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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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Madeline, um über die Kränze zu sprechen.
    »Ich hab mich schon darum gekümmert. Muss allerdings bald sein - wie war’s diesen Sonntag? Ich kann Bert rausschicken und Stella deinen Vater. Ich hab mit Ida und Stella gesprochen, und sie haben nichts dagegen, diesmal zu uns zu kommen. Das macht dir doch nichts aus, oder?«
    »Nein«, sagte ich voller Erleichterung. »Das macht mir überhaupt nichts aus.« Madeline würde daraus ihre eigene Veranstaltung machen, aber das wäre irgendwann sowieso passiert. Der Kranz war weitergegeben worden.
    Und er wurde kräftig begossen. Beim Kranzflechten braute Madeline einen Punsch aus Wein und weiß der Himmel was sonst noch zusammen, und sie, Ida und Stella wurden ziemlich beschwipst. Sie bastelten einen ganz speziellen Kranz aus Klopapierrollen und unbenutzten Tampons, dann zogen sie ihre BHs aus und drapierten sie darüber, und bei alldem lachten sie, bis sie kaum noch stehen konnten.
    »Komm, wir schnappen uns ‘ne Flasche Wein, und dann nichts wie weg«, sagte Dottie. Wir verschwanden mit einer halb vollen Flasche Gallo Rose in ihrem Zimmer und tranken abwechselnd davon.
    »Carlie mochte kleine Kränze«, sagte ich. »>Nicht jeder hat eine große Tür<, hat sie immer gesagt.«
    »Ja, stimmt«, sagte Dottie. »Die waren hübsch. Erinnerst du dich noch an den, den sie aus Hummerscheren vom Lobster Shack gebastelt hat?«
    Mein Magen verknotete sich, während ich mein Gedächtnis durchforstete. »Wieso weiß ich das nicht mehr?«
    »Vielleicht liegt’s am Wein. Vielleicht fällt’s dir später wieder ein.«
    »Ja, vielleicht.« Ida und Madeline lachten über irgendwas, das Stella gesagt hatte. »Grand würde einen Rappel kriegen, wenn sie sie jetzt sehen könnte.«
    »Die spinnen total«, sagte Dottie.
    Der Rose wärmte mein Gesicht. »Ich glaube, ich werde betrunken.«
    »Fängst an zu schweben, was?«
    »Spürst du denn gar nichts?«
    »Ich hab schon Übung«, sagte Dottie. »Ich schaff ohne Probleme ein Sixpack Bier.«
    »Wo übst du denn?«
    »In Buds oder Glens Auto. Auf Partys. Du solltest mal mitkommen.«
    Aber ich konnte mir nicht vorstellen, Bier zu saufen und zu einer Party zu gehen. Dahin konnte ich nicht mehr zurück.
    Die Frauen im Wohnzimmer lachten kreischend los. »Das ist alles«, rief Madeline. »Mehr macht er nicht. Und dann soll ich mich hinlegen und die Beine breit machen und sagen: »Komm rein, Süßer, alles gut geölt.<«
    »Ach du Scheiße«, sagte Dottie. »Diesen Mist will ich gar nicht wissen. Ich glaub, wir müssen sie mal wieder an die Arbeit kriegen, sonst wird das heute nichts mehr.«
    Wir saßen noch bis ungefähr zehn Uhr am Tisch, aber trotz - oder vielleicht auch wegen - unseres Schwipses hatten wir am Ende dreißig Kränze fertig, auf die Grand stolz gewesen wäre. Den schönsten gab Madeline mir, als ich ging.
    »Kümmer dich nicht um uns, Schätzchen.« Sie schwankte leicht, und ihre braunen Augen füllten sich mit Tränen. »Uns fehlt Grand auch. Ich hätte gern auf unsere Alberei verzichtet, wenn ich dafür ihr Lachen gehört hätte. Wenn du irgendwas brauchst, sag Bescheid. Du gehörst zu uns.« Sie gab mir einen feuchten Schmatzer und umarmte mich so fest, dass mir die Luft wegblieb. »Nacht«, sagte sie. »Und pass auf, ist glatt da draußen.«
    Ich ging nach Hause, immer noch in einer rosa Wolke von dem stibitzten Wein. Als ich ausrutschte und mit dem Hintern auf der Straße landete, rappelte ich mich wieder hoch und schaute mich um, ob mich jemand gesehen hatte. Doch da war niemand, außer den beiden Geistern, die mir jetzt folgten: eine kleine, zierliche Gestalt mit einem roten Scherenkranz, der bei jedem Schritt leise klapperte, und eine große, kräftige, die einen duftenden Fichtenkranz mit leuchtend roten Beeren in der Hand hielt, durchwoben von Gebeten.

38
     
    Am Tag nach der Kranzparty holte ich den Kinderpullover aus der Tüte und sah ihn mir genauer an. Es war ein ziemlich einfaches Muster, das Grand mir schon vor Jahren beigebracht hatte, und ich beschloss, ihn zumindest versuchsweise fertig zu stricken. Seit ihrem Tod hatte ich keine Nadeln mehr in der Hand gehabt, aber nach einem etwas holprigen Start fühlte es sich wieder vertraut an. Klappernd ließ ich die elfenbeinfarbenen Maschen durch meine Finger gleiten, und das Wollknäuel schrumpfte, während der Pullover wuchs. Ich stellte mir vor, wie Jemandes Mutter ihn über einen kleinen Kopf zog, über die vorwitzige Stupsnase und das trotzige Kinn, und dann das

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