. Ich schlief mit ihr im Bett meiner Eltern, die Nase auf dem Kissen meiner Mutter, das nach ihrem Parfüm roch.
    Auch am Freitagmorgen war Carlie noch nicht wiederaufgetaucht.
    Die Nachricht breitete sich in The Point aus wie die Masern, und Freitagmittag kamen Evie, Dottie und Madeline, um Grand und mir Gesellschaft zu leisten. Dann erschien Ida mit Maureen, und Stella Drowns kam von Rays Laden zu uns rauf. Es passte mir nicht, dass Grand sie in unsere Küche ließ, aber Grand hätte gesagt, jeder ist willkommen, also ging ich mit Dottie, Evie und Maureen ins Wohnzimmer. Evie und Maureen schnitten Papierpuppenkleider aus einem Buch, das Ida mitgebracht hatte, um die beiden zu beschäftigen. Dottie und ich nahmen uns einen extradicken Archie- Comic und lasen die Geschichten mit verteilten Rollen. Aber die ganze Zeit über

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