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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callan Rogers
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Stück für mich aufgelegt hatte. »Oh I’m the kind of guy that likes to roam around«, summte ich.
    Bud liebte Elvis und die anderen genauso wie ich, aber er hatte sich wegen Susan auch an die Beatles gewöhnt. Wenn ich Bud und Susan in der Schule sah, gingen sie immer Hand in Hand, oder er hatte seinen langen Arm um ihre schmalen Schultern gelegt. Ich war überrascht, dass er Glen, Dottie und mich überhaupt zu Silvester eingeladen hatte. Ich hätte gedacht, er wäre lieber allein mit Susan.
    »Das erlaubt Ida auf keinen Fall«, hatte Madeline laut Dottie im Laden zu Stella gesagt. »Sie lässt die beiden nicht allein. Das wäre viel zu riskant.«
    Also waren wir offenbar die Anstandswauwaus für Bud und Susan, und das ging mir mächtig gegen den Strich. Aber ich hatte auch keine Lust, am Silvesterabend vor dem Fernseher zu verschimmeln, während Grand im Bett lag und schlief.
    Susan trug ein rotes Minikleid mit schwarzen Nylons und schwarzen Schuhen. Ihr Haar lag auf ihren Schultern wie geschickt drapiertes Lametta. Außerdem war sie gut im Gin Rummy, fast so gut wie ich. Mir machte das Ganze keinen großen Spaß.
    Plötzlich stand Susan auf, schenkte uns allen einen Blick auf ihren schlanken Oberschenkel und nahm The Wanderer vom Plattenspieler.
    »He«, sagte Dottie, »lass das an - der Song bringt mir Glück.«
    »Ich glaube, Florine wollte das hören«, sagte Bud zu Susan. »Und ich übrigens auch.«
    »Weiß ich«, sagte sie. »Aber ihr müsst euch diesen Song mal anhören. Florine, achte auf den Text.« Sie sah mich so flehend an, dass ich die Achseln zuckte. Sie legte eine Single auf den Plattenteller und senkte die Nadel ab. Als die Nadel auf das Vinyl traf, verzerrte leises Kratzen und Knistern die ersten Gitarrentakte. »Yesterday«, sang einer von den Beatles, »love was such an easy game to play. Now I need a place to hide away …«
    »Lasst uns noch eine Runde spielen«, sagte ich. »Susan, bist du dabei?«
    »Ach, Florine«, sagte sie. »Ich wünschte, du würdest ihnen eine Chance geben. Ich glaube, es würde dir wirklich gefallen.«
    Sie setzte sich, sprang jedoch noch mal auf, nahm die Single vom Plattenspieler und gab sie mir. »Hier, nimm sie mit nach Hause und hör sie dir an. Nur ein Mal.« Dann legte sie wieder The Wanderer auf.
    »Gin«, sagte ich fünf Minuten später.
    Im Lauf des Abends wurde ich immer zappeliger. Als Bud Susans Ohr küsste, spürte ich seine Lippen so deutlich, als hätte er meins geküsst. Ich sah, wie Glen seine große Hand am Bein seiner derzeitigen Flamme hinaufwandern ließ, und konnte mich nicht mehr konzentrieren, weil ich mir vorstellte, wie Bud bei mir dasselbe machte und dann zu der Stelle in der Mitte kam. Susan gewann das ganze Spiel.
    Um zehn standen wir vom Küchentisch auf und gingen in Idas makellos geputztes Wohnzimmer. Susan und Bud setzten sich zusammen auf das beigefarbene Sofa, während Glen und sein Mädchen sich in Sams breiten Sessel zwängten. Das Mädchen schmiegte sich eng an ihn. Dottie und ich nahmen die beiden Sessel, die noch übrig waren.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Dottie.
    »Ich weiß nicht«, sagte Bud. »Wir können ja ein bisschen fernsehen.«
    »Ich geh nach Hause«, sagte ich. »Da kann ich auch fernsehen. Kommst du mit, Dottie?«
    Dottie zuckte die Achseln. Wir standen auf, mummelten uns in unsere dicken Wintermäntel ein und steuerten auf die Tür zu.
    »Vergiss nicht, dir Yesterday anzuhören«, rief Susan. »Ich bin sicher, der Song gefällt dir.«
    Als wir beim Haus der Butts ankamen, fragte Dottie: »Kommst du noch mit rein?«
    »Nein.« Stella und Daddy waren da drinnen.
    »Willst du mich etwa mit den ganzen Erwachsenen allein lassen?«
    »Du kannst ja mit zu mir kommen und bei uns übernachten«, sagte ich.
    »Nö, lieber nicht. Wünsch mir Glück mit den Alten.«
    Als ich nach Hause kam, stellte ich überrascht fest, dass der Fernseher lief. Aber Grand schaute gar nicht hin, sie saß im Schaukelstuhl auf der Veranda und sah hinaus aufs dunkle Wasser. Ich setzte mich neben sie.
    »Ich dachte, du wärst längst im Bett, Grand.«
    »Konnte nicht schlafen«, sagte sie. Über dem Nachthemd trug sie ihren geblümten Hausmantel. Sie hatte ihre hässlichen rosa Pantoffeln an, und jedes Mal, wenn sie vor und zurück wippte, sah man kurz ihre dicken Fußgelenke. »Franklin und ich sind früher jedes Jahr an Silvester im Rod and Reel Club tanzen gewesen. Er war ein wunderbarer Tänzer.«
    »Wirklich?«, sagte ich.
    »Ja,

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