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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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Brustansatz bis zum Haaransatz. Lange Affenarme. Ich lächelte. Elfenbeinfarbene Zähne. Nicht so weiß wie die von Andy, aber Grand hatte immer dafür gesorgt, dass ich sie zweimal täglich putzte und Zahnseide benutzte. Als sie starb, hatte sie noch fast alle Zähne, und ich nehme an, sie wollte, dass ich meine auch behielt.
    Von der Seite sah man meine Rippen, und ich hatte ein leichtes Hohlkreuz. Mein Bauch war ein bisschen mollig. Was am weitesten herausstand, waren jedoch meine Füße, lang und platt wie die Schiffsrampen am Kai. Dafür hatte ich schön geformte Waden, wie die von Carlie.
    Ich drehte mich mit dem Rücken zum Spiegel und musterte meinen Po. Darüber zeichneten sich zwei Grübchen ab. Carlie hatte mir mal erzählt, es wären spezielle Markierungen, die die Engel hinterließen, wenn sie überprüften, ob man fertig war. Ich spannte erst die eine, dann die andere Pobacke an. Fest. Mein Po erinnerte mich an zwei Brotlaibe, und das brachte mich auf die Idee, ein Brot für das Abendessen zu backen. »Man geht nie ohne ein kleines Geschenk zu einer Einladung«, hatte Grand immer gesagt.
     
    Während der Teig ging, nahm ich ein Bad. Ich ließ immer wieder heißes Wasser nachlaufen, indem ich mit meinem großen Zeh den Hahn auf- und zudrehte. Während ich vor mich hin döste, hörte ich draußen Bud mit seinem Fairlane herantuckern. Er wurde langsamer, als er bei Grands Haus ankam, und hielt fast an, dann fuhr er weiter. Ich fragte mich, ob Susan neben ihm saß, und staunte darüber, dass mir das noch heute Morgen etwas ausgemacht hatte. Dottie hatte recht gehabt mit ihrer Mahnung, ich sollte mehr unter Leute gehen.
    Ich stieg aus der Wanne, trocknete mich ab und tupfte mir etwas Maiglöckchenparfüm auf die Haut. Nur einen Hauch, der Andy, wie ich vor einer Weile in einer Zeitschrift gelesen hatte, dazu verlocken würde, nach dem Ursprung zu suchen, bis er wild vor Leidenschaft war.
    Gegen halb fünf, als ich gerade überlegte, was ich anziehen sollte, klopfte es an der Haustür. »Verdammt«, murmelte ich. Ich wollte nicht aufmachen, aber falls es Daddy war, würde er sich vielleicht sorgen. Also schlüpfte ich in meine Jeans und ein Sweatshirt und ging runter.
    Es war Bud.
    »Hi«, sagte er.
    »Hi.«
    Er runzelte die Stirn.
    »Willst du reinkommen?«, fragte ich.
    »Okay.«
    Er stand in der Küche und wich meinem Blick aus.
    »Was ist?« Ich nahm das feuchte Tuch von dem gegangenen Brotteig und schob den Laib in den Ofen. Eine Welle heißer Luft schlug mir ins Gesicht. Dann blickte ich wieder zu Bud.
    Er sah plötzlich todtraurig aus.
    »Bud«, sagte ich erschrocken. »Ist jemand gestorben?«
    »Nein.« Er wandte sich zum Gehen. »Ich hätte nicht kommen sollen.«
    Ich folgte ihm zur Tür. »Was ist los? Du benimmst dich so komisch.«
    Er drehte sich um und sah mich an. »Ich hab eine Freundin, Florine«, sagte er.
    »Ich weiß. Susan. Es sei denn, du hast dir heimlich eine neue zugelegt.«
    »Nein. Es ist immer noch Susan.«
    »Schön«, sagte ich. »Ist alles in Ordnung?«
    »Das wollte ich eigentlich dich fragen.«
    »Bud, wovon zum Teufel redest du?«
    »Ich hab heute mit Dottie gesprochen.«
    »Das tust du doch jeden Tag.«
    »Ja. Aber sie hat mir erzählt, dass du … Ich wollte dir nur sagen, wenn Susan nicht wäre, dann könnten wir, ich meine, du und ich …«
    Diese blöde Dottie, dachte ich. So viel zum Thema Geheimnisse unter besten Freundinnen. Die würde ich mir noch vorknöpfen. »Schon in Ordnung, Bud«, sagte ich. »Ich weiß, dass du mit Susan zusammen bist. Und es freut mich für dich.«
    »Gut«, sagte Bud. »Ist ja nicht so, dass ich’s mir nicht vorstellen könnte, aber ich bin halt schon vergeben.«
    »Kein Problem«, sagte ich. »Und danke, dass du so ehrlich bist. Wir sind Freunde, okay?«
    »Du bist wirklich klasse, Florine«, sagte er. »Lass dir von niemandem was anderes erzählen.«

40
     
    Für mein Dinner-Date wählte ich schließlich ein purpurrotes Bauernkleid mit Paisleymuster, das Dottie mir geschenkt hatte, weil es ihr zu eng war. Ich zog eine schwarze Strumpfhose darunter, schlüpfte in Mantel und Winterstiefel, drückte das warme Brot an mich und verließ das Haus. Fernseher und Küchenlampe hatte ich angelassen, damit es so aussah, als wäre ich da. Ich ging durch den Wald, die Taschenlampe auf den vertrauten Weg gerichtet.
    Andy kam mir auf dem verschneiten Rasen entgegen. Er reichte mir die Hand und führte mich über die Veranda zur Vorderseite des Hauses.

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