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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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stellte. Ein blasses Mädchen starrte mir missmutig entgegen, mit schlammbraunen Augen, Wangenknochen, die so kantig waren, dass man damit Holz hobeln konnte, nach unten weisenden Mundwinkeln und einem kräftigen Kinn. Wenn ich mir begegnen würde, überlegte ich, würde ich mich hübsch finden? Mr. Barrington hatte zu mir gesagt, ich wäre bezaubernd. Kevin fand mein Haar schön. Ich zog das Gummiband heraus, mit dem ich es zusammengehalten hatte. Es sah aus, als übte es den Twist und hätte sich dabei verheddert. Abgesehen von der Farbe, die mich daran erinnerte, dass ich Carlies Tochter war, hasste ich es.
    Jemand kam polternd die Treppe herauf, und dann stand Dottie im Türrahmen.
    »Sie haben mich reingelassen«, sagte sie.
    »Die würden jeden reinlassen.«
    »Bei deinem Dad vorm Haus steht ein fremdes Auto.«
    »Weißt du, wem es gehört?«
    »Keine Ahnung. Irgend so ‘ner Frau, die aussieht, als würd sie in einem Büro arbeiten. Dein Vater ist aus dem Haus gekommen, um sie zu begrüßen. Sie haben sich die Hand geschüttelt, und dann sind sie reingegangen.«
    Das verwirrte mich. Wie konnte eine fremde Frau an Stellas Adlerblick vorbeischlüpfen, und wieso ließ sie Dad mit ihr allein?
    »Komm, wir sehen mal nach, wer es ist«, sagte ich. »Aber so, dass Stella es nicht merkt. Geh du nach unten und lenk sie ab, und ich schleiche mich durch die Hintertür raus. Wir treffen uns dann drüben.«
    »Warum gehst du nicht einfach die Treppe runter und durch die Haustür?«
    »Wo ist denn da der Witz?«, entgegnete ich. Manchmal war Dottie wirklich vernagelt wie eine Lattenkiste. Man durfte sich doch keine Gelegenheit entgehen lassen, Stella eins auszuwischen.
    Dottie stapfte geräuschvoll nach unten und redete laut mit Stella und Grand, während ich mich auf Zehenspitzen durch die Hintertür rausschlich, hinter den Laken entlanghuschte und über die Straße lief.
    Das Auto, das in der Einfahrt parkte, hatte ich noch nie hier gesehen, was bedeutete, dass es aus der Stadt stammen musste. Ich ging daran vorbei und ins Haus. Daddy und die Frau saßen am Küchentisch. Sie schrieb etwas in ein Notizbuch. Daddy sah mich an, als hätte ich ihn bei irgendwas erwischt. Die Frau blickte auf und sagte: »Hallo.«
    »Florine, das ist Elisabeth Moss. Sie ist Reporterin. Sie ist hier, weil sie mit mir über Carlies Verschwinden reden will.«
    Ich bedauerte, dass ich gekommen war.
    Doch gerade als ich mich wieder aus dem Staub machen wollte, stand Mrs. Moss auf und kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu. »Hallo, Florine«, sagte sie, und ihre Stimme war sanft und warm wie ein heißer, gebutterter Muffln. »Ich arbeite für die Zeitung in Long Reach. Dein Dad hat mir gerade von dir erzählt.«
    »Florine muss nicht dabei sein«, sagte Daddy.
    »Warum willst du mich nicht hierhaben?«, fragte ich ihn.
    »Ich möchte nicht, dass du über etwas reden musst, was dich vielleicht unglücklich macht.«
    »Unglücklicher als jetzt kann ich eh nicht mehr werden.«
    Daddy zuckte die Achseln. »Wie du willst.« Zu Mrs. Moss gewandt sagte er: »Sie ist ein Dickkopf.«
    »So eine habe ich auch zu Hause«, sagte Mrs. Moss. »Ist erst zwölf, benimmt sich aber, als wäre sie zwanzig.«
    »Na, dann setz dich«, sagte Daddy, und ich hockte mich auf einen Stuhl zwischen ihnen.
    »Ich weiß, es gab schon einen Bericht, direkt nachdem deine Mutter verschwunden war, aber ich dachte, ich greife das Thema noch mal auf. Das Ganze ist etwa zwei Jahre her, nicht wahr?«
    »Zwei Jahre und zwei Monate«, sagte Daddy.
    Sie nickte. Ich mochte ihr Gesicht. Es war nicht gefühlsduselig. Sie sah mir in die Augen.
    »Also, Florine, die Sache ist die: Parker Clemmons hat mir gesagt, bis auf die Handtasche, die sie in Blueberry Harbor gefunden haben, hat die Polizei bisher kaum irgendwelche Hinweise. Deshalb dachte ich, wenn ich darüber schreibe, bringe ich vielleicht irgendwas in Bewegung. Ich habe deinen Dad angerufen, und er war einverstanden, mit mir zu reden. Der Artikel wird wahrscheinlich in ein paar Wochen in der Zeitung erscheinen. Vorher möchte ich noch mit einigen anderen Leuten sprechen, um ein bisschen mehr Hintergrund zu haben.«
    »Kommt mein Bild in die Zeitung?«, fragte ich und dachte an das Getratsche in der Schule.
    »Nur wenn du es möchtest.«
    »Ich dachte, man könnte vielleicht das Foto aus Carlies Brieftasche nehmen - das, wo wir alle drei drauf sind«, sagte Daddy. »Aber ich hätte dich natürlich vorher gefragt.«
    »Also, dann

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